1588 - Die falsche Kette
Friedensstifterin gedehnt. „Auf welche Weise ich auf Lingora empfangen werden möchte - was soll das bedeuten? Erkläre es mir bitte!"
Sie deutete neben sich auf die Sitzmatte.
Amdan Cutrer rührte sich nicht. Er blieb beharrlich draußen auf dem Korridor stehen. „Gib ihnen eine Chance!" bat er. „Sie haben einfach noch keine Übung in diesen Dingen. Wenn du ihnen keine Hinweise gibst, geraten sie möglicherweise in Gefahr, dich zu enttäuschen. Das haben sie nicht verdient."
Dorina Vaccer fragte sich verzweifelt, woran es lag, daß sie ihren Schüler plötzlich nicht mehr verstand.
Abgesehen davon empfand sie es als eine unglaubliche Zumutung, daß Amdan Cutrer sie ausgerechnet jetzt vor derartige Probleme stellte. „Ich begreife nicht, worauf du hinauswillst", sagte sie ungeduldig. „Kannst du dich nicht etwas verständlicher ausdrücken? Und komm endlich herein!"
Amdan Cutrer gehorchte zögernd. „Mach die Tür zu!" Er tat auch das. „Und jetzt erkläre mir, was dieser Unsinn soll!"
„Ich will doch nur verhindern, daß es Ärger gibt", erwiderte Amdan Cutrer mit einem seltsamen, verzweifelten Unterton. „Die Leute haben keine Ahnung, wie sie sich verhalten sollen. Die anderen Friedensstifter haben ihre Überschweren, die diese Fragen für sie klären, aber in deinem Fall muß ich mich eben darum kümmern."
„Die Überschweren klären Fragen für die Friedensstifter?" fragte Dorina Vaccer überrascht. „Wie machen sie das?"
Amdan Cutrer antwortete mit einem einzigen Wort: „Voltry!"
Dorina Vaccer starrte ihn erschrocken an. Sie fragte sich, wo sie wohl in der letzten Zeit ihre Augen gehabt hatte.
Wahrscheinlich in derselben Schublade, in der jetzt der Zellaktivator liegt, dachte sie sarkastisch.
Sie hatte Amdan Cutrer offenbar schon lange nicht mehr richtig angesehen, denn sonst hätte ihr längst auffallen müssen, daß der junge Linguide am Ende seiner Kräfte war.
Ich muß ihm Unglaubliches zugemutet haben! überlegte sie. Und nicht nur ihm allein - den anderen auch. Der Schwindel griff nach ihr.
Nicht jetzt! dachte sie wütend. Sie klammerte sich mit beiden Händen an die Sitzmatte. Unter Aufbietung all ihrer Willenskraft drängte sie die Übelkeit zurück. „Hör mir jetzt einen Augenblick lang genau zu", sagte sie zu ihrem Schüler. „Ich habe mittlerweile begriffen, daß ich in der letzten Zeit vieles zerstört habe, was sich nicht so leicht wieder aufbauen läßt. Es könnte sein, daß auch dein Vertrauen dazugehört. Wenn das der Fall ist, dann sage mir das, und wir trennen uns in aller Ruhe und Freundschaft, wie sich das gehört."
Er blickte ausdruckslos auf sie herab. „Andernfalls?" fragte er gedehnt. „Andernfalls nimm bitte zur Kenntnis, daß es mir leid tut, daß ich aber im Augenblick beim besten Willen keine Zeit habe, dein geknicktes Ego in mühevoller Kleinarbeit wieder geradezubiegen."
Er stand immer noch dicht an der Wand, reserviert, von Mißtrauen erfüllt und bei alledem darum bemüht, nur ganz neutrale Zeichen zu geben.
Er war völlig verkrampft. Er wollte sich um keinen Preis der Welt anmerken lassen, wie elend ihm zumute war.
Es tat ihr weh, ihn so zu sehen. Sie erinnerte sich daran, wie er einst auf dem Planeten Viron an Bord der VAROAR gekommen war.
Er war noch ein Kind gewesen, blaß hellhaarig und mager. Kein anderer Schüler hatte die VAROAR je mit so leuchtenden Augen betreten wie er. Balin Weydar hatte ihn in die Schule zurückgeschickt, weil Amdan Cutrer ihm noch zu jung für die Ausbildung zu sein schien. Aber schon am nächsten Tag war der Junge wieder zur Stelle gewesen.
Dorina Vaccer hatte sich zu seiner Fürsprecherin gemacht. „Ich werde dich niemals enttäuschen!" hatte Amdan Cutrer damals zu ihr gesagt.
Er hatte dieses Versprechen gehalten.
Als Dorina Vaccer ihr eigenes Schiff erhielt, war Amdan Cutrer ihr erster Schüler geworden.
Und jetzt stand er vor ihr und hatte Angst, und ihr wurde plötzlich bewußt, daß sie es nicht einmal wagen konnte, ihm diese Angst zu nehmen. Nicht jetzt.
Erst mußte sie wissen, was auf sie zukommen würde.
Nicht nur auf sie selbst, sondern auch auf Amdan Cutrer und alle anderen hier an Bord. „Ich kann mich nicht in allen Einzelheiten daran erinnern, was in der letzten Zeit geschehen ist", sagte Dorina Vaccer langsam. „Ich brauche jemanden, der mir hilft, die Lücken zu füllen. Sobald das hier vorbei ist, werde ich dafür sorgen, daß du endlich ein eigenes Schiff erhältst."
„Sobald was
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