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1588 - Die falsche Kette

Titel: 1588 - Die falsche Kette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Getränk, das aus den Tampak-Spitzen gebraut wurde.
    Dorina Vaccer entdeckte einen alten Linguiden, der vor einem der Gehöfte stand und prüfend zum Himmel hinaufblickte. Offenbar überlegte er, ob es wohl Regen geben würde.
    Natürlich hätte dieser Linguide vom örtlichen Wetterdienst eine absolut zuverlässige Voraussage erhalten können, und das wußte dieser Tampak-Pflücker auch ganz genau. Aber er gehörte wohl zu denen, die sich darauf versteiften, die moderne Technik zu boykottieren und sich statt dessen auf althergebrachte Methoden zu verlassen.
    Dorina Vaccer stieg aus dem Gleiter und ging zu dem alten Linguiden hin. „Ich habe talaufwärts einen Kima-Strauch gesehen - auf halber Höhe eines Abhangs, direkt über einer Tampak-Pflanzung", sagte sie. „Der Strauch ist vermutlich sieben bis acht Jahre alt. Weißt du, zu wem er gehört?"
    Der alte Tampak-Pflücker musterte die Friedensstifterin kurz, schien sie aber nicht zu erkennen. „Nica Horja", sagte er. „Er ist der Sohn meiner Tochter."
    „Ich möchte das Kind sehen." Der Linguide wandte sich wortlos ab und ging voran.
    Dorina Vaccer korrigierte sich: Der Tampak-Pflücker hatte sie sehr wohl erkannt. Er reagierte abweisend, wagte es aber nicht, sich auch entsprechend zu äußern.
    Die Friedensstifterin beschloß, vorerst nichts dazu zu sagen.
    Unter dem weit vorspringenden Dach des Hauptgebäudes standen Stapel von kleinen Holzfässern. Sie enthielten fermentierte Tampak-Spitzen, fertig zum Versand. Unter den alten, dunklen Balken des weit vorspringenden Dachs hingen Reisigbündel: Rohmaterial für die Herstellung der geflochtenen, mit Stoff bespannten Rahmen, in denen die Tampak-Spitzen getrocknet wurden.
    Die Tampak-Ernte wurde in diesem Tal offenbar immer noch in Handarbeit verwertet.
    Dorina Vaccer stellte fest, daß dieser Gedanke etwas Tröstliches hatte.
    Tampak und Maschinen - das paßte nicht zusammen.
    Im Innern des großen, alten Hauses war es angenehm warm. „Warte hier", sagte der alte Tampak-Pflücker. „Ich werde nachsehen, ob Nica schon wach ist."
    Dorina Vaccer setzte sich an einen großen Tisch und wartete.
    Durch eine offene Schiebetür konnte sie in einen kleinen, kiesbedeckten Innenhof hinaussehen.
    Dort stand ein blühender Kima-Strauch vor einer Wand aus alten, dunklen Balken. Um den Stamm herum lagen ein paar runde Steine. Ein Grasbüschel und eine zierliche blaue Blume spiegelten sich in einem winzigen Wasserbecken. Ein schönes, friedliches Bild. Zu schön und zu friedlich, um es zu zerstören, dachte Dorina Vaccer.
    Ich sollte dieses Haus verlassen. Sofort. Ich werde nichts als Unglück über diesen Ort bringen.
    Und dabei verspürte sie eine seltsame Unruhe.
    Trotzdem blieb sie sitzen. Dieser Innenhof in seiner ruhigen Schönheit schien ihr wie ein Symbol für all das zu sein, was die Linguiden durch die Umtriebe der unsterblichen Friedensstifter zu verlieren drohten.
    Dorina Vaccer starrte den Kima-Strauch an und fragte sich, was sie tun konnte, um weiteres Unheil zu verhindern. Sie fühlte sich erschreckend hilflos.
    Dieses Gefühl steigerte sich, als sie das Geräusch leichter Kinderschritte auf den hölzernen Dielen des Flurs hörte.
    Die Tür öffnete sich. „Ich bin Nica", sagte eine Stimme. Dorina Vaccer war für einen Augenblick unfähig, sich zu bewegen.
    Sie hatte Angst, sich umzudrehen. Vor ihrem inneren Auge erschien Cebu Jandavari, die mit schlohweißem Haar und rötlichen Augen von einem Besuch bei ihrem Kima-Strauch zurückgekehrt war.
    Aber die Stimme des Kindes klang keineswegs so, als sei irgend etwas Ungewöhnliches vorgefallen. Nica Horja war neugierig, aber nicht beunruhigt.
    Die Friedensstifterin drehte sich um.
    Das Kind war völlig normal. Es war ungefähr sieben Standardjahre alt. Nichts an ihm war in irgendeiner Weise auffällig.
    Dorina Vaccer unterhielt sich fast eine Stunde lang mit Nica Horja. Auch dann war sie sich immer noch nicht sicher, daß der plötzliche Entwicklungssprung des Kima-Strauchs keine Rückwirkungen auf das Kind haben würde.
    Andererseits konnte es noch Stunden oder gar Tage dauern, bis eine solche Entwicklung erkennbar wurde. So lange konnte Dorina Vaccer nicht warten.
    Sie rief die Bewohner des Hauses zusammen und sprach in aller Offenheit zu ihnen über das Problem. „Ich weiß nicht, was mit dem Strauch geschehen ist", sagte sie. „Aber ich halte es für besser, wenn keiner von euch die Pflanze berührt, bis ihr Zustand sich wieder normalisiert hat."
    Die

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