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159 - Der Dämon und die Besessene

159 - Der Dämon und die Besessene

Titel: 159 - Der Dämon und die Besessene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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sich immer noch Chancen aus, Mr. Ballard?«
    »Ich gebe die Hoffnung niemals auf«, erwiderte ich trotzig.
    »Man muß erkennen, wann man verloren hat«, belehrte mich der Bürgermeister.
    Die Flintenweiber traten näher und drückten mir links und rechts die kalten Doppelläufe gegen den Hals. Es blieb mir nichts anderes übrig, als zu gehorchen. Höchst widerwillig ließ ich mich fesseln.
    Clint Juran forderte mich auf, ihm zu folgen. Man stieß mich hinter ihm her, und er führte mich in einen Raum mit pechschwarzen Wänden und pechschwarzen Gebetsbänken. Ringsherum brannten schwarze Kerzen, und aus kleinen Schalen stieg ein Rauch, der widerlich nach Schwefel roch.
    Der Bürgermeister zeigte auf einen großen Wandteppich, der ein grauenerregendes Gesicht zeigte.
    »Das ist Palbuk!« informierte er mich.
    Palbuk hatte eine Affenschnauze mit Reißzähnen, glühende Sichelaugen und gewaltige Hörner, die seitlich aus dem Schädel wuchsen und sich in weitem Schwung steil nach oben bogen. In Ansätzen war auf dem Gobelin auch noch zu erkennen, daß dieser Teufel eine koloßhafte Gestalt hatte. Palbuk sah so echt aus, daß man meinen konnte, er könne den Wandteppich jederzeit verlassen.
    Darunter stand ein schwarzer Sarg mit geschlossenem Deckel - vermutlich der Altar in diesem Teufelstempel.
    »Wenn Sie sterben, wird Palbuk zusehen«, erklärte Clint Juran.
    »Lebt dieses Bild etwa?« fragte ich.
    »Im Moment nicht, aber Palbuk kann es jederzeit beleben. Wir sprechen zu diesem Bild und können sicher sein, daß uns Palbuk hört.« Juran verschwand kurz hinter dem Gobelin. Als er wieder erschien, trug er eine schwarze Robe und einen goldenen Kelch, in dem sich ein dunkelgrüner Trank befand. Der Bürgermeister befahl mir, davon zu trinken.
    »Was ist es? Pfefferminzlikör?«
    »Wir nennen es Palbuks Blut.«
    »Ich verzichte.«
    »Es ist nicht wirklich Palbuks Blut.«
    »Ich verzichte trotzdem«, sagte ich, doch das nützte mir gar nichts. Sie zwangen mich, von diesem widerlichen Zeug zu trinken, warfen mich zu Boden, hielten mich fest, und als ich die Lippen zusammenpreßte, klemmten sie mir die Nase zu. Ich mußte trinken und war sicher, daß sich gleich eine schreckliche Wirkung einstellen würde. Hatten sie mir Gift in die Gurgel gezwungen? Würde mich der Trank zum Monster machen? Ich beobachtete mich sehr genau, versuchte irgend etwas wahrzunehmen, doch es schien sich nichts zu verändern. Alles blieb, wie es war, auch ich. Wozu hatte Clint Juran dann aber darauf bestanden, daß ich das selbstgebraute Zeug schluckte?
    Ich wollte ihn fragen - und in diesem Moment wußte ich Bescheid: Ich konnte nicht mehr sprechen und mich nicht mehr bewegen. Nahezu alle meine Lebensfunktionen waren erhalten geblieben - ich konnte sehen, hören, riechen, empfand bestimmt auch weiterhin Schmerzen, war nur stumm geworden und von einer »oberflächlichen« Lähmung befallen. Wie eine Schaufensterpuppe kam ich mir vor, die alles mit sich geschehen lassen mußte.
    »Hebt ihn hoch!« befahl Clint Juran.
    Die Frauen legten ihre Schrotflinten weg und schoben die Hände unter meine Achseln, der Mann schnappte sich meine Beine, und als sie mich hochhoben, hing ich nicht durch. Eine Schaufensterpuppe!
    Der Bürgermeister begab sich zum Sarg und öffnete ihn. Er entnahm ihm ein schwarzes Tuch, das mit schwarzmagischen Symbolen bestickt war. Auf sein Geheiß legten sie mich hinein, und Juran breitete das Tuch über mich.
    Mein Leichentuch…
    ***
    Troy Skerrit betrat mit Shelley Robinson das Haus des Bürgermeisters. Dieses Wuchern, von dem Skerrit gesprochen hatte, hatte begonnen, zunächst unmerklich, aber nun spürte das Mädchen es schon deutlich. Etwas in ihr brannte darauf, Palbuk wiederzusehen, und sie konnte nicht dagegen ankämpfen. Weitere Dorfbewohner erschienen. Zum erstenmal würde Shelley Robinson an einer schwarzen Messe teilnehmen. Alle würden Palbuk verherrlichen, und sie glaubte zu wissen, daß sie das auch tun würde, weil dieser Zwang in ihr immer stärker wurde.
    Skerrit führte sie in den schwarzen Tempel.
    Frauen und Männer suchten die Bänke auf.
    Shelley wollte sich ebenfalls setzen, doch Troy Skerrit griff nach ihrem Arm und hielt sie zurück. »Du nicht, Schwester«, versetzte er kopfschüttelnd.
    Er brachte sie zu Clint Juran, der nicht nur Bürgermeister, sondern gleichzeitig auch schwarzer Priester war.
    »Dies kann deine größte Nacht werden, Schwester«, sagte Juran zu Shelley. »Beuge deine Knie vor Palbuk,

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