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159 - Der Dämon und die Besessene

159 - Der Dämon und die Besessene

Titel: 159 - Der Dämon und die Besessene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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die sie hierher gebracht hatten?
    Die befanden sich hinter ihm, wie er einen Augenblick später merkte.
    Der Hüne mit den Silberhaaren hörte das metallische Kläcken eines Gewehrschlosses.
    ***
    »Schon wieder ein Fremder!« knurrte einer der beiden Männer. »Steht Netwick neuerdings in ’nem Reiseführer, daß so viele ungebetene Gäste bei uns aufkreuzen?«
    »Mußten die beiden Radfahrer deshalb sterben?« fragte Mr. Silver finster. »Weil sie in Netwick nicht willkommen waren?«
    »Richtig«, bestätigte der Mann mit dem Gewehr. »Niemand ist hier willkommen, auch du nicht.«
    Mr. Silver sah hinter den Männern ein total demoliertes Auto, und das Haus hatte auch keine einzige ganze Fensterscheibe mehr. Vandalen mußten hier ihr Unwesen getrieben haben.
    »Habt ihr die Radfahrer ermordet?« fragte der Ex-Dämon geradeheraus. Vor dem Gewehr brauchte er keine Angst zu haben, denn es war bestimmt mit konventioneller Munition geladen, und damit konnte man ihm nichts anhaben. Aber er gab sich den Anschein, als fürchte er, mit einer Kugel niedergestreckt zu werden.
    »Nein«, antwortete der Kerl mit dem Gewehr, »haben wir nicht. Das war Troy Skerrit. Shelley Robinsons Nachbar.«
    »Muß jeder Fremde sterben?« wollte Mr. Silver wissen.
    Der Mann nickte. »Jeder.« Er lachte. »Jetzt weißt du, was dir blüht. Weshalb bist du nach Netwick gekommen?«
    »Ich bin ein Freund von Shelley Robinson. Wieso habt ihr euch an ihr noch nicht vergriffen?«
    »Keine Regel ohne Ausnahme.«
    »Shelley ist diese Ausnahme?« fragte Mr. Silver.
    »Du hast es erfaßt«, bestätigte der Mann mit dem Gewehr, »Sie wird demnächst an Palbuks Seite treten.« Der Ex-Dämon wußte, von wem die Rede war.
    »Neugier kann tödlich sein«, sagte der Typ mit dem Gewehr spöttisch, »Aber zuvor sind wir noch gern bereit, deinen Wissensdurst zu stillen. Du wolltest herausfinden, was wir mit den Leichen Vorhaben. Chris, zeig es ihm!«
    Chris, der andere Mann, begab sich zum Pferdewagen, griff nach der dünnen Peitsche und ließ sie auf die Kruppe des Tiers pfeifend niedersausen.
    Das Pferd wieherte erschrocken und riß den Wagen vorwärts. Es galoppierte zum See, dessen Wasser die Farbe des Blutes annahm und zu brodeln begann. Pferd, Karren und Leichen gingen bereits nach wenigen Metern unter. Sobald sich das Wasser beruhigt hatte, erschien darauf Palbuks furchterregendes Gesicht und verschwand nach einigen Sekunden wieder.
    »Der Teufelssee ist unser Friedhof«, erklärte der Mann mit dem Gewehr. »Alles, was tot ist, kommt da hinein.«
    »Muß ein Genuß sein, darin zu baden«, sagte Mr. Silver.
    »Wer das versucht, ist verloren, den holt sich Palbuk«, versetzte der andere. Chris trat wieder neben ihn.
    »Und was habt ihr nun mit mir vor?« erkundigte sich Mr. Silver. »Soll ich ein unfreiwilliges Bad im Teufelssee nehmen? Ich habe keine Badehose dabei.«
    Der Mann mit dem Gewehr lachte. »Du hast Humor, aber der wird dir bald vergehen. Ich könnte dich erschießen und mit Chris in den See werfen. Ich könnte dich tödlich verletzen, dann würdest du von selbst in den See gehen. Du könntest aber auch während eines rituellen Akts in unserem Tempel dein Leben verlieren. Ich muß gestehen, daß mir letzteres am besten gefallen würde. Du bist ein großer, kraftstrotzender Mann. Palbuk würde es begrüßen, wenn wir dir vor seinen Augen im Tempel das Herz herausschneiden würden.«
    Der Ex-Dämon nickte zustimmend. »Ich bin auch dafür, daß ihr mich zu Palbuk führt.«
    »Rechnest du dir Chancen aus? Denkst du, Palbuk könnte dich begnadigen?«
    »Ja, das hoffe ich«, entgegnete Mr. Silver. »Ich werde ihn bitten, mir mein Leben zu lassen.«
    »Er wird dich auslachen«, behauptete der Mann mit dem Gewehr.
    Ich werde ihn mit Shavenaar in der Hand bitten, dachte Mr. Silver grimmig, und er wird garantiert nicht lachen!
    ***
    Sie erreichten das Haus des Bürgermeisters. Der Tempel hatte einen separaten Eingang, auf den sich Mr. Silver unsanft zustoßen ließ. Er gab sich ganz friedlich, als wüßte er, daß er gegen das Gewehr chancenlos war. Die Männer taten ihm einen Gefallen, ohne es zu wissen. Sie brachten ihn zu Palbuk, und genau zu dem wollte er.
    Als sie den Tempelvorraum betraten, hörten sie ein Mädchen schreien, und dann überstürzten sich die Ereignisse.
    Mr. Silver gelangte in den Tempel. Er erfaßte die Situation mit einem einzigen Blick, sah Palbuk auf dem Wandteppich - das Gesicht lebte -, sah Shelley Robinson, die von drei

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