159 - Der Dämon und die Besessene
Männern festgehalten wurde, sah den schwarzen Priester, der mit erhobenem Dolch vor einem offenen Sarg stand, und sah seinen Freund Tony Ballard, der reglos in diesem Sarg lag.
Clint Juran wollte mit dem Dolch zustoßen.
»Halt!« brüllte Mr. Silver.
Die »Gläubigen« wandten sich ihm erbost zu. Wer wagte es, ihrem »Priester« zu befehlen?
Juran starrte wütend in Mr. Silvers Richtung. »Ergreift diesen Mann!«
Auf Befehl des Ex-Dämons wurde Shavenaar sichtbar. Mr. Silver riß das Höllenschwert aus der Lederscheide. Der Mann mit dem Gewehr schoß aus kürzester Distanz auf ihn, doch Mr. Silver ging nicht zu Boden. Er ließ Shavenaar herabsausen und hieb das Gewehr in zwei Teile. Die Männer, die ihn packen wollten, flogen zur Seite. Mr. Silver wühlte sich durch die Menge, war nicht aufzuhalten. Mit Schwertschlägen sorgte er dafür, daß Shelley Robinson losgelassen wurde. Er tötete die Männer nicht, sondern traf sie mit der Breitseite der Klinge. Wie vom Blitz gestreift, fielen sie um.
Clint Juran wollte endlich tun, was er sich vorgenommen hatte, doch Shelley Robinson stürzte sich erneut auf ihn und fiel ihm wild in den Arm.
Mr. Silver gab dem Sarg, in dem sein Freund lag, einen Tritt. Die schwarze Totenkiste fiel auf den Boden, und Tony Ballard rollte heraus.
***
Mit Mr. Silvers Auftauchen in allerletzter Minute hatte ich ehrlich gesagt nicht mehr gerechnet. Ich hatte mit meinem Leben abgeschlossen, und nun rollte ich aus dem Sarg, in dem ich hätte sterben sollen. Shelley Robinson biß den Bürgermeister in die Hand. Er schrie auf und ließ den Dolch fallen. Da ich weder aufsprang noch irgend etwas sagte, schien Mr. Silver zu begreifen, was mit mir los war. Er berührte mich ganz kurz mit Shavenaar, und ich war »erlöst«. Endlich konnte ich mich wieder bewegen, und ich hatte meine Stimme wieder.
Davon machte ich sofort Gebrauch. »Silver!« brüllte ich aus vollen Lungen. »Paß auf!«
Der Ex-Dämon fuhr herum und erblickte Palbuk, der den Gobelin verlassen hatte.
Jetzt war er kein lebendes Bild mehr, sondern ein muskelbepackter, koloßhafter Feind, der sich zornig auf meinen Freund stürzte.
Ich rollte mich auf den Dolch und schnitt meine Fesseln durch. Ein unbeschreibliches Gefühl durchflutete mich. Ich sprang auf. Die »Gläubigen« rückten näher. Ich jagte zwei Silberkugeln knapp über ihre Köpfe hinweg durch den schwarzen Tempel, und sie zogen sich zurück. Am Ausgang kam es zum Gedränge.
Clint Juran stieß Shelley Robinson von sich - und bekam es mit mir zu tun. Meine Schläge trieben ihn zurück, und mein Aufwärtshaken hob ihn beinahe aus den Schuhen. Er verdrehte die Augen, kippte nach hinten weg und landete in meinem »Sarg«.
Shelley wühlte sich zu mir durch. »Tony!«
»Sind Sie okay?«
»Ja.«
Ich drängte sie hinter mich, denn ich wollte Mr. Silver nicht allein gegen Palbuk kämpfen lassen.
***
Kopflos hatten die Dorfbewohner ihren Tempel verlassen. Mit einer solchen Situation waren sie noch nie konfrontiert worden, deshalb waren sie völlig durcheinander und wollten wie aufgescheuchte Hühner davonrennen. Troy Skerrit war einer von denen, die sich am schnellsten wieder faßten und begriffen, daß es falsch war, zu fliehen, denn damit ließen sie ihren Priester - und vor allem Palbuk - im Stich.
»Wir dürfen nicht davonlaufen!« schrie er und stemmte sich seinen Brüdern und Schwestern mit ausgebreiteten Armen entgegen. »Bleibt hier! So bleibt doch stehen, verdammt. Palbuk erwartet von uns, daß wir ihn unterstützen. Wenn ihr wie elende Feiglinge davonrennt, wird euch Palbuk grausam bestrafen. Wollt ihr das? Es ist unsere Pflicht, Clint Juran und Palbuk beizustehen. Es geht um Netwick, vielleicht sogar um unsere Existenz. Wir müssen diese Fremden mit vereinten Kräften niederringen. Palbuk soll ihre Herzen bekommen - drei Herzen für Palbuk!«
Der Mann mit dem Gewehr bemerkte: »Der Hüne mit den Silberhaaren kann kein Mensch sein. Ich habe auf ihn geschossen. Ein Mensch hätte das nicht überlebt!«
»Um so mehr wird sich Palbuk über sein Herz freuen!« gab Troy Skerrit zurück. »Es ist unsere Pflicht, unseren Herrn und Gebieter in diesem Kampf zu unterstützen!«
»Der fremde Hüne besitzt ein Zauberschwert!« warf Chris ein. »Er trug es bei sich, aber es war nicht zu sehen. Plötzlich wurde es sichtbar.«
»Wir werden ihm diese Waffe entreißen und Palbuk übergeben!« tönte Skerrit optimistisch. »Zurück, Brüder und Schwestern. Laßt uns den
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