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159 - Magie der Rothäute

159 - Magie der Rothäute

Titel: 159 - Magie der Rothäute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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darauf, durch dünnen Schnee zu laufen, damit seine Spuren nicht allzu deutlich waren. Dann schob er sich oberhalb des Hauses unter einen Haufen alter Äste und Teile von Büschen, die sich unter einer großen Schneewächte verbargen.
    Er drehte sich in vier engen Höhle herum. Dann fuhren seine Pranken leicht hin und her und verwischten die Spuren. Kurz nach diesen Bewegungen sorgten die unzähligen Schneeflocken dafür, daß sich die Tatzeneindrücke schnell mit der Umgebung verbanden und unsichtbar wurden.
    Dreißig Sprünge von Grey Demon entfernt zog sich ein breites, hoch angesetztes Fensterband in der gemauerten Rückwand des Hauses hin. Durch diese Gläser konnten die Augen des Kodiak jede Bewegung - oder fast jede wichtige Bewegung - im Innern des Hauses erkennen und deuten.
    Grey Demon hat viel Zeit.
    Morgen um Mitternacht endet das Leben der Jäger.

    Timothy Morton hatte über seinen Anzug einen fast bodenlangen Ledermantel mit Pelz-Innenfutter gezogen. Die Knopfleiste war halb offen; er mußte grinsen, wenn er an seine Ausrüstung dachte. Neben dem Revolver steckte vor der Brust eine Signalpistole mit sechs Schuß. Es waren weiße Magnesiumladungen, die für günstigstenfalls eine halbe Minute ein durchdringendes, zitterndes Licht abgaben - wenn sie nicht im tiefen Schnee versanken.
    Er zog die Schaufel aus dem hohen Schnee und befreite die Stufen von den Verwehungen. Inzwischen schneite es nicht mehr so stark.
    Tim streute Asche auf die gereinigten Stufen, wuchtete das Schneemobil unter tiefhängenden Ästen hervor und zog am Starter. Zwei Halogenscheinwerfer flammten auf, als die Maschine sich durch den dichten Schnee kämpfte und schließlich oberhalb von knapp einem Meter weißer Schichten und Verwehungen dahinfuhr.
    Über den Weg machte sich Morton keine Gedanken. Er senkte den Kopf und fuhr in der Mitte der Seen nach Nordwest. Weit hinter den Flockenschauern glaubte er ein winziges Licht zu erkennen.
    Er hielt darauf zu und ließ sich Zeit. Es war die Wohnraumbeleuchtung der Cammermans. Entweder, sagte er sich im Näherfahren, hatten sie die Warnungen beherzigt oder waren immer so spät noch auf.
    Das Schneemobil legte sich leicht in eine Rechtskurve und fuhr weiter dem Ende des Großen Sees zu. Dort gab es eine Passage, die für Boote gefährlich und durch große, bunt bemalte und an Zementblöcken verankerte Tonnen markiert war. So weit wollte Tim nicht fahren; er wurde langsamer, dadurch mäßigte sich auch das hämmernde Zweitaktgeräusch des Motors. Er holte weit aus und näherte sich dem Haus von Norden, am unsichtbaren Ufer entlang fahrend.
    „Verdammt!" murmelte er erleichtert, als er Peter Cammerman von rechts nach links durch den Wohnraum gehen sah. „Dieses Miststück von einem Un-Bären hat also noch nicht zugeschlagen."
    Er schob Handschuhrand und Mantel zurück, spürte sofort den Biß der Kälte und schaute auf die Leuchtziffern der Uhr.
    Dreiundzwanzig Minuten nach Mitternacht.
    „Heute pennt der Kerl schon - hoffe ich wenigstens", sagte er im Selbstgespräch und hob den Kopf. „Morgen also. Oder übermorgen?"
    Um sich selbst zu beruhigen, schob er seine Hand zwischen die Mantelsäume und packte den geriffelten Kolben der schweren Waffe. Er wartete. Worauf? Er wußte es selbst nicht. In jeder Zelle seines Körpers spürte er das Außergewöhnliche dieser Situation: Es war der krasse und für jeden Uneingeweihten unglaubliche, ja abstruse Gegensatz zwischen einer modernen Welt ohne Probleme aus der Vergangenheit und den Geistern, die ihr gräßliches Haupt erhoben und aus einer Ebene kamen, die außerhalb der Vorstellungskraft eines Menschen des aufgeklärten 20. Jahrhunderts lag. „Oder gar nicht?"
    Das hielt er für ausgeschlossen. Er wartete in steigender Ungeduld und dachte neiderfüllt an Parker, der jetzt hinter der Stellwand schnarchte, als wolle er eine breite Schneise in die kanadischen Wälder sägen.
    Peter Cammerman ging einmal im Hausanzug, schließlich im Morgenmantel in seinem Wohnraum hin und her. Tim sah die Frau des Hausherrn in ebensolchem Aufzug. Die Kids schliefen vermutlich. Längst hatte er die Scheinwerfer ausgeschaltet und wartete auf der laufenden Maschine. Langsam schneite er ein; er sah im vagen Lichtschein aus dem Haus einen halbförmigen Graben im Tiefschnee, und er begriff augenblicklich, daß diese tiefe Spuren nur von Grey Demon stammen konnte. „Wen soll ich eigentlich verfluchen", überlegte er laut. „Die Ureinwohner, die ihren Haß auf ein

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