1590 - Prophet der Hölle
mich schon, dass ich nur wenig über den Fall wusste, aber wo nichts ist, kann man auch nichts herholen.
»Gehst du denn davon aus, dass sich die andere Seite noch mal bei Bill meldet?«
Ich hob die Schultern. »Sie wird nicht lockerlassen, denke ich. Dieser Damian hat unseren Freund auf seine Liste gesetzt. Da wird er etwas unternehmen müssen.«
Es hatte keinen Sinn, wenn wir uns die Köpfe zerbrachen. Wir mussten abwarten und darauf setzen, dass sich die andere Seite noch mal bei Bill meldete.
Im Büro erwarteten uns bereits Glenda Perkins und der Duft ihres frisch gebrauten Kaffees.
»Ah, da seid ihr ja.«
»Und sogar pünktlich.«
»Fast, John.«
Ich schaute Glenda an. Sie hatte sich herbstlich gekleidet und trug die alte neue Modefarbe Grau. Eine graue Jacke, die mit kleinen Metallknöpfen verziert war. Dazu eine graue Stoffhose mit einem leichten Schlag in den Beinen, und unter der offenen Jacke trug sie eine weiße Bluse, die in ihrer Schlichtheit einfach super aussah.
»Was schaust du so?«
Ich grinste. »Neues Outfit?«
»Gefällt es dir?«
Jetzt musste ich vorsichtig sein mit meiner Antwort. Wenn ich etwas Falsches sagte, war Glenda den Tag über sauer auf mich und vielleicht sogar noch länger.
»Nicht schlecht.«
Sie legte den Kopf schräg. »Bitte, was heißt das?«
»Nun ja, es steht dir ausgezeichnet. Gute Kombination. Die weiße Bluse passt super.«
»Ach, du magst ja kein Grau, das fällt mir jetzt wieder ein.«
»An dir sieht die Farbe gut aus.«
Glenda schaute mich an, als wollte sie mich im nächsten Augenblick verschlingen.
»Hol dir schon mal deinen Kaffee, Geisterjäger.«
»Gern.«
Als ich die Tasse in die Hand nahm, um in unser Büro zu gehen, in dem Suko bereits wartete, kam mir Glenda nach. Sie musste einfach ihre Frage loswerden.
»Was liegt denn heute an?«
»Nur die Ohren«, sagte ich.
»Haha, wie witzig.«
»Im Moment nichts. Es kann allerdings sein, dass wir Probleme mit Wölfen bekommen.«
»Wieso?«
Ich erklärte es ihr am Schreibtisch sitzend und während ich den Kaffee trank. Dabei fiel mir auf, dass Glenda ihre Stirn furchte und einige Male den Kopf schüttelte.
»Das ist doch verrückt«, sagte sie. »Wölfe hier in London. Das kann nicht sein.«
»Ist aber so.«
»Und…?«
»Was und?«
»Du musst doch eine Idee haben, John.«
»Genau die habe ich nicht.«
»Dann denk schon mal darüber nach, in Pension zu gehen. So ideenlos zu sein ist ja schlimm.«
Suko hob den Arm. »Dann kann ich ja gleich mitgehen. Ich weiß auch nicht weiter.«
»Gut.« Glenda nickte. »Dann werde ich wohl wieder mitmischen müssen.«
»Und wie soll das aussehen?«
Sie schaute mich an. »Indem ich mir die Seite dieses Damian auf den Schirm hole.«
»Das hatte ich auch gerade vor.«
»Dann los.«
Ich kannte die Botschaft ja und war davon überzeugt, dass sie mich nicht weiterbrachte. Aber vielleicht hatte unsere Assistentin Glenda eine Idee, was nicht das erste Mal gewesen wäre.
Es kam nicht dazu, denn plötzlich meldete sich das Telefon.
Da ich beschäftigt war, nahm Suko ab. Über den Lautsprecher konnten Glenda und ich mithören.
Es war Bill Conolly. »He, schon im Büro?«
»Wie du hörst.«
»Dann reich mir mal John rüber.«
»Moment.«
Ich hatte bereits an Bills Stimme gehört, dass etwas passiert sein musste. Dabei ging ich zwangsläufig davon aus, dass es sich um diesen Fall handelte.
»Morgen, Bill. Was gibt’s?«
»Es bewegt sich was. Der Morgen hat gut angefangen. Bei mir hat sich jemand gemeldet, der diesem Propheten, der sich Damian nennt, tatsächlich entkommen ist.«
»Wie das?«
»Viel kann ich dir auch nicht sagen. Es war nur ein kurzer Anruf. Aber der Mann weiß Bescheid.«
»Das ist doch noch nicht alles, oder?«
»Nein, ist es nicht. Ich habe den Mann überreden können, mich aufzusuchen, und ich denke, dass du dir ebenfalls anhören solltest, was er zu sagen hat.«
»Auf jeden Fall.«
»Wann kannst du kommen?«
»Sofort.«
»Gut, ich warte.«
»Ich bringe Suko mit.«
»Umso besser, John. Es kann sein, dass wir in eine Schlacht ziehen müssen.«
»Bist du sicher?«
»Nein, aber einiges deutet darauf hin. Dieser Dick Rubin konnte mir nicht mehr sagen. Er war in Eile. Doch ich weiß, dass er Angst hatte.«
»Okay, wir fliegen.«
Das Gespräch war beendet. Wir schauten uns an. Suko stand schon, und Glenda stieß scharf die Luft aus, bevor sie sagte: »Das sieht nicht nach einem Spaziergang aus.«
»Du sagst es.«
Minuten
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