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1592 - Der Tiermensch

1592 - Der Tiermensch

Titel: 1592 - Der Tiermensch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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einen warmen und freundlichen Ausdruck zu erkennen glaubte, der jeden Menschen beruhigt hätte, nur ihn nicht.
    »Guten Morgen, Noah.«
    Er nickte nur.
    »Darf ich eintreten?«
    »Ja, warum nicht.«
    »Danke.« Sie schob sich an ihm vorbei. Alles sah sehr sicher aus. Da musste sie auch nicht schauspielern, denn sie kannte sich hier aus. Es war ja nicht ihr erster Besuch in seinem Haus.
    Noah schloss die Tür. Dann räusperte er sich. Er wollte eine Frage stellen, aber Morgana kam ihm zuvor.
    »Hast du gut geschlafen?«
    Beinahe hätte er lauthals gelacht. Im letzten Augenblick riss er sich zusammen, presste die Lippen aufeinander und nickte.
    Sie streckte ihm ihren linken Zeigefinger entgegen.
    »Du lügst, mein Lieber. Das sehe ich dir an. Du kannst gar nicht gut geschlafen haben, denn es war der erste Schritt in dein neues Leben.«
    »Bitte?« Noah schüttelte den Kopf. »Wie soll ich das denn verstehen?«
    »Das wirst du noch erleben, mein Lieber. Es ist für dich alles anders geworden. Nichts ist mehr wie sonst, auch wenn es vielleicht so aussieht. Aber das erkläre ich dir noch.«
    Sie wollte nicht mehr in der Nähe der Tür stehen bleiben und tat so, als wäre sie hier zu Hause. Lässig schritt sie durch den Flur und betrat den gemütlich eingerichteten Wohnraum, in dem der große Kamin auffiel und auch die dicken braunen Balken unter der Decke.
    Sie ließ sich in einen der vier Sessel fallen. Sie waren mit Büffelleder bespannt und hatten breite Holzlehnen.
    Auch Noah setzte sich. Sein Blick war lauernd und ängstlich auf Morgana gerichtet. Er schien bei ihr jeden Augenblick eine Veränderung zu erwarten, die jedoch nicht eintrat.
    Morgana zeigte sich sehr entspannt. Sie streckte lässig die Beine aus und schlug sie übereinander.
    »Du bist jetzt neu geschaffen worden.«
    Er begriff ihre Worte nicht. »Wieso? Was meinst du damit? Kannst du mir das genauer sagen?«
    »Ja, hör nur zu. Du bist zwar noch der Gleiche, wenn du in den Spiegel schaust, aber in dir hat sich etwas verändert. Ich habe den Keim in dich gepflanzt, und damit stehst du jetzt auf meiner Seite. Ein Stück von mir kreist in dir, und das wird immer in dir bleiben. Es wird nicht jede Nacht zum Ausbruch kommen, aber du kannst es auch nicht für immer unterdrücken. Ab jetzt gehörst du zu mir.«
    Noah konnte nichts sagen, er senkte den Blick und betrachtete seine Handrücken, die wieder völlig normal geworden waren. Kein fremdes Haar wuchs aus der Haut hervor.
    »Erinnerst du dich an die vergangene Nacht?«
    »Schon…«
    »Dann weißt du auch, wer du bist. Nichts ist mehr so wie sonst. Alles hat sich verändert. Du hast jetzt zwei Leben. Ja, eine zweite Existenz steckt jetzt in dir, und dafür habe ich gesorgt.«
    »Und warum?« Er nahm es hin. Er wollte nur die Gründe wissen. Er konnte sich kaum mehr vorstellen, wie er sich verändert hatte, denn er saß hier als normaler Mann vor einer völlig normalen attraktiven Frau, der man alles zugetraut hätte, nur keine Verwandlung.
    »Weil es für mich wichtig ist. Weil ich es so will. Verstehst du das, Noah?«
    »Nein. Ich kann mich nicht in dich hineindenken. Das ist alles so fremd für mich. Es sieht zwar normal aus, aber ich habe in meinem Innern das Gefühl, dass mein ganzes Leben aus den Fugen gerät. Bitte - ich - mein Gott, was soll das alles?«
    »Noch mal, du gehörst zu mir.«
    Er sagte zunächst nichts. Erst nach einer Weile flüsterte er: »Und weiter? Wie geht es mit mir weiter?«
    »Ganz normal. Du wirst deiner Arbeit weiter nachgehen. Man wird dir auch nicht ansehen, dass du zu mir gehörst, aber es ist so. Du bist so etwas wie ein lebender Stützpunkt für mich. Du darfst dich weiter verwandeln. Der Keim, den ich gesät habe, wird zu einer Saat werden, die bald voll aufblüht…«
    »Und dann?«
    »Wirst du so aussehen wie ich, wenn ich in meiner zweiten Existenz auftrete. Ich bin zum einen Mensch und zum anderen Wölfin. Noch hast du es nicht ganz geschafft. Man kann dich als einen Tiermenschen bezeichnen, aber das wird bald vorbei sein. Dann wirst du zu einem Werwolf mutieren und in meinem Sinne auf die Jagd gehen. Du wirst die unbändige Gier erleben und bist bereit, dir Brüder und Schwestern zu holen. Du wirst die Menschen reißen und beißen und sie zu dem machen, was ich will. Ich, die Werwölfin, verstehst du?«
    Er schwieg und nickte.
    Er hatte seine Verwandlung erlebt. Sie lag erst einige Stunden zurück. Er würde sie nie vergessen, aber er hatte auch gedacht, dass

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