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1592 - Der Tiermensch

1592 - Der Tiermensch

Titel: 1592 - Der Tiermensch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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auf mein Gesicht stahl sich ein Lächeln, das auch nicht verschwand, als ich aus dem Auto gestiegen war und meine Tasche hinter mir herzog. Sie war ähnlich wie ein Koffer konstruiert und lief auf Rollen.
    Dann musste ich sie loslassen, um Maxine umarmen zu können. Sie sagte es nicht, dennoch spürte ich, wie froh sie war, dass ich bei ihr eingetroffen war.
    Fest presste sie sich an mich. Das leichte Zittern ihres Körpers konnte sie nicht unterdrücken. Sie küsste mich auf beide Wangen und auf den Mund und erklärte mir dann auch mit Worten, wie froh sie war, dass ich es geschafft hatte, mich in London loszueisen.
    Wir ließen uns los, lächelten uns noch immer an und ich fragte: »Wo steckt denn Carlotta?«
    »Hier.« Die Antwort war noch im Haus erfolgt. Wenig später erschien das Vogelmädchen an der Tür. Es jubelte meinen Namen, und beinahe wäre sie mir wirklich in die Arme geflogen, denn ein wenig hatte sie schon vom Boden abgehoben.
    »Du bist immer zur Stelle, wenn man dich ruft, John!«
    »Immer nicht. Es war eben Glück, dass ich kommen konnte.«
    »Und ich bin so froh.«
    »Ich freue mich auch.«
    »Aber nicht auf dieses Monstrum, oder?«
    »Mehr auf Morgana.«
    »He, kennst du sie gut?«
    »Das kann man wohl sagen.«
    Ich fasste den Griff der Reisetasche und zog sie ins Haus, das mir schon vorkam wie eine zweite Heimat, denn ich war schon recht oft hier gewesen.
    Maxine erklärte mir, dass sie die Praxis geschlossen hatte.
    »Und den Kaffee habe ich frisch zubereitet«, meldete sich Carlotta.
    »Das war die beste Idee.«
    Wir nahmen ihn in der Küche ein. Mein Gepäck hatte ich im Flur abgestellt.
    Sonnenlicht fiel in den Raum und gab ihm ein sommerliches Flair.
    Man musste schon Fantasie aufbringen, um sich daran zu erinnern, dass irgendwo draußen etwas Unheimliches und zugleich Unglaubliches lauerte.
    Ich schaute zu, wie Carlotta den Kaffee in meine Tasse goss und etwas Gebäck bereit stellte, das ich zum Kaffee knabbern konnte. Es waren Plätzchen aus Italien, mit einem Marmeladentupfer auf der Oberseite.
    Ich trank, aß und hörte zu, wobei Carlotta der Tierärztin das Wort überließ.
    Maxine sprach mit ruhiger Stimme, aber es war ihrer Stimme schon anzuhören, dass sie sich zusammenriss. Im Laufe ihrer Erzählung erschienen kleine Schweißperlen auf ihrer Stirn, ein Beweis, dass sie diese Begegnung immer noch nicht verkraftet hatte.
    Wenig später - ich trank bereits die zweite Tasse Kaffee - war Carlotta an der Reihe. Sie berichtete von der Begegnung mit dieser ungewöhnlichen Frau an einem einsamen und auch ungewöhnlichen Ort.
    Sie unterbrach ich allerdings.
    »Es ist wichtig für mich, dass du sie mir genau beschreibst. Kannst du das?«
    »Klar.« Sie nickte heftig. »Es ist wirklich verrückt, aber sie war oder sie ist eine wunderschöne Frau. Herrlich glänzende braune Haare, ein weiches Gesicht, einfach klassisch.« Carlotta verengte die Augen. »Und trotzdem habe ich mich vor ihr gefürchtet. Sie hatte nichts an sich, das mir Vertrauen eingeflößt hätte. Zum Glück gelang mir die Flucht. Ob sie gesehen hat, wie ich letztendlich geflohen bin, das weiß ich nicht, aber ich bin ihr durch die Luft entwischt. Den Rest kennst du ja. Maxine hat ja erzählt, dass ich noch mal zurückgeflogen bin und das Haus fand, in dem Noah Lynch lebt. Ich habe ihn durch das Fenster gesehen und einen Menschen erlebt, der kein Mensch mehr war. Aber er war auch noch kein richtiges Tier, kein Wolf, meine ich. Er war für mich beides. Mensch und Tier.«
    »Ein Tiermensch also!«
    »Ja. Kein richtiger Wolf. Ihm fehlte die Schnauze. Trotz allem hatte er noch immer ein menschliches Gesicht, auch wenn es zum größten Teil mit einem dichten Fell bewachsen war. Das rechte Auge sah anders aus als das linke.«
    Sie verstummte für einen Moment und schluckte.
    »Es war einfach schlimm«, fuhr sie dann leise fort, »so kalt, so anders. Wenn er dich anschaut, dann kannst du das Gefühl haben, als würde der Blick dich durchbohren.«
    Sie hatte genug gesagt und wartete jetzt auf meinen Kommentar.
    Sowohl Carlotta als auch Maxine schauten mich an, und ich schüttelte den Kopf.
    »Von einem normalen Werwolf würde ich auch nicht ausgehen. Die sehen anders aus. Aber es kann sein, dass die Verwandlung noch nicht beendet war, dass er in der folgenden Nacht noch einen Schub bekommt.«
    »Das wäre schlimm«, flüsterte Maxine. »Noah ist ein sehr sympathischer Mann. Zudem ein Idealist als Biologe. Er hat sich praktisch der

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