1593 - Der Hexentöter
Freien.
In beiden Büros war es sehr still geworden.
Es meldete sich auch kein Telefon, und so konnte Glenda Perkins in Ruhe arbeiten, was ihr gefiel.
Bis zu dem Zeitpunkt, als ein kalter Schauer über ihren Rücken rieselte.
Sie wusste nicht, aus welchem Grund dies geschah, aber das unangenehme Gefühl war vorhanden, dass sich in ihrer Nähe etwas bewegte, was sie nicht sah.
Glenda war eine misstrauische Person. Sie ging den Dingen gern auf den Grund und fuhr mit ihrem Stuhl zurück, wobei sie sich nach rechts und nach links drehte.
Es war niemand zu sehen.
Dennoch überkam sie der Eindruck - nein, sogar schon ein Wissen -, nicht mehr allein zu sein.
In ihrer sitzenden Haltung fühlte sie sich irgendwie wehrlos. Deshalb stand sie auf.
Es hatte sich äußerlich nichts verändert, aber darauf verließ Glenda sich nicht. Die Erfahrung hatte sie gelehrt, dass etwas passieren konnte, ohne dass es großartig sichtbar gewesen wäre. Genau das schien in diesem Fall eingetreten zu sein.
Die Tür zum Nebenraum stand wie immer halb offen. Glenda überschaute von ihrem Platz aus nicht das ganze Büro. Sie sah nur einen Teil, der zu Sukos Bürohälfte gehörte.
Irgendwelche Geräusche waren von dort nicht zu hören. Sie erlebte die normale Stille, die sie in ihrem Fall schon als bedrückend ansah und sich immer unwohlerfühlte. .
Es gab nur einen Weg für sie. Da sich in ihrem Büro nichts getan hatte, musste sie in das zweite gehen, um dort nachzuschauen, auch wenn sie nichts Verdächtiges von dort hörte. Aber diese Warnung hatte sie nicht grundlos erwischt, und so näherte sie sich mit leisen Schritten der Tür.
Glenda fasste nach dem Griff, zögerte allerdings noch, die Tür ganz zu öffnen und versuchte sich zu beruhigen. Nur nicht die Nerven verlieren, cool bleiben und auf eine schnelle Abwehr schalten, wenn es nötig wurde.
Glenda Perkins zog die Tür bis zum Anschlag auf.
Jetzt war die Sicht frei.
Johns Platz war leer.
Aber nicht der von Suko. Hinter seinem Stuhl stand eine Frauengestalt mit rötlichen Haaren.
Assunga war da!
***
Glenda war so durcheinander, dass ihr nicht einmal einfiel, ob es schon mal zu einer direkten Konfrontation zwischen ihr und Assunga gekommen war. Zumindest wusste sie, mit wem sie es zu tun hatte und dass sie auch in dem Fall, mit dem sich John und Suko beschäftigten, mitmischte.
Die beiden so unterschiedlichen Frauen starrten sich an. Das Gesicht der Schattenhexe blieb lange unbewegt, bis sie sich ein Lächeln abrang und die erste Frage stellte.
»Wo ist John Sinclair?«
Glenda hob die Schultern. »Das weiß ich nicht. Was willst du von ihm?«
Darauf erhielt Glenda keine Antwort. Stattdessen hörte sie eine weitere Frage.
»Du weißt, wer ich bin?«
»Ja, ich kenne dich. Du bist Assunga, die Schattenhexe.«
»Sehr gut.«
»Und weiter? Was willst du hier?«
»Mit John Sinclair reden.«
»Er ist nicht da.«
»Das sehe ich.«
Glenda hatte ihre Sicherheit wiedergefunden.
»Also«, sagte sie. »Was willst du von John?«
»Ihn warnen«, antwortete Assunga. »Wovor?«
Plötzlich funkelten die Augen der Hexe. Sie schien zu überlegen, ob sie mit der der Wahrheit herausrücken sollte, und Glenda drängte sie auch nicht. Assunga musste selbst entscheiden.
Durch ihr Nicken zeigte sie an, dass sie sich entschieden hatte.
»Ich will ihn Warnen, dass der Hexentöter wieder unterwegs ist«, sagte sie.
»Und woher weißt du das?«
»Ich habe ein Alarmsignal aufgefangen.«
»Vom wem?«
»Sie heißt Sheena Wild.«
»He, das hört sich gut an. Ich weiß ja, was du kannst. Dann gehe zu ihr und hilf ihr.«
»Nein!«
Die Antwort scharf und endgültig. Glenda glaubte auch nicht, dass sie ihre Meinung ändern würde. Es kam ihr beinahe so vor, als würde sich diese mächtige Schattenhexe davor fürchten, in die Nähe des Hexentöters zu gelangen.
Aber warum?
Glenda fühlte sich zwar nicht wohl dabei, aber sie stellte die Frage trotzdem: »Fürchtest du dich davor, dass er dir über sein könnte? Hast du Angst vor ihm und glaubst, dass du in ihm deinen Meister gefunden hast?«
Es waren Worte, die Assunga überhaupt nicht gefielen. Sie sah plötzlich aus, als wollte sie sich auf Glenda Perkins stürzen, doch die zuckende Bewegung stoppte auf halber Strecke.
»Ich habe meine Gründe, und ich werde sie dir nicht sagen.«
»Gut. Was ist dann mit dieser Sheena Wild?«
»Sie befindet sich in Lebensgefahr. Ich weiß nicht, ob Chinok schon bei ihr ist. Es kann nicht mehr
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