1593 - Der Hexentöter
Plötzlich bewegte sich die Tür. Und nicht nur das.
Jemand rammte sie von außen her auf.
Es gab einen dumpfen Knall, dann fegte sie nach innen und schlug gegen die Wand.
Auf der Schwelle stand ein Mann. Er sah unheimlich aus, und Sheena wusste in diesem Augenblick, dass sie Besuch vom Tod erhalten hatte…
***
Der Ankömmling sagte nichts. Er stand nach wie vor in der offenen Tür, wo er gut zu sehen war, weil sich hinter ihm die Helligkeit des Tages ausbreitete.
Er sagte kein einziges Wort. Das musste er auch nicht, denn seine Gestalt sagte genug.
Düster und bedrohlich. Das lag auch an seiner dunklen Kleidung. Er trug einen langen Mantel, dessen steifer Kragen hinter dem Hals hochgestellt war und mit seinen spitzen Enden rechts und links davon hervorschaute.
Lange, ebenfalls dunkle Haare rahmten ein leichenblasses und schmales Gesicht ein, das unbeweglich blieb, ebenso wie die dunklen Augen mit dem finsteren Blick.
Das war kein normaler Besucher. Das war kein Mensch, das war der Tod auf zwei Beinen, und er würde kein Pardon kennen, sondern nichts als sein grausames Ziel.
Sheena hatte sich endlich wieder fangen können und fand auch ihre Sprache wieder.
»Wer bist du?«
Der kaum sichtbare Mund der Gestalt öffnete sich und entließ ein karges, freudloses Lachen. Dann ging sie einen Schritt vor und flüsterte: »Ich bin dein Schicksal. Ich bin der Tod, aber ich bin noch mehr. Vor dir steht der Hexentöter. Und du, das weiß ich, bist eine Hexe…«
In Sheenas Kopf jagten sich die Gedanken. Es war furchtbar für sie, das zu hören, und jetzt dachte sie an die Vorwarnungen, die sie erhalten hatte. Sie dachte an das Gefühl der Angst, das sie immer wieder überfallen hatte. Jetzt musste sie sich eingestehen, dass sie sich nichts eingebildet hatte. Das war eine echte Warnung gewesen.
Und jetzt war er gekommen!
Fieberhaft suchte die Frau nach einem Ausweg. Sie fand keinen, sie steckte in der Falle. Dieser unheimliche Besucher würde immer schneller sein als sie.
Noch stand sie hinter der Theke. Sie dachte an den Fluchtweg hinter ihr, die Tür, die zu den Toiletten führte. Aber ob sie dort sicher war, wusste sie auch nicht.
Auf einmal wurde ihr klar, dass sie nichts gegen das Unheil ausrichten konnte.
»Wer bist du?« Die gleiche Frage wie schon zuvor löste sich aus ihrem Mund, ohne dass sie es gewollt hätte, und sie sah, dass der Eindringling stehen blieb, bevor er die Antwort gab.
»Ich bin Chinok. Ich bin der Hexentöter. Ich bin der im Höllenfeuer Gestärkte. Ich bin der Unbesiegbare, verstehst du? Und ich werde es dir auch beweisen. Sechs Hexen habe ich schon vernichtet, und du wirst die siebente sein. Ich komme aus der Vergangenheit, und ich bin alles andere als vernichtet. Ich mache dort weiter, wo ich aufgehört habe. Ich vernichte alle Hexen, und ich bin noch stärker geworden, viel stärker als früher. Hast du das verstanden?«
»Ja.«
Er deutete mit dem rechten Zeigefinger auf sie. Er war bleich wie ein Knochen.
»Und auch dich werde ich vernichten, und ich habe mir für dich einen besonderen Tod ausgedacht, der Zeichen setzen und meine Machtfülle dokumentieren soll.«
»Was - was - soll das?«
»Du wirst es bald merken, da musst du keine Angst haben. Oder doch?«
Er legte den Kopf schief. »Hast du nicht Angst vor dem, wovor früher alle von euch Angst hatten?«
Sheena schüttelte den Kopf.
»Ich verstehe dich nicht«, flüsterte sie. »Ich kann es nicht begreifen. Das ist mir alles fremd.«
»Das glaube ich dir.« Der nächste Schritt. »Aber ich werde dich eines Besseren belehren.«
Ein letzter Schritt brachte ihn bis an die Theke heran. Jetzt gab es nur noch dieses Stück Holz zwischen ihnen, und das würde wirklich kein Hindernis für die unheimliche Gestalt sein.
Sheena war klar, dass sie jetzt ihre allerletzte Chance nutzen musste.
Es gab für sie nichts anderes als die Flucht.
Wenn sie in die beiden Toilettenräume lief, dann hatte sie zwar zwei Fenster zur Auswahl, aber die waren zu klein, um sich hindurchzwängen zu können. Dort konnte sie sich nur verbarrikadieren, aber sie bezweifelte, dass die Tür seinem Ansturm standhalten würde.
Es blieb ihr also nur die Tür, durch die auch dieser Chinok gekommen war.
Aber zunächst musste der Hexentöter überwunden werden. Das war ein gewaltiges Problem, denn Sheena war sich sicher, dass sie ihm an Kräften unterlegen war.
»Ich hole dich jetzt, Hexe!«
Es war der Satz, der sie zum Handeln zwang.
Es war
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