1594 - Das Böse in dir
stand auch auf ihrer Liste. Es war möglich, dass auch sie in dieser Nacht noch an die Reihe kam. Jetzt aber waren erst einmal die Conollys an der Reihe, denn sie wohnten besonders günstig. Laurie ging davor aus, dass sie sich an deren Haus besser heranschleichen konnte.
Im Moment saß sie in ihrem Wagen und dachte nach. Die Maske hatte sie abgenommen und auf den Boden zwischen ihre Beine gelegt. Sie wollte sie nicht sichtbar liegen lassen, damit niemand irgendwelche Schlüsse ziehen konnte.
Sie schaute sich im Innenspiegel an. Obwohl es dunkel war, sah sie das hübsche Gesicht einer jungen Frau, deren Kopf von schwarzen lockigen Haaren umrahmt war. Bekleidet war sie mit einem schwarzen Pullover, der einen V-Ausschnitt hatte. Ihre Hose war ebenfalls schwarz, nur die Maske war hell. Nicht weiß, sondern von einem bleichen Grau. Versehen mit starren Augenschlitzen, einer künstlichen Nase und einer ovalen Mundöffnung. In der Hand sah sie nicht so schlimm aus, nur wenn man sie aufgesetzt hatte, da wurde man durch sie völlig verändert und konnte dem Betrachter schon eine schaurige Furcht einjagen.
Ansonsten war sie eine junge Frau, die es durch ihr Aussehen leicht im Leben hatte und die von Männern nur so umschwärmt wurde. Das wusste sie, aber das bedeutete ihr nichts, denn für sie zählten andere Dinge. Töten!
Der anderen Seite einen Gefallen tun.
Als Schläferin erweckt worden zu sein, um endlich die Aufgaben zu übernehmen, die für sie vorgesehen waren.
Laurie ließ sich auch nicht durch den Fehlschlag von ihrem Plan abbringen. Die ganze Nacht lag noch vor ihr, sie hatte Zeit, und die würde sie auch nutzen.
Noch saß sie in ihrem Auto und dachte nach.
Sie musste damit rechnen, dass dieser Sinclair versuchen würde, sie zu finden, und sie konnte sich vorstellen, dass er mit seinen Freunden Verbindung aufnehmen würde, damit man sich gemeinsam gegen den unbekannten Feind zur Wehr setzen konnte.
In den letzten Minuten war es recht still gewesen. Aber auch diese schmale und nicht sehr lange Straße wurde nicht verschont. Laurie nahm plötzlich im Innenrückspiegel tanzenden Lichter wahr, die sich ihrem Fahrzeug näherten.
Es kamen einige der unheimlichen Gestalten. Sie sangen, sie kreischten und sie schwenkten Laternen, die aus Totenschädeln oder anderen schrecklichen Gegenständen bestanden, als wären sie aus dem Fundus einer Horrorfilm-Produktion gestohlen worden.
Ob die Leute getrunken hatten, war nicht zu erkennen. Der schwankende Gang konnte auch gespielt sein. Hin und wieder zuckten die Körper wie in einem wilden Tanz, und Laurie sah auch, dass eine Flasche beim Gehen immer mal den Besitzer wechselte.
Einer trug eine Taschenlampe. Damit leuchtete er in jeden der am Fahrbahnrand abgestellten Fahrzeuge hinein, und Laurie wusste, dass auch sie bald an der Reihe sein würde.
Und das geschah sehr schnell, weil die Person mit der Lampe weit voraus gelaufen war. Plötzlich tauchte er neben dem Fenster an der Fahrerseite auf. Sein Gesicht war verzerrt. Es war kein normales Gesicht. Jemand hatte es perfekt geschminkt, sodass die Haut aussah, als wäre sie mit zahlreichen Wunden bedeckt.
Hinzu kamen die angemalten Lippen. Sie bildeten einen zweiten fransigen Mund, aus dem Blut tropfte und eine Spur am Kinn hinterlassen hatte.
Der Typ schrie gegen das Fenster. Er duckte sich noch tiefer und schüttelte wild den Kopf, bevor er seinen rechten Arm hob und Laurie erkannte, dass er etwas in der Hand hielt.
Es war eine Spraydose, aus der Sekunden später eine rote Flüssigkeit schoss, die Blut darstellen sollte. Es verteilte sich als Sprüh auf der Seitenscheibe, sodass das blutige Gesicht dahinter verschwand.
Laurie hörte schaurige Schreie, und wenig später tanzte die Gestalt mit dem schlimmen Gesicht vor ihrem Wagen wie ein mit Drogen vollgepumpter Junkie.
Auch die anderen hatten den Wagen inzwischen erreicht. Sie trommelten auf das Dach und gegen die Tür, und dabei stießen sie unheimlich klingende Laute aus, als stünden sie kurz vor dem Durchdrehen.
Dann gingen sie weiter die Straße hinab. Laurie sah den Gestalten nach, die ihre Gesichter hinter dämonischen Masken verborgen hatten, um anderen Angst einzujagen.
Sie konnte sich darüber nur amüsieren, denn der richtige Angstbringer war sie allein, und das würden bald, einige Menschen zu spüren bekommen.
Sie hatte sich nicht geregt, auf nichts reagiert, auch wenn es ihr schwergefallen war. Laurie wollte kein Aufsehen erregen, noch nicht,
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