1594 - Flugziel Dorifer
auch Paunaro schien sich über sein Ziel nicht im klaren zu sein, denn der Nakk steuerte einen wirren Zickzackkurs zwischen den niedrigen Gipfeln hindurch. „Was tut er, Eladeru?"
„Still!"
Rhodan schwieg mit verkniffenem Gesicht. Neben ihm starrte Icho Tolot mit glühenden Augen auf die Schirme. Der Haluter war ein Wissenschaftler von hohen Graden, doch mit den Handlungen der Schneckenwesen wußte auch er nichts anzufangen. Voltago dagegen wartete äußerlich gelassen ab.
Nur ein Blick in sein Gesicht ließ Rhodan erschauern. Über den Augäpfeln hatte sich eine dünne Schicht gefrorener Flüssigkeit gebildet, als sei das Innere des Klons zu Eis erstarrt. Voltago brauchte seine Augen nicht. Er nahm besser als Rhodan oder Tolot wahr, was sich in der TARFALA abspielte.
Geräusche erklangen jetzt.
Das sonderbare Klicken hatte Rhodan schon einmal bemerkt, und nun kamen sirrende Lautfolgen hinzu, die fast wie eine Melodie klängen. Eladeru bewegte sich mit dem Rhythmus. Der Körper des Schneckenwesens zuckte heftig; während die Psi-Fühler völlig unbeeinflußt davon in eine bestimmte Richtung wiesen.
Paunaro stieß abgehackte Silben aus.
Es war diese Sprache, die Rhodan damals im Staubmantel der Provcon-Faust schon einmal gehört hatte. Kein Mensch verstand ein Wort davon. „Die Berge, Rhodanos!"
Gegen die feinen Laute, die die Nakken verursachten, klang Tolots Stimme wie ein Donnergrollen.
Einer der mächtigen Laufarme wies auf die Szenerie, die sich außerhalb des Schiffes zwischen zwei Gipfeln abspielte. Rhodan erkannte dunkle Wolken, wie die ersten Vorboten eines nahen Gewitters.
Doch die Wolken verdichteten sich rasch zu dichtem Nebel.
Das war das erste Anzeichen.
Zu diesem Zeitpunkt hatten sie exakt drei Stunden in der Raumzeitfalte Uxbataan zugebracht.
Rhodan war sicher, daß die Wolken nicht das eigentliche Phänomen darstellten. Soweit er verstanden hatte, standen Eladeru und Paunaro vor dem Problem, mit den Hilfsmitteln der TARFALA einen völlig neuen Ausgang aus diesem Miniaturuniversum zu schaffen. Ihre Sinne arbeiteten auf fünfdimensionaler Basis. Das machte sie zu den besten Steuerleuten für derlei Angelegenheiten, die es zwischen hier und Estartu gab.
Aber nicht einmal für Nakken war es einfach, dieses Problem zu bewältigen. „Sie haben das Zielgebiet gefunden!" stieß neben ihm plötzlich Voltago hervor.
Der Klon schwebte einen halben Meter weit in der Luft. Rhodan hatte ihn nie zuvor so gesehen, am ganzen Körper zitternd, wie ein Spiegelbild der fünfdimensionalen Kräfte, die rings um ihn freigesetzt wurden. Im Normalraum wies nur der Nebel darauf hin, daß etwas geschah. Doch hätte Rhodan jetzt die Instrumente der ODIN zur Verfügung gehabt, er hätte mit Sicherheit einen furchtbaren Aufruhr im Hyperspektrum festgestellt.
So jedoch blieb Voltagos Zustand der einzige Gradmesser. Die Gesichtszüge des Klons schienen zu zerfließen, seine Persönlichkeit ging verloren. Einen Augenblick lang bildete sich Rhodan sogar ein, er habe einen Nakken ohne Maske vor sich. „He!"
Rhodan streifte einen seiner Handschuhe ab. Probeweise rüttelte er an Voltagos Schulter. Das Wesen mit der tiefschwarzen Haut fühlte sich wie ein Eisblock an. Die Schultern vibrierten besonders stark, der Leib dagegen war fast ruhig.
Als der Terraner mit den Fingerspitzen die Wadenblöcke des Klons abtasten wollte, hielt eine schwarze Riesenhand ihn davon ab. „Nicht, Rhodanos", flüsterte der Haluter. „Sieh auf die Meßgeräte deines Anzugs!"
Er schaute zuerst Tolot mißbilligend an, dann nahm er die Wadenblöcke genau unter die Lupe.
Und im Augenblick darauf leistete er dem Haluter stillschweigend Abbitte. Ihr energetischer Ausschlag hatte dieselbe Stärke erreicht, wie sie eine startende Space-Jet mit aktiviertem Schutzschirm zeigte.
Die Temperatur lag bei mehr als tausend Grad Celsius - ohne daß die Hitze allerdings in die umgebende Luft abstrahlte. „Danke, Tolotos. Ich hätte mir ohne Handschuhe ganz schön die Finger verbrannt."
Bevor Tolot antworten konnte, trat draußen das Spektakel in seine; entscheidende Phase. Ein Blitz zuckte durch den Nebel. Und irgendwo inmitten des kaum durchsichtigen Bereichs klaffte plötzlich ein Riß. Die Zacken verzweigten sich zu einem wirren Muster, fanden kurz darauf zu annähernd kreisförmiger Stabilität. Es war ein Durchgang!
Paunaro und Eladeru hatten es geschafft!
Die Geräuschkulisse innerhalb der TARFALA steigerte sich zu einem Orkan, der selbst
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