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16 Science Fiction Stories

16 Science Fiction Stories

Titel: 16 Science Fiction Stories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: diverse
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Gedanken sind neben seinen Augen das einzige, was er jetzt noch bewegen kann. Diese Anstrengung ist für ihn eine Qual. Zwar hat er sich schon früher einmal seekrank gefühlt, aber er ist es nie wirklich gewesen, dagegen hat er ein Rezept, er richtet die Augen auf den Horizont und beschäftigt sich anderweitig. Jetzt! Jetzt müßte er das auch tun; denn es gibt einen Ort, an dem man nicht seekrank werden sollte, und das ist ein Druckanzug. Jetzt!
    Deshalb beschäftigt er sich, so gut er kann, mit der Küstenlandschaft, mit dem dahinter liegenden Land, mit dem Himmel. Er liegt auf dem Boden, sein Kopf ist auf einen schwarzen Felsbrocken gebettet. Vor ihm ragen noch andere Felsen aus dem Boden, ihre Oberfläche ist mit weichem weißem Sand bedeckt. Dahinter erstreckt sich eine ebene Fläche, mit Salz bedeckt, die Gezeitengrenze; er weiß es noch nicht ganz sicher. Genau sieht er nur die Fußabdrücke, die hinter ihm beginnen, sich nach links wenden und in den Schatten der Felsbrocken verschwinden, wieder hervortreten und endlich gegen das Tal zu immer undeutlicher werden. Am Himmel hängt ein altes, zerschlissenes Tuch, in das das Sternenlicht Löcher gebrannt hat; zwischen diesen Löchern ist die Schwärze am tiefsten – es ist Winter, die Bergkuppen heben sich kaum von der Schwärze des Himmels ab.
    Er spürt, wie sich seiner eine unaufhaltsame Übelkeit zu bemächtigen droht; er versucht, sich dagegen zu wehren, indem er sich ganz und gar seiner Schwäche hingibt. Er muß sich beschäftigen. Jetzt zeig ihm das X-15-Modell. Das wird ihn interessieren. He – wäre das nicht ein feines Spielzeug? Es fliegt zu hoch, so daß die dünne Luft keine Steuerung zuläßt. In den Flügelspitzen sind kleine Düsen eingebaut, hier, siehst du? Und darin ist Druckluft.
    Aber der kranke Mann kräuselt die dünnen Lippen: Geh weg, Kind, ja? – Das hat nichts mit der See zu tun. Geh weg.
    Der kranke Mann zwingt sich, immer weiter und weiter in die Ferne zu spähen, er betrachtet alles mit einer peinlichen Genauigkeit, als würde man ihm eines Tages die Aufgabe stellen, all dies nachzumalen. Zu seiner Linken befindet sich nur die sternenhelle ruhige See. Das Tal vor ihm ist von Hügeln umgeben. Zu seiner Rechten ist die schwarze Felsmauer, gegen die er seinen Helm lehnt. Er hofft, die Übelkeit bezwungen zu haben, aber er ist sich noch nicht sicher. Deshalb blickt er in den Himmel auf, der schwarz und hell zugleich ist. Er ruft Sirius, Polaris, Ursa, ruft, daß … daß … es bewegt sich. Beobachte es genau: Ja, es bewegt sich! Es ist ein Lichtflecken, an den Kanten ausgefranst. Natürlich weiß er, daß er seinen Augen gerade jetzt nicht trauen darf. Aber diese Bewegung …
    Als Kind hatte er einmal auf dem kalten Sand gestanden und das Aufsteigen des Sputniks im Dunst beobachtet; und danach hatte er nicht schlafen können und für seinen Empfänger besondere Drähte geformt, hatte unter Lebensgefahr hohe Antennen montiert, nur um unverständliche Signale von Vanguard, Explorer, Lunik, Discoverer und Mercury zu hören. Er kannte sie alle, und er kannte vor allem dieses stete Gleiten im Himmel.
    Der sich bewegende Fleck war ein Satellit, und gleich wird er wissen, welcher – ohne sich zu bewegen, ohne mit Instrumenten ausgestattet zu sein, außer seinem Chronometer und seinem Gehirn. Er ist unendlich dankbar dafür; ohne diesen gleitenden Fleck im Himmel hätte er nur die Fußabdrücke, diese wandernden Fußabdrücke, die einem zu deutlich zu verstehen gaben, daß man ganz allein auf der Welt war.
    Angenommen, du wärest ein Kind, eifrig und neugierig und überdurchschnittlich intelligent, dann könntest du in einem Tag oder ein wenig mehr eine Methode ausarbeiten, um die Zeit eines Satelliten zu messen, mit nichts als einem Zeitmesser und einem Gehirn.
    Aber wenn du dieses Kind wärest, eifrig oder neugierig oder sonst was, dann würdest du darüber nicht zu dem kranken Mann plappern, denn er möchte deswegen nicht gestört werden. Er hat schon vor langer Zeit darüber nachgedacht, und selbst jetzt beobachtet er die Schatten, um in Gedanken nachzurechnen. Ja, jetzt! Seine Augen blicken zu seinem Chronometer: 0400, genauer geht es nicht.
    Er muß minutenlang warten – zehn? … dreißig? … dreiundzwanzig? – Es ist schlimm genug, das Warten, denn die See ist ruhig, aber darunter fließen viele Ströme, Schatten, die sich bewegen und schwimmen. Aufgepaßt. Er darf auf keinen Fall nahe der großen, unsichtbaren Amöbe

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