16 Science Fiction Stories
Füße springen. Mit wild rollenden Augen stand sie einen Augenblick da, dann sank sie ohnmächtig zu Boden.
Quincy Summerfield zitterte am ganzen Leib, er hatte die Hände vors Gesicht geschlagen. Er war sich eines schweren Gewichts bewißt geworden, als die Welt in Dunkelheit zerronnen und das Mädchen auf den Boden gestürzt war. Er fühlte jede Regung, die sie, auf dem Boden liegend, im Halbbewußtsein verspürte. Sein Atem ging schwer. Menschen hoben sie auf. Er fühlte ihre Augen wieder flattern. Der Spiegel, Spiegel, Spiegel – ihres Bewußtseins, seines Bewußtseins, ihres Bewußtseins, der farbigen Frau mit den ruhigen Gedanken, die sie in die Arme schloß. Dann schrie das Mädchen furchtbar auf, und seine Kehle schmerzte.
Kreischend hielt der Zug an. Quincy sprang auf und rannte blindlings durch die Schiebetür. Fast riß er eine ältere Dame um. Sie fuchtelte mit ihrem Regenschirm hinter ihm her.
»Ungehobelter Kerl!« Die Worte folgten ihm, während er die Plattform entlanglief, die Ledersohlen seiner Schuhe hallten durch den Raum. Sein Gesicht war verzerrt. Leute blieben stehen und starrten ihm nach, aber er kümmerte sich nicht darum. Der Hut fiel ihm vom Kopf. Er stolperte, fiel fast hin. In seinem Kopf wirbelten seine Gedanken und ihre Gedanken wild durcheinander. Gleich würde erden Ausgang erreicht haben, bald würde er weit weg sein, draußen, weg von den Menschen, weg von dem Mädchen, in freier Luft.
Die farbige Frau – sie wird mir helfen. Sie nahm seine Bilder auf! Er bezwang einen Aufschrei; unter den verzerrten Visionen taumelte er dahin. Er wußte kaum, wie er dahin gekommen war, aber endlich stand er auf der Straße, ohne Hut, mit zerrissener Hose, und schwenkte die Arme nach einem Taxi.
Zum Glück hielt eins gleich an.
»Wohin?«
»Zum Grand Central. Beeilen Sie sich, um Gottes willen!«
Durch ihre Gedankenbilder hindurch blickte er auf seine Uhr. Das Glas war gebrochen, sein Handgelenk schmerzte. Schwer atmend ließ er sich in die weichen Polster sinken. Völlig erschöpft schloß er die Augen und gab sich einer einzigen Vorstellung hin.
Sein BH saß zu eng. Er griff nach hinten, lockerte den Verschluß und atmete leichter.
»Gleich wird Ihnen besser sein, meine Liebe«, sagte eine weiche Stimme. »Jetzt haben Sie etwas, das Sie Ihrem Mann erzählen können.« Das braune Gesicht lächelte. »Sie sind doch verheiratet?«
»Aber ich bin nicht schwanger!« rief er.
»Was ist los?« fragte der Taxifahrer über die Schulter hinweg. »Was sind Sie nicht?«
Quincy Summerfield öffnete die Augen und richtete sich steif auf. »Ach, ich habe mir nur ein paar Dialoge für ein Hörspiel überlegt«, sagte er verzweifelt.
Der Taxifahrer brummte vor sich hin und fuhr weiter.
Summerfield blickte sich um. Es war ein Taxi wie jedes andere. Ein kleines Schild verkündete, daß der Fahrer Barney Cohen hieß. Es regnete. Die Menschen stemmten sich gegen den Regen, wie sie es sonst auch taten. Er versuchte, alle anderen Bilder zur Seite zu schieben. Aber es gelang ihm nicht.
Als er die Augen schloß, befand er sich in einem schmutzigweißen Waschraum, ein übler Geruch hüllte ihn ein, darunter mischte sich schweres Parfüm. Eine Frauentoilette. Er blickte in den Spiegel, in sein weißes, zitterndes Gesicht, ein Frauengesicht mit erschreckten, braunen Augen. Er legte Lippenstift auf. SIE legte Lippenstift auf, zwang er sich in Gedanken zu sagen. Sie schüttelte den Kopf und schloß die Augen.
Sie sind noch immer da, dachte sie. Ja.
Was ist geschehen, um Himmels willen? In ihren Gedanken spielte die gleiche Furcht mit wie in seinen eigenen.
Furcht. Einen langen Augenblick lang teilten sie dieses Gefühl.
Dann kämpfte er darum, seine Gedanken wieder zu ordnen. Kein Grund zum Fürchten. Nichts. Ich habe mich nicht verändert. Es ist so wie immer. Sie, du bist derselbe. Sie. Ich. Derselbe.
Jesus, Jesus, drängte sie sich mit ihren Gedanken ein. Unser Vater … Das Gebet verzerrte sich zu einem Wirrwarr religiöser Vorstellungen.
Die abgründige Tiefe ihres Aberglaubens brachte ihn wieder zum klaren Denken. Ich habe nichts zu befürchten. Er zwang sich, diesen Gedanken immer wieder zu wiederholen. Ich bin derselbe. Du bist derselbe. Irgendwie … Eine Sekunde lang verlor er die Kontrolle über sich … Wir haben völligen geistigen Kontakt hergestellt. Ich weiß, was Sie denken, fühle, was Sie fühlen, und Sie kennen meine Gedanken, meine Gefühle.
Seine beruhigenden Worte schienen ihr
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