16 Stephanie Plum: Der Beste zum Kuss (Sizzling Sixteen)
der Stimmung, einfach hochzugehen und die Tür einzutreten«, sagte ich zu Lula.
»Ich auch. Das hätte ich jetzt auch vorgeschlagen.« Lula warf mir einen Seitenblick zu. »Weißt du, wie man Türen eintritt?«
»Nein. Ich dachte, das würdest du machen.«
»Ich habe Zickenschuhe mit zehn Zentimeter Absatz an. Damit kann ich keine Türen eintreten. Läuft nicht. Wenn man eine Tür eintreten will, braucht man Stiefel. Das weiß doch jedes Kind.«
»Dann sag ich mal, wir drücken auf die Klingel und weisen uns aus.«
»Von mir aus«, meinte Lula.
Ich parkte hinter einem verrosteten Ford Econoline Van, Lula und ich stiegen aus und erklommen die Stufen zur Miniveranda. Da es keine Klingel gab, klopfte ich an die Tür. Keine Antwort. Ich klopfte erneut. Immer noch keine Reaktion. Ich holte mein Handy hervor und wählte Hackers Nummer. Wir hörten das Telefon drinnen klingeln, aber es nahm niemand ab.
»Schade, dass wir nicht wissen, wie man eine Tür eintritt«, sagte Lula. »Vielleicht versteckt er sich unter dem Bett.«
Ich stellte mich auf die Zehenspitzen, tastete den Türrahmen ab und fand einen Schlüssel.
»Wenn ich in dieser Gegend wohnen würde und einen Haufen Drogengeld und Stoff gelagert hätte, wäre ich aber vorsichtiger mit meinem Schlüssel«, sagte Lula.
»Vielleicht hat er eine Alarmanlage.«
Ich schob den Schlüssel ins Loch, hielt den Atem an und drückte die Tür auf. Kein Alarm erklang. Ich sah mich nach dem Bedienfeld einer Anlage um. Nichts zu finden.
»Wahrscheinlich gehört er zu den vertrauensseligen Naturen«, mutmaßte Lula. »Eigentlich ganz wohltuend in der heutigen Zeit. Besonders im kriminellen Milieu.«
Wir standen in einem großen Zimmer. An einer Wand befand sich eine schmucklose Küchenzeile, in der Mitte ein Küchentisch mit vier Stühlen, dahinter eine Couch mit zwei Fernsehsesseln vor einem riesigen Flachbildfernseher. Auf der rechten Seite war eine Tür, die wohl ins Schlafzimmer führte.
»Echt Wahnsinn, wie normal ein Verbrecher leben kann«, sagte Lula. »Hier könnte wirklich jeder wohnen. Klar, man muss schon mit Drogen dealen, um sich so was Großes leisten zu können, aber abgesehen davon, musst du zugeben, sieht es echt normal aus.« Sie schaute sich um. »Ich kann Mr Jingles nicht entdecken. Und ich glaube nicht, dass es eine Katze ist, ich muss nämlich nicht niesen. Ist bestimmt ein süßer Welpe oder so.«
»Ich sehe weder Wassernapf noch Hundespielzeug.«
»Hey, Mr Jingles«, rief Lula. »Komm mal her, Junge! Mr Jingles, komm zu Lula!«
Wir hörten ein Rascheln hinter der Couch. Dann tappte ein zwei Meter großer Alligator um die Ecke, starrte Lula an und stürzte sich auf sie.
»Argh!«, rief sie, taumelte nach hinten und stolperte dabei gegen mich. »Hilfe! Pass doch auf! Weg da!«
Wie der Blitz schoss ich durch den Raum, Lula mir auf den Fersen. Sie schob mich durch die Tür und warf sie hinter uns zu.
»Ich glaub, ich hab mir in die Hose gemacht«, sagte sie. »Kann man irgendwas sehen?«
Ich war nicht in der Lage, das zu überprüfen. Ich presste die Hand auf die Brust, schnappte mit offenem Mund nach Luft, und mein Herz schlug so schnell, dass alles vor meinen Augen verschwamm.
»Ich glaube, wir sind hier fertig«, sagte ich zu Lula.
»Aber so was von«, sagte sie. »Vergiss nicht, den Schlüssel zurückzulegen, sonst kann Hacker, falls er sich mal aussperrt, nicht mehr in die Wohnung, um Mr Jingles zu füttern.«
Ich legte den Schlüssel zurück in sein Versteck, und der Alligator polterte von innen gegen die Tür von Hackers Wohnung. Lula und ich rasten die Treppe hinab, übersprangen einige Stufen, rutschten den Rest fast auf dem Hintern hinunter. Wir rappelten uns auf, das Tier schlug wieder gegen die Tür, wir rannten schreiend zum Jeep.
Zehn Minuten später parkte ich vor dem Kautionsbüro hinter Lulas Firebird.
»Das ist wohl der Grund, warum Hacker keine Alarmanlage braucht«, sagte ich, als ich meine Stimme schließlich wiederfand.
»Was für ein Mann hält sich zu Hause einen Alligator? So was geht doch nicht! Wo kackt der denn hin? Hast du daran schon mal gedacht? Außerdem: Der hat vielleicht mal Nerven, dem so einen niedlichen Namen zu geben! Mr Jingles! Das ist doch irreführend! Das ist sowieso alles deine Schuld, weil du deine Flasche zu Hause liegen gelassen hast.«
Mein Telefon klingelte, ich meldete mich. Morelli.
»Ich muss mit dir reden«, sagte er. »Das McKuschel-Fiasko ist an mir hängen geblieben. Die
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