16 Stephanie Plum: Der Beste zum Kuss (Sizzling Sixteen)
entgeistert.
»Na ja, die mit ihren Riesentitten, ja?«
»Wenn du noch einmal ›Riesentitten‹ sagst, hau ich dir eine rein«, sagte Lula.
»Weiter!«, befahl ich. »Was noch?«
»Sie hatte die Augen total stark geschminkt und richtig dicke glänzende Lippen, und sie hatte so ein schwarzes Lederteil an mit Schnürsenkeln. Da passten ihre … ihr wisst schon … nur so gerade rein.«
»Sie trug ein Bustier«, resümierte Lula.
»Außerdem hatte sie einen schwarzen Lederrock an, der war echt total kurz. Und Stilettos.«
»Ja, das ist echter Pornochic«, sagte Lula.
Ich war mir ziemlich sicher, dass ich diesen Pornostar kannte, doch sie war nur einer in ihren eigenen Amateurfilmen. »Und ihr Haar?«, fragte ich.
»Rot. So wie Lulas, aber echt massenweise, und alles in Locken und Wellen. Wie Farrah Fawcett in Rot.«
»Joyce Barnhardt«, sagte ich.
»Ja«, sagte Mooner.
»Du wusstest, dass es Joyce ist?«
»Klar.«
»Warum hast du es dann nicht gesagt?«
»Du hast nicht gefragt, ob ich ihren Namen weiß«, meinte er.
»Darf ich ihn jetzt schlagen?«, fragte Lula.
Ich kniff die Augen zusammen. »Du würdest den Browniebäcker schlagen?«
»Okay, du hast recht«, sagte sie.
»Zumindest wissen wir jetzt, wo Vinnie sich versteckt«, sagte Connie.
»Ja, er ist der Barnhardt hinterherscharwenzelt«, sagte Lula. »Ich wundere mich nur, dass er immer noch da ist. Normalerweise benutzt die Barnhardt die Typen und schmeißt sie dann raus.«
Joyce Barnhardt ist meine Erzfeindin. Die gesamte Schulzeit habe ich mit ihr verbracht, und sie tat ihr Bestes, um mir das Leben zu vermiesen. Gerechterweise muss ich sagen, dass ich nicht die Einzige war. Joyce vermieste allen das Leben. Sie war ein dickes Kind, das anderen ins Essen spuckte, auf der Toilette in die anderen Kabinen guckte. Ein Kind, das log, betrog und andere quälte. Irgendwann an der Highschool verwandelte sie sich in einen Vamp, sie nahm ab, ließ sich die Brüste machen und die Lippen aufpumpen, färbte sich die Haare und verfeinerte ihre Technik der Ehezerstörung. Seitdem hat sie ein Allzeithoch. Sie war zigmal verheiratet gewesen, jedes Mal profitabler als zuvor, momentan war sie Single und auf der Jagd. Sie fährt eine protzige Corvette und wohnt in einem großen Haus unweit von Vinnie.
»In den Sattel!«, sagte ich zu Lula.
»Willst du Vinnie holen?«
»Ja. Ich weiß nicht, warum, aber ich fühle mich gezwungen, ihn zurückzuholen.«
»Verstanden«, sagte Lula.
21
Joyce wohnte in einem Haus, das eine Mischung aus Washingtons Mount Vernon und Tara aus Vom Winde verweht war. Von Landschaftsgärtnern gepflegter Rasen erstreckte sich vor einem gigantischen weißen Kolonialgebäude mit schwarzen Fensterläden und einem säulengerahmten Eingang. Ich bog in die Straße ein und entdeckte, dass Vinnie vor dem Haus am Bordstein hockte. Er trug wieder nur Boxershorts und hatte einen Dreitagebart.
»Das ist ja ekelig«, sagte Lula. »Du lässt ihn doch nicht so in dieses schöne Auto, oder? Der hat wahrscheinlich überall am Körper Barnhardts Sackratten. Du solltest ihn besser aufs Dach schnallen.«
»Ich hab aber keine Spanngurte dabei. Muss er halt bei uns mitfahren.«
Ich hielt an und ließ Vinnie hinten in den Mercedes einsteigen.
»Warum habt ihr so lange gebraucht?«, fragte er.
Ich schaute in den Rückspiegel und warf ihm einen vernichtenden Blick zu.
»Du hast keinen Anstand«, beschimpfte Lula ihn. »Ich muss meine Augen anschließend mit Bleichmittel desinfizieren, nachdem ich dich in der Unterhose gesehen habe. Warum hast du ständig eine Unterhose an, wenn wir dich befreien?«
»Als ich rausgeworfen wurde, hatte ich gar nichts an«, erklärte Vinnie. »Aber weil sich die Nachbarn beschwerten, hat Joyce mir noch diese Boxershorts zugeworfen. Das ist nicht mal meine.«
»Warum hast du nicht wenigstens mal angerufen?«
»Hallo?«, sagte Vinnie. »Habe ich vielleicht ein Telefon dabei?«
»Schätze, von Joyce’ Nachbarn wollte keiner einem nackten Mann die Tür aufmachen«, sagte Lula.
»Nur lange genug, um mir den Hund auf den Hals zu hetzen«, erwiderte Vinnie.
»Und warum hat Joyce dich rausgeworfen?«, fragte Lula.
»Sie hat rausgefunden, dass ich kein Geld habe.«
Eine halbe Stunde später war ich zurück im Büro. Vinnie kam mit herein und starrte auf das Kabel, das nach draußen zu Mooners Wohnmobil führte. »Was ist das denn?«
»Er brauchte Saft für die Kosmische Allianz«, erklärte Lula. »Ziehst du dir jetzt
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