16 Stephanie Plum: Der Beste zum Kuss (Sizzling Sixteen)
Definition !«, sagte Vinnie. »Ein Plasma-Bildschirm.«
»Also, wenn du willst, rufe ich Bobby Sunflower an und sage ihm, dass ich die zweihundert Dollar zurückhaben will, damit du dir deinen High-Definition-Plasma wieder holen kannst«, sagte Lula.
»Nein, schon gut«, lenkte Vinnie ein. »Ich werde einfach nur hier sitzen, die Augen schließen und mir vorstellen, ich hätte einen Fernseher. Ich hab mich abgeregt. Ich bin froh, am Leben zu sein. Ich bin froh, aus Joyce’ Haus heraus zu sein, ohne dass mir der Johnny abgeschnitten wurde.« Er öffnete die Augen und sah uns an. »Diese Frau ist ein Tier.«
»Will ich gar nicht wissen«, sagte Lula.
Das Telefon klingelte. Connie meldete sich. »Vinnie!«, rief sie. »Da ist Roger Drager dran, der Vorsitzende von Wellington. Er möchte mit dir sprechen.«
»Wer ist Wellington?«, wollte Lula von Vinnie wissen.
»Das ist die Risikokapitalgesellschaft, zu der unsere Agentur gehört.«
»Ah, ja«, sagte sie. »Jetzt fällt’s mir wieder ein.«
Vinnie ging zu Connies Schreibtisch, um den Hörer entgegenzunehmen.
»Ja«, sagte er. »Jawohl, Sir. Jawohl, Sir.« Dann legte er auf.
»Das war aber eine Menge ›Jawohl‹«, bemerkte Lula.
»Ich soll in sein Büro kommen«, sagte Vinnie. »Jetzt.«
»Wäre gut, wenn du dir was anziehen würdest«, meinte sie. »Möglicherweise sieht er es nicht gerne, wenn Klein-Vinnie aus deiner Hose baumelt.«
»Ich hol schon deine Sachen«, sagte Mooner. »Sind alle im Love-Bus.«
»Über was will er denn mit dir reden?«, fragte Connie.
»Keine Ahnung«, gab Vinnie zurück.
»Vielleicht geht’s um die Phantom-Kautionen«, meinte Connie.
Vinnie hob die Augenbrauen. »Du weißt Bescheid?«
»Wir haben nach Geld gesucht und das ganze Büro auf den Kopf gestellt, da habe ich die Akte gefunden.«
»Es fing ganz klein an. Ich schwöre beim Grab meiner Mutter, dass ich Wellington alles zurückzahlen wollte.«
»Deine Mutter lebt doch noch«, warf ich ein.
»Auch nicht ewig«, sagte er. »Auf jeden Fall glitt mir die Sache aus den Händen. Am Anfang wollte ich nur schnell ein bisschen Kohle lockermachen, um Sunflower ein paar schlecht gelaufene Wetten zurückzuzahlen, aber er drängte sich mit rein und ließ nicht mehr locker. Ehe ich mich’s versah, half mir sein Buchhalter, zwei verschiedene Bücher zu führen.«
»War das der tote Buchhalter?«
»Ja«, bestätigte Vinnie. »Sekundentod durch Reifenspuren auf dem Rücken.«
Ich dachte an Victor Kulik und Walter Dunne, die hinter dem Diner exekutiert worden waren. Die Lebenserwartung bei Wellington lag nicht hoch.
Mooner kam mit Vinnies Klamotten zurück. »Hab ich für dich geändert, Kumpel«, sagte er. »Die sind total abgefahren.«
Vinnie stieg in seine Hose und schaute an sich hinab. Die Hosenbeine waren bis unter die Knie gekürzt, aus seinem Hemd war ein Kittel mit Kordel geworden. Passte super zu seinen schicken schwarzen Schuhen und den schwarzen Socken. Mit schwarzem Edding hatte Mooner »Doderick Stützgürtel« auf die Tasche des Hemdes geschrieben. Vinnie sah aus wie ein Hobbit-Penner, der drei Tage lang durchgesoffen hatte. Sein gegeltes Haar stand in alle Richtungen ab, die Kleidung war zerknittert und voller Grasflecken, sein Bart sah aus wie der eines Hobbit-Opas.
»Ich würde ihn ja umlegen«, sagte Vinnie mit bösem Blick auf Mooner, »aber ihr habt meine Knarre verkauft.«
»Wahrscheinlich will dich dieser Drager wegen Unterschlagung festnehmen lassen«, sagte ich zu Vinnie. »Dem wird es egal sein, dass du ein obdachloser Hobbit bist.«
»Ich habe keinen Führerschein«, sagte Vinnie. »Ich habe kein Auto.«
Ich schlang meine Tasche über die Schulter. »Ich nehme dich mit. Wo geht’s denn hin?«
»Zum Meagan Building im Zentrum.«
Das Meagan Building war ein schwarzes Hochhaus aus Glas und Stahl, das einige Jahre vor dem Zusammenbruch des gewerblichen Immobilienmarktes gebaut worden war. Die Firma Wellington befand sich auf der vierten Etage. Aus dem Fahrstuhl traten wir in einen mit Teppich ausgelegten Gang. Blassgrauer Boden, cremefarbene Wände mit Scheuerleisten und Türen aus Kirschbaumholz. Edel. Wellington belegte das gesamte Stockwerk. Es wurde langsam spät am Tag, der Empfang war nicht mehr besetzt. Roger Drager wartete im kleinen Foyer auf uns.
Er war Mitte vierzig, gut gekleidet, ungefähr eins fünfundsiebzig groß, hatte stark zurückweichendes braunes Haar und einen schlaffen Body. Er gab mir die Hand, seine Finger waren
Weitere Kostenlose Bücher