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160 - Martin, Deborah - Die amerikanische Braut

160 - Martin, Deborah - Die amerikanische Braut

Titel: 160 - Martin, Deborah - Die amerikanische Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Martin
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geraten.
    Unterdessen fiel ihr eine ihrer „Locken“ ins Gesicht. Sie pustete sie beiseite.
    Evelina betrachtete Abby aufmerksam. „War die Frisur auch Spencers Idee?“
    „Er hat gar nicht erst zugehört, als wir versuchten, ihm zu erklären, dass mein Haar sich nicht locken lässt. Ich wünschte, ich hätte deine Haare!“
    „Ich bitte dich“, erwiderte Evelina. „Gestern Abend im Theater haben alle Damen – ich auch – dein wunderbares Haar bewundert und waren davon angetan, wie vorteilhaft du es oben am Kopf aufgesteckt hattest. Es sieht hübscher aus und trägt sich sicher auch viel angenehmer als unsere engen Haarknoten.“
    Abby blickte sie von der Seite an. „Das sagst du nur, damit ich mich besser fühle.“
    „Aber nein. Sogar Mama hat deine Frisur gefallen! Mama mag zwar manchmal etwas … äh … naiv erscheinen, aber für Mode hat sie ein Gespür. Du könntest mit der Frisur neue Maßstäbe setzen.“
    Abby wollte gar keine neuen Maßstäbe setzen. Sie wünschte sich nur, nicht aufzufallen. Aber das schien ihr nicht vergönnt zu sein, ganz gleich, was sie mit ihrem Haar machte. „Spencer meinte, mit dieser Frisur sähe ich aus wie ein Freudenmädchen.“
    „Wie bitte? Was für ein Unsinn!“
    Abby musterte die anderen Frauen, die alle Stirnlocken trugen – genau wie Spencer es ihr heute vorgeschrieben hatte. Marguerite hatte in der kurzen Zeit, die ihnen noch geblieben war, ihr Bestes mit der Lockenschere versucht, aber Abbys Haar war ein hoffnungsloser Fall. „Spencer versucht nur, mich eleganter wirken zu lassen – aber aus einem Entlein wird eben kein Schwan.“
    „Vor allem dann nicht, wenn es schon ein Schwan ist“, entgegnete Evelina. „Du musst Spencer nicht alles glauben. Du bist ganz entzückend, so wie du bist, und wenn ihm das nicht auffällt, muss er blind sein.“
    Abby bedachte Evelina mit einem dankbaren Lächeln. „Nathaniel hatte Recht, als er meinte, du wärest die großherzigste Frau in ganz England. Ich verstehe, warum Spencer möchte, dass ich mir dich zum Vorbild nehme.“
    „Das sollst du tun?“ Evelina runzelte die Stirn. „Spencer kann so ein Esel sein.“
    Abby glaubte, ihren Ohren nicht zu trauen. „Was hast du gesagt?“
    Evelina errötete sofort. „Verzeih mir meine Ausdrucksweise, aber Nathaniel redet manchmal so über Spencer. Und er hat nicht Unrecht. Irgendjemand sollte Spencer dringend beibringen, wie er seine Frau zu behandeln hat.“
    „Oh, so schlimm ist er nicht.“ Und dass sie sich in dieser misslichen Situation befand, war schließlich nicht Spencers Schuld, sondern die seines Bruders. „Er ist sehr gut zu mir. Du solltest die Kleider sehen, die er für mich gekauft hat – ich weiß, dass sie ihn ein Vermögen gekostet haben. Und die Handbeutel und die Schuhe …“
    „Er hat dich neu eingekleidet?“ Evelinas Gesicht nahm einen Ausdruck an, den Abby bei jeder anderen Frau als berechnend gedeutet hätte. „Und hat er sich darüber beschwert, dass er dafür so viel zahlen musste? Ich habe gehört, dass manche Männer das tun.“
    „Nein, im Gegenteil. Als ich eine schlichtere Garderobe vorschlug, hat er darauf bestanden, keine Kosten zu scheuen.“
    Evelina ließ ihren Blick durch den Ballsaal schweifen, und ein schwaches Lächeln huschte über ihr engelsgleiches Gesicht. „Ah ja … das ist interessant …“
    „Wie bitte?“
    Evelina fuhr erschrocken zusammen. „Oh, nichts.“ Sie wedelte mit ihrem Fächer. „Erzähl mir lieber, wie du unseren Ball findest. Werden in Philadelphia auch so große Bälle gegeben?“
    „Nein, nicht annähernd. In Philadelphia gibt es in Privathäusern gar keine Ballsäle. Wir rollen einfach den Teppich im Wohnzimmer zusammen und schieben die Möbel an die Wand. Dann spielt jemand auf dem Klavier, und wir tanzen dazu.“ Abby machte eine weit ausholende Geste. „Deine Mutter hat sich mit dieser Veranstaltung selbst übertroffen.“
    „Dafür musst du dich bei deinem Mann bedanken. Er hat fast die gesamten Kosten übernommen. Sogar seinen Koch hat er uns geschickt. Ohne Spencers Hilfe wäre alles etwas bescheidener ausgefallen.“
    Das erklärte einiges – Nathaniel hatte die Familie seiner Verlobten als „häufig knapp bei Kasse“ beschrieben, und Abby hatte sich schon gefragt, wie sie sich solchen Aufwand überhaupt leisten konnten. „Warum hat Spencer das getan?“
    Evelina zuckte mit den Schultern. „Nachdem es dein Ball geworden war, hat er keine Mühen mehr gescheut, dem Ganzen mehr

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