160 - Martin, Deborah - Die amerikanische Braut
Glanz zu verleihen.“
„Ich wünschte, er würde nicht so viel Geld in unsere … Ehe investieren.“
„Unsinn – Spencer ist sehr vermögend. Warum sollte er also nicht ein erstklassiges Orchester engagieren, anstatt der drei Musiker, die wir gebucht hatten? Oder uns anstelle von Kerzen diese wunderbaren französischen Lampen spendieren? Von seinem prächtigen Haus abgesehen, das er nur hat bauen lassen, um mit dem Prestige seine Karriere voranzubringen, gibt er sein Geld nie für schöne oder gar vergnügliche Dinge aus. Er lebt nur für seine Arbeit. Nathaniel ist er damit immer furchtbar auf die Nerven gegangen.“
Abby glaubte, Spencer gegen seinen unbedachten Bruder verteidigen zu müssen. „Ja, mir ist aufgefallen, dass ‚Arbeit* für Nathaniel von untergeordnetem Interesse ist.“
Zu spät fiel ihr ein, dass sie von Evelinas Verlobtem sprach. Aber als Evelina Abby anschaute, schien diese nicht beleidigt zu sein. Evelina erwiderte nur geheimnisvoll: „Die Dinge sind nicht immer, was sie scheinen.“
Abby war überrascht. War es möglich, dass Evelina mehr über Nathaniels Machenschaften wusste, als sie preisgab?
Abby blieb keine Zeit, dieser Frage nachzugehen, denn in diesem Moment rauschte Lady Brumley auf sie zu.
Abby seufzte. Spencer wollte nicht, dass sie sich mit dieser Frau unterhielt. Aber was sollte sie nun tun? Unfreundlich sein? Leute wie Lady Brumley ließen sich allenfalls durch grobe Unhöflichkeit abweisen.
„Meine liebe Lady Ravenswood“, setzte Lady Brumley an, „ich muss unbedingt mit Ihnen über Ihren Met sprechen. Ich verstehe nicht, warum Ihr Vater das Mittel gegen Verdauungsstörungen verkauft hat. Ich habe es verschiedentlich ausprobiert, aber es ist wirkungslos.“
Abby reckte ihr Kinn. „Mir leistet es ganz vorzügliche Dienste, Mylady. Haben Sie es mit Milch probiert?“
„Mit Milch, mit Honig, mit Tee – bis auf das schmutzige Waschwasser habe ich es mit allen denkbaren Kombinationen versucht, und es tut sich immer noch nichts.“
Abby rang um Fassung. „Ich weiß nicht, was ich noch sagen soll. Vielleicht ist die Kräutermischung nicht richtig auf Ihre Verdauung abgestimmt, Mylady.“
„Würden Sie mich bitte nicht immer mit Mylady anreden? Man könnte denken, Sie wären eine Bedienstete.“
Abby stieg das Blut in die Wangen. Spencer hatte bereits eine ähnliche Bemerkung gemacht. Aber woher sollte sie wissen, welches die korrekte Anrede für Leute war, die einen Titel hatten? Niemand hatte ihr das beigebracht, und obwohl sie versuchte, durch aufmerksames Zuhören zu lernen, hatte sie immer noch kein System entdeckt.
„Aber was ich eigentlich sagen will“, fuhr Lady Brumley fort, „meiner Ansicht nach gehen Sie das Geschäft mit dem Met völlig falsch an. Es ist überhaupt keine Medizin. Hingegen ist es ein wunderbares …“
„Guten Abend, Lady Brumley“, begrüßte Spencer sie kühl, als er mit zwei Gläsern Punsch zu ihnen zurückkehrte. Eines reichte er Evelina, das andere bot er der Marquise an. „Nehmen Sie eine Erfrischung, Madam. Ich werde jetzt mit meiner Frau tanzen.“
Obwohl Lady Brumley das Glas entgegennahm, warf sie Spencer einen verärgerten Blick zu. „Lady Ravenswood und ich waren mitten in einer Unterhaltung. Sie können mir Ihre Frau nicht immer entführen, sobald ich eine Gelegenheit habe, mit ihr zu reden.“
„Aber natürlich kann ich das.“ Spencers Augen funkelten. „Das ist eines der Vorrechte, die ein Ehemann hat. Und nun entschuldigen Sie uns bitte.“
Er bot Abby seinen rechten Arm an und führte sie zur Tanzfläche. Abby warf Lady Brumley über die Schulter einen entschuldigenden Blick zu, aber eigentlich war sie erleichtert. Sich mit Lady Brumley zu unterhalten war, als würde man versuchen, sich nachts in einem fremden Haus zurechtzufinden – man wusste nie, wann man mit lautem Gepolter etwas umstoßen würde.
Sie blickte zu Spencer auf, der sie anlächelte. „Danke für die Rettung“, sagte sie.
„Keine Ursache.“ Er führte sie in die Mitte der Tanzfläche. „Es war nicht nur eine Rettung, meine Liebe“, fuhr er fort. „Alle warten darauf, dass wir unseren ersten Walzer tanzen.“
Als die Orchestermusik einsetzte, geriet Abby in Panik.
„Das können wir nicht“, flüsterte sie. Du liebe Güte, alle beobachteten sie!
„Warum nicht?“ Er legte eine Hand um ihre Taille und streckte ihr die andere erwartungsvoll entgegen. „Jeder hier glaubt, dass wir verheiratet sind.“
„Ich kann keinen
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