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160 - Martin, Deborah - Die amerikanische Braut

160 - Martin, Deborah - Die amerikanische Braut

Titel: 160 - Martin, Deborah - Die amerikanische Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Martin
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dies zu untersagen?
    Das hatte sie natürlich nicht. Aber sie wünschte sich dieses Anrecht von ganzem Herzen.
    Zerstreut unterhielt sich Abby mit den Blakelys, woran sich auch nichts änderte, als Spencer sich wieder bei ihnen einfand. Ihr Gesicht leuchtete jedoch auf, als das Orchester begann, ein bekanntes Musikstück zu spielen, auf das sich ein Kotillon tanzen ließ.
    „Ich liebe dieses Stück! Es wurde auf den Bällen gespielt, die ich als junges Mädchen besucht habe.“
    „Sollen wir tanzen?“ Spencer bot ihr lächelnd seinen Arm an.
    Sie zögerte. Diese Genevieve war immer noch im Saal anwesend. Was, wenn Abby vor ihren Augen ein schrecklicher Fauxpas unterlief? Aber dies war ihre Lieblingsmusik, und den Kotillon konnte sie sehr gut tanzen. „Gerne“, antwortete sie und nahm Spencers Arm.
    Das Schicksal schien sich jedoch an diesem Abend gegen sie verschworen zu haben. Sie befanden sich bereits auf der Tanzfläche, als sie bemerkte, dass eine der Nadeln, die das Fichu in ihrem Kleid festhielt, herunterfiel.
    Aber nun war es schon zu spät – sie wollte kein zweites Mal mitten auf der Tanzfläche umkehren. Und eine verlorene Nadel würde sicher nicht gleich das ganze Fichu lösen.
    Aber als sie sich in einem Kreis von vier Paaren aufstellten und zu tanzen begannen, fiel ihr auf, dass eine einzige Nadel sehr wohl einen Unterschied machte. Mit jeder ihrer Bewegungen schob sich das Tuch weiter aus ihrem Kleid heraus.
    Bitte nicht jetzt! Wenn es nur bis zum Ende des Tanzes halten wollte, dann könnte sie rasch in den Erfrischungsraum flüchten und den Schaden beheben. Eine andere Wahl blieb ihr nicht. Sie konnte das Fichu unmöglich mitten auf der Tanzfläche wieder in ihr Kleid zurückstecken.
    Für einen kurzen Moment schien das Tuch sein Eigenleben aufgegeben zu haben, und Abby entspannte sich. Die anderen Nadeln schienen es zu halten.
    Als Spencer Abby jedoch bei der nächsten Umdrehung herumwirbelte, machte sich das heimtückische Fichu endgültig davon. Abby streckte rasch die Hand danach aus, verfehlte es jedoch. Mit Entsetzen sah sie, wie das Tuch zu Boden flatterte und unter dem erhobenen Bein eines tanzenden Mannes landete.
    Auf dem glatt polierten Boden hätte das Tuch genauso gut eine Murmel sein können, die unter den Schuh des Tänzers gerollt war – als er seinen Fuß wieder aufsetzte, fand er keinen Halt mehr und rutschte aus. Mit einem kleinen Schrei ging seine Partnerin mit ihm zu Boden. Als Nächstes stolperte ein weiteres tanzendes Paar über die beiden, und schließlich war die ganze Gruppe gestrauchelter Tänzer nur noch ein Haufen zappelnder Arme und Beine.
    Bis auf Abby und Spencer natürlich. Es war ihm noch rechtzeitig gelungen, sie beiseite zu ziehen, bevor sie mit den anderen zu Boden fallen konnte.
    Er betrachtete das Geschehen fassungslos. „Was zum Teufel soll das?“ fragte er verärgert, als er dem Mann, der zuerst gefallen war, auf die Beine half.
    Der Mann hatte Abbys Fichu in der Hand. Mit unbewegter Miene hielt er es ihr hin. „Ich glaube, Madam, Sie haben etwas verloren“, sagte er mit dem leicht süffisanten Unterton, den alle englischen Gentlemen zu beherrschen schienen.
    Sie entriss ihm das Tuch und bahnte sich hastig einen Weg durch eine Menge neugieriger Gäste, missbilligender Matronen und laut lachender Dandys. Wenn sie nur eine Minute länger im Saal bliebe, würde sie vor Scham im Boden versinken.
    Sie eilte zum Erfrischungsraum und hoffte inständig, dort niemanden anzutreffen, und diesmal wurde ihr Stoßgebet erhört. Sie schlüpfte in den leeren Raum, ließ sich in einen Sessel fallen und brach in Tränen aus.
    Sie ließ ihrem Kummer freien Lauf und machte ihrer Demütigung in schmerzlichen Schluchzern Luft. Sie war so in ihr Leid versunken, dass sie erst merkte, dass die Tür sich geöffnet hatte, als jemand den Erfrischungsraum betrat.
    Aber es war nur Lady Clara. Nachdem sie einen Blick auf Abby geworfen hatte, schloss sie die Tür hinter sich. In ihrem Gesicht spiegelte sich so viel Mitgefühl, dass Abby nur noch heftiger weinte.
    Lady Clara hockte sich vor sie und umfasste Abbys Hände. „Das ist alles nicht so schlimm.“
    „Ich ha … habe alle Ta … Tanzenden mit einem Fi … Fichu zu Fall gebracht“, schluchzte Abby. „Sch … schlimmer geht es doch gar nicht mehr.“
    „Es waren nicht alle, sondern nur ein paar der Tanzenden.“
    „Das macht doch keinen Unterschied.“ Abby seufzte.
    Lady Clara reichte ihr ein Taschentuch. „Es ist

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