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160 - Martin, Deborah - Die amerikanische Braut

160 - Martin, Deborah - Die amerikanische Braut

Titel: 160 - Martin, Deborah - Die amerikanische Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Martin
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schien.
    Was zum …! Spencer eilte die Treppen hinauf. Lady Clara folgte mit Abby und den Kindern. Als Spencer das Wohnzimmer ereichte, aus dem das Geräusch gekommen war, fand er dort einen der Jungen, der hastig versuchte, einen Tisch wieder zurechtzurücken. Eine silberne Schale war zu Boden gefallen, und neben dem Jungen lag ein kleiner Kasten. An der Wand stand ein Schränkchen, das Spencer immer verschlossen hielt. Jetzt war es offen.
    „Jack!“ entfuhr es Lady Clara entsetzt. „Was in aller Welt tust du da?“
    Aus alter Gewohnheit nahm Jack eine streitlustige Haltung an, aber auch für Spencer war nicht zu übersehen, dass der Junge Angst hatte. „Ich wollte nur mal schauen, was da drin ist.“ Er zeigte auf den Schrank. „Ich habe nichts kaputtgemacht.“
    Nein, nur das Schloss aufgebrochen, dachte Spencer verärgert.
    „Als ich versuchte, diesen Kasten hier zu öffnen, bin ich … äh … gestolpert. Ich wollte den Tisch nicht umwerfen.“ Der Junge schaute Spencer an, der bei den älteren Kindern bekannt und gefürchtet war, da ihm alle Wachtmeister und Friedensrichter unterstanden. „Ich habe nicht versucht zu stehlen, Mylord. Ehrlich, wirklich nicht.“
    „Lord Ravenswood, es tut mir so Leid …“, setzte Lady Clara an.
    Aber Spencer fiel ihr ins Wort. „Schon gut.“ Es ging ihm langsam auf die Nerven, dass er sowohl Lady Clara als auch die Kinder in Angst und Schrecken zu versetzen schien.
    Spencer rückte den Tisch wieder gerade und hob den Kasten auf. Er zögerte, als er das bunt bemalte Äußere betrachtete. Dann seufzte er und öffnete mit einer schnellen Bewegung den Verschluss.
    Jack machte große Augen. „Huch, was ist das?!“
    „Ein Guckkasten für Kinder“, erklärte Spencer kurz angebunden. „Hier, du musst ihn gegen das Kerzenlicht halten und durch diese Öffnung schauen. Dann kannst du eine Fuchsjagd sehen.“
    Als Jack den Guckkasten misstrauisch entgegennahm und sich vor die Augen hielt, begann auch vor Spencers geistigem Auge die dreidimensionale Jagdszene Gestalt anzunehmen, die er als kleiner Junge unzählige Male betrachtet hatte. Dargestellt waren Männer in roter Uniform, die mit ihren Hunden zur Jagd ritten. Einzelne Formen aus Papier waren wie bei einem richtigen Bühnenbild hintereinander gereiht, und die Jäger schienen durch einen Wald auf die untergehende Sonne zuzureiten, die aus einem durchscheinenden roten Papier bestand, das durch ein Loch in der Rückwand vom Kerzenlicht erleuchtet wurde.
    „Heiliger Strohsack, das ist wirklich toll!“ rief Jack begeistert.
    Lady Clara und Abby bekamen vor Überraschung den Mund nicht mehr zu. Abby warf einen Blick in den geöffneten Schrank. Sie entdeckte zehn solcher Guckkästen und wandte sich dann fassungslos zu Spencer um. „Du hast ja eine ganze Sammlung“, stellte sie fest.
    Spencer errötete. „Ich habe keine Sammlung“, murmelte er. „Das klingt, als sei ich ein dummer Schuljunge. Als Nächstes willst du bestimmt meine Mineraliensammlung und die Angelhaken sehen …“
    Auch Lady Clara und die Kinder kamen nun neugierig näher, aber Abby schaute Spencer weiterhin unverwandt an. „Und wenn das keine Sammlung ist, was ist es dann?“ fragte sie und deutete auf den Schrank.
    Spencer wandte seinen Blick ab. „Guckkästen, die ich als kleiner Junge geschenkt bekommen habe.“
    „Sie bedeuten dir so viel, dass du sie aufgehoben hast“, sagte Abby lächelnd.
    „Sogar in einem verschlossenen Schrank“, kam Jack ihr zu Hilfe.
    Spencer musterte den Jungen finster. „Ganz genau. In einem verschlossenen Schrank. Wie hast du ihn überhaupt aufbekommen?“
    Jack schluckte und sah sich mit großen Augen um.
    „Nun versuche doch nicht abzulenken, Spencer“, meinte Abby. „Du bist ertappt worden! Der Staatssekretär des Innenministeriums hütet in den geheimsten Winkeln seines Hauses eine Guckkasten-Sammlung …“
    „Es ist keine Sammlung …“, setzte Spencer erneut an.
    „Geben Sie es auf, Lord Ravenswood“, unterbrach ihn Lady Clara, deren Augen freudig strahlten. „Abby hat ganz Recht – wir sind Ihnen auf die Schliche gekommen.“
    „Und wenn die Kinder ganz lieb fragen“, fügte Abby hinzu, „wird Seine Lordschaft ihnen seine geheimnisvollen Kästen bestimmt vorführen.“
    Als erst eine zaghafte, dann immer mehr Kinderstimmen ihren Vorschlag aufnahmen, wandte Spencer sich zu Abby um und schaute sie entsetzt an. Verdammt noch mal, verlangte sie tatsächlich, dass er sich freiwillig einen ganzen

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