1602 - Die Lady aus der Hölle
reden?«
»Über deinen Bruder.«
Heiß schoss es in ihren Kopf, obwohl sie nicht besonders überrascht war. Mit tonloser Stimme gab sie die Antwort.
»Er ist tot!«
»Das wissen wir.«
»Dann gibt es ja nichts mehr zu sagen.«
Beide Männer schauten sich kurz an. Ihre Münder zeigten dabei ein dünnes Lächeln, und wieder vernahm Mandy Lester die Stimme eines der Männer. »Was weißt du über ihn?«
Reiß dich zusammen! Behalt dich in der Gewalt!
Diese Befehle gab sie sich selbst. Und so begann ihre Antwort mit einem Kopf schütteln. »Es gibt nichts über ihn zu sagen. Ich weiß nichts.«
»Er hat hier gewohnt.«
»Ja, das hat er. Es ist sein Haus. Ich habe hier nur manchmal übernachtet. Ich bin viel unterwegs. Nur ab und zu, wenn ich in London zu tun hatte, quartierte ich mich bei meinem Bruder ein. Deshalb weiß ich auch nichts von ihm. Ist das klar?«
»Ja, wir haben es gehört.«
»Dann ist es gut und ihr könnt wieder verschwinden.« Mandy Lester erschrak über sich selbst. Sie konnte nicht fassen, woher sie den Mut genommen hatte, eine derartige Antwort zu geben.
Die beiden Typen hatten ihre Antwort ohne große Regung zur Kenntnis genommen. Sie ließen einige Sekunden verstreichen, dann trat einer von ihnen vor und nickte.
»Du kannst dir aussuchen, ob du es hart haben oder lieber darauf eingehen willst, was wir wollen. Es liegt an dir.«
»Das weiß ich.«
»Sehr schön.«
»Aber ich weiß nichts.«
Der Sprecher reagierte blitzschnell. Mandy Lester hatte nicht gesehen, wie er sich abstieß. Er tauchte plötzlich dicht vor ihr auf, und einen Moment später bohrte sich eine Faust in ihren Bauch.
Mandy bekam keine Luft mehr. Sie konnte sich auch nicht mehr auf den Beinen halten. Sie wankte zurück. Es war ihr Glück, dass sie nicht zu Boden fiel, sondern in einem Sessel landete.
Auch wenn sie gewollt hätte, es war ihr nicht mehr möglich zu sprechen.
Der Schlag hatte sie unerwartet getroffen. Sie hatte den Mund weit aufgerissen, um überhaupt atmen zu können. Die Schmerzen in ihrem Körper waren kaum auszuhalten.
Sie riss den Kopf hoch, um die Männer anzusehen.
Sie kamen auf sie zu. Klar waren sie nicht mehr zu erkennen. Vor Mandys Augen lag so etwas wie ein Nebelschleier. Auch wenn sie gewollt hätte, sie hätte kein Wort hervorbringen können.
Derjenige, der geschlagen hatte, blieb dicht vor ihr stehen. Er senkte sogar den Kopf, um sie anzuschauen, aber er wusste offenbar, dass er ihr Zeit lassen musste, um Antworten auf seine Fragen zu erhalten. Und so verging fast eine Minute, bis er wieder zur Sache kam.
»Du hast es selbst in der Hand, wie es dir ergeht. Wenn du redest und unsere Fragen beantwortest, ist alles okay. Wenn nicht, wirst du noch mehr Schmerzen erleiden.«
Auch wenn es ihr schwerfiel, Mandy wusste sehr gut, dass sie eine Antwort geben musste. Normal reden konnte sie nicht, und so hörten sich ihre Worte an, als wären sie hervorgewürgt worden.
»Ich weiß nichts…«
Der Schläger stöhnte auf. Es sollte sich anhören, als hätte er Mitleid mit der Frau. Dann flüsterte er etwas in seiner Muttersprache und drehte sich dabei kurz zu seinem Kumpan um.
Der nickte.
Das bekam auch Mandy mit. Sie ahnte, dass die beiden Männer zu härteren Maßnahmen greifen würden. Nein, sie wusste es, als sich eine Hand auf sie zu bewegte.
Zwei oder drei Finger griffen zu. Und sie klemmten das linke Ohr der Frau ein. In diesem Moment schien die Welt für Mandy still zu stehen bis der Hundesohn seine Hand drehte und das Ohr gleich mit.
Ein irrer Schmerz zuckte durch den Kopf der Frau.
Sie konnte nicht mehr an sich halten und schrie gellend auf…
***
Jane Collins und ich gingen nicht normal. Wir bewegten uns auf Zehenspitzen vor, und so gingen Wir auch die Stufen der Treppe hinab.
Der Frauenschrei hatte uns alarmiert. Jane und ich waren uns darüber klar, dass er nicht grundlos abgegeben worden war. Da befand sich ein Mensch in Not, und es war zudem ein Schrei gewesen, wie ihn nur der Schmerz hatte produzieren können. Bestimmt hatte ihn sich Mandy Lester nicht selbst zugefügt.
Ich ging vor. Jane befand sich zwei Stufen hinter mir.
Beide hatten wir unsere Waffen gezogen und waren auf jede böse Überraschung vorbereitet.
Das Haus war recht eng. Viel Platz hatten wir auf der Treppe und auch im Flur nicht. Da auf dem Stufenholz kein Teppich lag, der Laute gedämpft hätte, war es nicht so leicht, sich lautlos zu bewegen. Aber wir schafften es, denn niemand betrat den
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