Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1605 - Blutnacht - Liebesnacht

1605 - Blutnacht - Liebesnacht

Titel: 1605 - Blutnacht - Liebesnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
was mir Dagmar erzählt hatte.
    Harry Stahl war voll in den Schlag des Blutsaugers hineingelaufen. Da hatte es ein Geräusch gegeben, das sie nie in ihrem Leben vergessen würde.
    In das Zimmer, in dem er lag, konnten wir nicht hinein. Aber es gab eine große Glasscheibe, durch die wir ihn sehen konnten.
    Eine Schwester fing uns auf der Station ab. Sie erkannte Dagmar wieder, nickte ihr zu und fragte: »Sie möchten zu Herrn Stahl?«
    »Bitte.« Dagmar sprach sofort weiter. »Können Sie mir sagen, ob sich etwas bei ihm verändert hat?«
    Die Krankenschwester schüttelte den Kopf. »Nein. Weder im positiven noch im negativen Sinn.«
    »Danke.«
    »Aber Sie können ihn sehen.«
    »Das wollten wir auch.«
    »Gut, ich begleite Sie.« Die schon etwas ältere Krankenschwester lächelte. Sie hatte in ihrem Beruf sicherlich schon viel Leid gesehen und konnte auch nachfühlen, wie es den Angehörigen ging.
    Die Scheibe des Nebenraums war groß genug, um Harry sehen zu können, der in seinem Bett lag und an zahlreiche Instrumente angeschlossen war. Er sah aus wie ein Toter, so schrecklich bleich. Es war auch nicht zu erkennen, ob er atmete. Das tat Dagmar hörbar neben mir, und sie fasste dabei nach meiner Hand, um Halt zu finden.
    »Es ist so schrecklich, John, wenn ich ihn da liegen sehe. Er wirkt wie ein Toter, den man vergessen hat, aus dem Krankenbett zu holen. Ich muss mir immer vor Augen halten, dass er noch lebt und sich geistig nur in einer anderen Welt befindet.«
    »Er wird es schaffen, Dagmar.«
    »Ach, ich weiß nicht und frage mich, ob wir uns da nicht etwas vormachen.«
    »Ich hoffe nicht.«
    Harry lag sehr ruhig da. Wir sahen ihn im Profil. Sein Gesicht kam mir kantig vor, auch eingefallen, und er schien um Jahre gealtert zu sein. Es war nur zü hoffen, dass er irgendwann wieder zu sich kam.
    Die Hoffnung bestand, denn immer wieder konnte man lesen und hören, dass Menschen aus dem Koma erwacht waren, in dem sie manchmal über Monate hinweg gelegen hatten.
    Dagmar sagte nichts. Sie litt still. Ich sah ihre Tränen, die auf ihren Wangen Spuren hinterlassen hatten. Mit einem Taschentuch tupfte sie sie weg, und in diesem Augenblick durchströmte mich ein wilder Zorn, der sich auf diesen Darius konzentrierte. Ich nahm mir vor, den Vampir zu jagen und ihn zu vernichten.
    Dagmar drückte meine Hand. »Bitte, John«, flüsterte sie, »lass uns gehen. Ich halte es hier nicht mehr aus.«
    »Verstehe.«
    Sie nickte unter Tränen ihrem Freund zu und flüsterte etwas, was ich nicht verstand. Dann drehte sie sich hastig um und verließ vor mir den Raum.
    Ich hatte das Gefühl, mit weichen Knien zu gehen. Worte fielen mir keine ein, auch Dagmar sagte nichts, und so gingen wir schweigend den Weg bis zum Parkplatz, begleitet vom Schein der strahlenden Wintersonne, die unsere Herzen nicht erreichte.
    Wir blieben zu beiden Seiten des Autos stehen und schauten uns über das Dach hinweg an. »Bleibt es bei deinem Plan?«
    »Ja, John, wir fahren in die Eifel.«
    Ich fragte noch mal nach. »Und du bist sicher, dass wir damit den richtigen Weg einschlagen?«
    »Darauf kannst du dich verlassen. Dieser Darius hat sich nicht grundlos den Friedhof als Treffpunkt ausgesucht. Er ist jemand, der sich in der Gegend auskennt. Möglicherweise ist er dort sogar bekannt. Wir werden sehen. Ich persönlich komme von dem Vorwurf nicht los, dass Harry und ich vielleicht falsch gehandelt haben.«
    »Warum?«
    »Ganz einfach. Wir hätten näher an das Ziel heranfahren sollen. Verstehst du?« Sie hob die Schultern. »Das hat Anne Höller leider nicht gewollt. Sie hatte nur Rückendeckung haben wollen, das ist alles. Und sie wollte trotzdem nicht gestört werden.«
    »Hört sich kompliziert an.«
    Sie nicke. »Das ist es im Nachhinein auch. Jetzt kann man nur versuchen zu retten, was noch zu retten ist. Mehr kann ich dazu nicht sagen.«
    »Auch Anne Höller nicht mehr, oder?«
    »Nein, das ist unmöglich. Das haben wir leider verpasst. Da war der Vampir schneller. Er hat sie mitgenommen. Sie ist jetzt zu seiner Braut geworden.« Dagmar hob die Schultern. »Das tut mir wahnsinnig leid, aber ich kann es nicht ändern.«
    Im Wagen fragte ich: »Wenn wir in die Eifel fahren, denke ich mir, dass wir auch irgendwo übernachten müssen.«
    »Klar. Harry und ich haben in einem in der Nähe liegenden Hotel ein Zimmer. Da wird auch für dich noch eines frei sein.«
    »Das ist gut.«
    Es waren meine letzten Worte vor dem Start.
    Dagmar drehte den Zündschlüssel

Weitere Kostenlose Bücher