1606 - Die Zeit-Bande
gern tot gesehen hätten.
Lord Arthur Lipton!
Ich hatte den Namen noch nie zuvor gehört. Jetzt wusste ich, dass ein GentlemanKiller dahintersteckte. Einer, der vor ungefähr hundert Jahren seine tödlichen Spuren hinterlassen hatte. Wenn das stimmte, musste es Unterlagen darüber geben, und darum wollte ich mich kümmern, wenn ich wieder im Büro saß.
Warum gerade ich?
Allgemein gesagt lag die Antwort schon auf der Hand. Ich war der Todfeind der schwarzmagischen Kräfte. Ich stand auf der Liste der Schwarzblüter ganz oben. Ich hatte ihnen einfach zu viel Schaden zugefügt, und das war weiß Gott ein gutes Motiv.
Trotzdem konnte ich es nicht fassen. Aber ich nahm diesen Angriff als erste Warnung hin. Dieser Lord Lipton hatte sein Ziel nicht erreicht. Ich ging nicht davon aus, dass er schon aufgegeben hatte. Er würde es weiterhin versuchen. Und da musste ich auf der Hut sein.
Mein Vorhaben, mir einen ruhigen Tag zu machen, war dahin, aber so etwas war ich leider gewöhnt.
Auf dem Rest der Fahrt passierte nichts. Es stieg auch niemand mehr ein, und so konnte ich an meinem Ziel die U-Bahn völlig normal verlassen.
Zu Fuß gehen wollte ich nicht, und so nahm ich mir ein Taxi und ließ mich hinbringen. Der Fahrer sagte nichts. Und ich hielt auch meinen Mund, war aber froh, als er vor einem der beiden hohen Häuser stoppte, in dem ich wohnte.
Ich zahlte, nahm meine Reisetasche, stieg aus und betrat den Eingangsbereich, in dem ein einsamer Nachtwächter in seiner Loge saß und auf einen Bildschirm schaute.
»Dann noch eine gute Nacht, Sir!«, rief er mir zu.
Ich bedankte mich durch ein kurzes Winken und betrat den Lift, der mich nach oben brachte, hinein in die nächtliche Stille, die auf dem Flur herrschte.
Bis zu meiner Wohnung waren es nur einige Schritte. Dabei musste ich die Tür passieren, hinter der die Wohnung meiner Freunde Suko und Shao lag.
Beide schliefen um diese Zeit. Ich überlegte, ob ich Suko wecken sollte, verschob dies aber auf später.
Ziemlich angespannt betrat ich meine Wohnung. Ich rechnete mit einem erneuten Angriff, doch niemand wartete auf mich. Es war und blieb alles normal.
Normalerweise hätte ich wie ein Toter geschlafen. Damit hatte ich jetzt meine Probleme. Ich lag zwar im Bett, doch meine Gedanken gingen auf Wanderschaft.
Denn eines stand für mich fest: Dieser Angriff war erst so etwas wie ein Anfang gewesen.
Da würde noch einiges auf mich zukommen…
***
Eines wollte Johnny Conolly nicht. Sterben und hier tot im Vorgarten seines elterlichen Hauses liegen. Ihm war es jetzt egal, woher diese Gestalt kam. Jetzt ging es einzig und allein darum, dass er es schaffte, sein Leben zu retten.
Und deshalb wich er nach hinten aus, bevor Suri Avila zuschlagen konnte.
Er kannte sich auf dem Gelände aus. Der Weg war zwar geräumt worden, doch auf den Beeten lag der Schnee noch als eine dicke Schicht.
Dorthin sprang Johnny. Durch seinen Kopf schössen die Gedanken und hakten sich an einem Punkt fest. Er musste schlauer sein als seine Feindin. Er musste sie überlisten und versuchen, an ihre Waffe zu gelangen.
Mit unsicheren Schritten zertrat er den Schnee. Er hatte bewusst eine best mimte Richtung eingeschlagen. Das kon nte er nur, weil er den Vorgarten so gut kannte.
Suri Avila befand sich hinter ihm.
Er hörte das Knirschen des gefrorenen Schnees. Er hoffte sehr, dass sie ihre Waffe bei sich behielt und sie nicht schleuderte, um seinen ungeschützten Rücken zu treffen.
Die starren Eisarme der Sträucher kratzten an seinen Hosenbeinen wie Totenkrallen. Im Vorgarten war nicht die volle Beleuchtung angeschaltet.
Nur zwei Lampen, die nahe des Fahrwegs standen, gaben ihr Licht ab.
Das waren nur zwei helle Inseln, die für den Weg zu den Garagen gedacht waren und die er jetzt vergessen konnte.
Johnny wusste genau, wohin er wollte, und er hoffte, dass ihm Suri auf den Fersen blieb. Er drehte sich nicht zu ihr um.
Johnny erreichte eine Stelle im Vorgarten, die immer etwas wild aussah.
Denn hier wuchs ein großer Bambus, der auch im Winter seine Blätter nicht verloren hatte. Jetzt lag Schnee auf dem Laub, der eine dünne Schicht aus Eis bekommen hatte.
Johnny drehte sich in der Nähe des Gewächses nach links und blieb bewusst an einer bestimmten Stelle stehen. Er drehte sich um und schaute Suri erst jetzt entgegen.
Nichts hatte sich an ihr verändert. Sie wurde noch immer vom Hass getrieben und sie hielt nach wie vor ihre Waffe fest. Ihr Blick war starr auf Johnny Conolly
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