161 - Fabrik der Zombies
Burian Wagner entsetzt. Grabosc nickte.
„Absolut sicher bin ich mir nicht", sagte er halblaut. Die beiden Männer saßen in Graboscs Zelt, und Willi war damit beschäftigt, seine zahlreichen Blessuren zu behandeln. Sein Körper war eine Musterkollektion von Prellungen, Quetschungen und blauen Flecken. Er sah wie gesprenkelt aus.
„Aber wenn diese Kreaturen Helga hätten töten wollen, hätten sie das am Strand erledigen können, spätestens, als sie mit ihr im Wasser waren. Niemand wäre darauf gekommen, daß sie nicht einem Badeunfall zum Opfer gefallen wäre. Der Gerichtsmediziner hätte festgestellt, daß sie ertrunken ist, die Untersuchungen hätten als Todeszeitpunkt die späte Nacht ergeben, und jeder hätte geglaubt, die Frau sei bei einem nächtlichen Bad verunglückt. Eine perfekte Strategie."
Wagner stieß ein Knurren aus.
„Wenn diese Frau verschleppt worden ist, dann stellt sich sofort die Frage: wohin? - und als nächstes kommt die Frage nach dem Motiv. Was versprechen sich die Hintermänner davon?"
Grabosc zuckte hilflos mit den Achseln.
„Ich weiß es nicht", sagte er einigermaßen kläglich. „Ich habe nicht die geringste Ahnung, wo wir mit unserer Suche anfangen könnten."
Burian Wagner lächelte verschmitzt.
„Vielleicht habe ich etwas herausgefunden", verkündete er.
„Laß hören", sagte Grabosc. Seine Beine sahen nicht viel besser aus als sein Oberkörper, auf dem einige dünne Rißwunden zu sehen waren.
„Ich habe ein paar Burschen mit weißen Haaren entdeckt", berichtete Wagner. „Und ich bin ihnen unauffällig gefolgt."
Wie dieser Ur-Bajuware in Frankreich unauffällig bleiben mochte, blieb sein privates Geheimnis. Grabosc konnte sich das nicht recht vorstellen.
„Es gibt hier, ein paar Kilometer vom Camp entfernt, ein hermetisch abgeriegeltes Gelände. Stacheldraht, elektrische Zäune und dergleichen mehr - und genau dorthin sind die Männer gefahren. Man hat sie eingelassen, also gehören sie dazu."
„Und was ist das für ein Gelände?" wollte Grabosc wissen.
„Es nennt sich
institut mycologique",
berichtete Wagner. „Zu deutsch Pilzforschungsinstitut. Ich habe mir erklären lassen, was es damit auf sich hat - diese Gegend ist reich an Pilzen, vor allem an Steinpilzen. Aber es reicht nicht, um eine regelrechte Industrie damit aufzuziehen, zumal viele dieser Pilze von Liebhabern privat gesammelt und gegessen werden und damit erst gar nicht im Handel auftauchen. Das Institut will erreichen, daß die Ernten größer werden, so daß man das ganze Land damit beliefern kann."
„Das ist alles?" fragte Grabosc ein wenig enttäuscht. Wagner machte ein beleidigtes Gesicht.
„Mein lieber Mann", sagte er empört. „Ich habe den halben Tag an der Sache gearbeitet. Sogar Rotwein habe ich getrunken, um mit den Leuten reden zu können in der Kneipe. Seit Stunden habe ich kein Bier mehr gesehen."
„Dem kann abgeholfen werden", meinte Grabosc grinsend. Er griff in die Kühltasche und förderte eine der landestypischen Literflaschen zutage.
Wagner leerte die Hälfte der Flasche in einem Zug, dann stieß er ein befriedigtes Seufzen aus. „Schon besser", sagte er und wischte sich den Mund ab. „Bist du in Form für einen kleinen Erkundungsvorstoß?"
„Jetzt, mitten in der Nacht?"
„Wollen wir warten, bis diese Monster weiß der Teufel etwas mit dieser Frau veranstaltet haben?" Grabosc senkte den Kopf. Er war hundemüde, aber Wagners Argumente leuchteten ihm ein.
„In diesem Institut stimmt etwas nicht", fuhr Wagner fort. „Ich habe einen Riecher für alles, was mit Natur zusammenhängt. Und in diesem Institut wird der Natur ins Handwerk gepfuscht, das spüre ich ganz genau."
„Dann werden wir uns die Sache wohl einmal ansehen müssen", meinte Grabosc und stand auf.
Jeder Muskel schmerzte. Rasch zog er sich wieder an.
Die beiden verließen das Camp und fuhren nach Norden. Grabosc kannte den ersten Teil der Strecke - es war die gleiche Route wie zu dem Druiden-Tempel, in dem er Oliveyron zur Strecke gebracht hatte.
„Ich habe mir die Gegend auf der Karte angesehen", berichtete Wagner. „Zuerst kommt noch ein langes Stück normale Küste, dann aber gibt es eine Ecke mit einer Steilküste, schroffe Felsen, von der Brandung umspült. Sieht sehr wildromantisch aus."
„Von Romantik habe ich einstweilen genug", murmelte Grabosc. Dieser Wagner legte einen unglaublichen Fahrstil an den Tag.
„Das Gelände dieses Instituts grenzt an die Steilküste, ist also von See
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