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1610 01 - Der letzte Alchimist

1610 01 - Der letzte Alchimist

Titel: 1610 01 - Der letzte Alchimist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Gentle
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für gewöhnlich das zweieinhalbfache des Preises für einen Mann. Der Kapitän der St Willibrod erkannte einen Mann in Not, wenn er ihn sah, doch zum Glück hatte er mir nur den zweifachen Passagierpreis für die Stute plus ein wenig von meinem restlichen Silber abgeknöpft.
    Trotzdem habe ich kaum mehr als umgerechnet zwei englische Pfund bei mir.
    Saburo grunzte. »Werden wir bald an den Hof gehen?«
    »Um überhaupt Hoffnung auf Erfolg bei Hofe zu haben, braucht Ihr Geld, um die Hände der Höflinge zu schmieren, sowie zumindest einen ordentlichen Anzug aus edlem Stoff. Ich würde sagen ›Satin‹, nur dass wir es hier mit dem englischen, nicht dem französischen Hof zu tun haben …«
    Er blickte mich listig an. »Ihr denkt, dass Ihr uns nun verlassen solltet, da wir in London sind, Roshfu-san. Aber wir sind noch immer ein Problem für Euch.«
    Saburo zuckte mit den Schultern.
    »So lange, bis egal ist, ob irgendein Fürst aus mir herausfoltert, was ich weiß? Oder aus ihr? War das überhaupt je wirklich von Bedeutung?«
    »Das«, gab ich zu, »ist in der Tat eine Frage, die ich mir selbst schon oft gestellt habe, Messire Saburo.«
    Kurz sah ich wieder den abgeschlagenen Kopf, der vor mir durch den Sand rollte. Es war nicht so, als würde ich dem Mann aus Nihon vertrauen oder ihn für so ehrenhaft halten, wie es aussah. Es war mehr, dass seine Art fremdartig genug war, dass jeder Bestechungsversuch seitens meiner Feinde offensichtlich gewesen wäre.
    Er wird seine eigenen Interessen verfolgen, sicher. Und ich sollte vorsichtiger sein und keine übermäßige Sympathie für einen fremden Duellanten entwickeln, der fern der Heimat mittellos gestrandet ist.
    Ich sagte: »Monsieur, ich würde es keinem Mann übel nehmen, der sich einer Überzahl von zwölf zu zwei gegenübersieht, dreizehn zu eins daraus zu machen.«
    Es war eine Erleichterung, wenigstens das ohne Hintergedanken sagen zu können.
    »Selbst ich vermag keine zwölf Mann in einem fairen Schwertkampf zu töten. Ich muss gestehen, wärt Ihr nicht gewesen, würde ich jetzt tot an einem Strand in der Normandie liegen.«
    Zuerst lächelte er, dann neigte er zustimmend den Kopf; beide Gesten waren nur angedeutet.
    Ich fügte hinzu: »Wie es aussieht, werde ich für den Augenblick mit der Dummheit leben müssen, Euch beide nicht getötet zu haben. Es steht so viel auf dem Spiel, dass ich Euch keine Sekunde aus den Augen lassen darf.«
    Wieder empfand ich Erleichterung, diesmal weil ich ihn wie einen Ehrenmann behandeln konnte. Es war schon viele Jahre her, seit ich mich zum letzten Mal so hatte benehmen können. Und warum fällt mir das ausgerechnet jetzt ein?
    »Und was ist mit mir?«, verlangte Dariole zu wissen.
    Meine Stimmung war dahin. Der kalte Wind zerrte an meinen Haaren. Ich schaute sie an. Sie ging neben uns her und hatte die Arme vor der Brust verschränkt.
    »Was soll mit Euch sein, Mademoiselle?«
    »Ich … Hey! Ihr solltet mich noch immer ›Monsieur‹ nennen.«
    »Ihr glaubt wirklich, dass Ihr hier als Mann durchgeht?«
    »Warum nicht? Das tut Ihr doch auch.«
    Ich sollte dankbar dafür sein, dass Monsieur Saburo so gut wie kein Französisch sprach, sinnierte ich, während Mademoiselle über ihren eigenen Scherz lachte.
    Schließlich fuhr Mademoiselle Dariole fort: »Messire, ich bin davon ausgegangen, dass Ihr dorthin wollt, was auch immer hier mit Les Halles vergleichbar ist.«
    Selbst nach sechs Jahren erinnerte ich mich noch sofort: Southwark und die Liberty of Bankside am anderen Flussufer.
    »Ihr habt Recht, Monsieur Dariole. Genau an solch einem Ort würde ein Agent sich verstecken … Sollen die Agenten der Medici also ruhig Southwark durchkämmen, während ich mich in einem respektablen Viertel niederlasse.«
    Sie antwortete mir mit einem Geräusch wie dem Schnaufen eines Pferdes.
    Während der Überfahrt hatte ich nicht mehr als zehn Worte mit Mademoiselle Dariole gewechselt. Es ärgerte mich, dass sie das noch nicht einmal zu bemerken schien – so fasziniert war sie von ihrem neuen ›Dämon‹, dass Monsieur Rochefort so gut wie vergessen war.
    Ich hätte lachen können, wäre ich nicht so wütend gewesen.
    Es sollte mich nicht kümmern, was diese sexuell haltlose junge Frau tut oder nicht! Ich sollte ihren schlanken – ja, als Frau war sie keineswegs zu dick –, hermaphroditen Leib nicht – wie jetzt – betrachten, wie sie durch den Londoner Straßendreck geht, sich zwischen Lehrlingen, Händlern, Kirchenmännern und Frauen

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