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1610 02 - Kinder des Hermes

1610 02 - Kinder des Hermes

Titel: 1610 02 - Kinder des Hermes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Gentle
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aus London kommen. Selbst Edelleute lässt man in den Straßengräben verhungern.«
    Er ließ die Schultern hängen. Das Schweigen, das auf seine Worte folgte, wurde nur vom Rauschen des Meeres und dem Knarren der Planken unterbrochen. Der dicke Mann starrte mich an – vermutlich nur, weil ich da war, und nicht, weil er eine Antwort von mir erwartete.
    »Niemand kann uns sehen. Niemand wird dort sein, um unsere Rückkehr zu bezeugen! Unser Sohn wird sich krönen lassen, vor der Pest ins Ausland fliehen und nur kurz innehalten, um Uns in aller Stille ermorden zu lassen! Kapitän Arnott muss wenden. Wenn wir in London an Land gehen, sind Wir ein toter Mann.«
    »Sire.« Meine Gedanken überschlugen sich. »Befehlt das Schiff nicht von London fort. Lasst uns auf diesem Kurs weiterfahren. Ich glaube, ich habe eine Lösung … Sie ist zwar nicht ohne Risiko, hat aber eine Chance auf Erfolg.«
    Saburo grunzte. »Es herrscht Rebellion. Wie könnte da etwas ungefährlich sein?«
    James funkelte mich an. » Und, de Rochefort? In welche Gefahr genau wollt Ihr Euren König stürzen?«
    Ich verzichtete darauf, ihn darauf hinzuweisen, dass er nicht mein König war. Aber mit ihm als Verbündeten – und Gütiger Gott, mit Maria di Medial – ist er das auf gewisse Art vielleicht doch.
    »Man muss Euch außerhalb des Hofes erkennen, Sire. So kann Euch niemand heimlich ein Leid zufügen. Doch Ihr könnt den Bürgermeister nicht alarmieren. Paul's Cross dürfte ebenfalls geschlossen sein. Ich nehme an, in Zeiten der Pest sind auch in London alle öffentlichen Versammlungen verboten, oder?«
    James nickte ungeduldig. »Das hat zumindest der Kauffahrer gesagt.«
    »Ihr müsst die Menschen aus ihren Häusern holen, damit sie Eure Rückkehr sehen können. Doch wenn die Seuche sich weit genug ausgebreitet hat, werden sie irgendwann vermutlich sogar die Kirchen meiden.«
    Ich hob die Hand, um jedweder Unterbrechung zuvorzukommen. Der Gedanke an London, Pest hin oder her, rief mir den Rest von Fludds Plan ins Gedächtnis zurück, und Aemilia Lanier … von da war es nicht mehr weit bis zu einer Schlussfolgerung.
    »Sire, ich kann Euch sagen, wo Ihr genügend Menschen finden werdet. Es gibt nur zwei Orte, die dafür in Frage kommen: Der eine ist die Westminster Abtei, wo man Prinz Heinrich krönen wird – und dort, Sire, ist die Wahrscheinlichkeit in der Tat sehr hoch, dass man Euch ermorden wird. Der andere Ort ist das Theater mit Namen ›The Rose‹ … das einzige, das in der Stadt geöffnet haben wird.«
    Dariole schlug mit der flachen Hand auf das von der Sonne getrocknete Holz der Reling. Ihr Augen funkelten düster. »Ja!«
    James Stuart starrte mich an. »In Southwark?«
    Trotz des Gedanken an den unsichtbaren Tod zuckte ich mit den Schultern. »Sire, natürlich besteht dort die Gefahr der Pest. Euer Volk muss sich ihr täglich stellen. Euer Majestät, was bleibt Euch denn für eine andere Wahl? Auf Fludds Befehl wird ›The Rose‹ nicht wie andere Theater schließen. In ›The Rose‹ wird man Die Viper und ihre Brut spielen. Das Stück soll das Volk beruhigen und mit Heinrich IX. versöhnen. Geht dorthin. Zeigt Euch! Sire, das Publikum mag ja arm sein, aber es sind Tausende … und sie werden wissen, dass James Stuart lebt und bei bester Gesundheit ist.«
    Dariole schlug die Faust in die flache Hand. »Ja! Euer Majestät, Ihr könnt Euch auf die Bühne stellen und so alle Menschen dort erreichen, und diese werden es weitererzählen … Alleyne hat mir einmal gesagt, Fludd nenne es das ›Theater der Welt‹! Ihr könnt ihnen zeigen, dass Ihr noch lebt. Und Ihr könnt dort auch Prinz Heinrich anklagen!«
    »›Prinz Heinrichs bösartige Ratgeber‹«, korrigierte ich sie, bevor James Stuart der Wut freien Lauf lassen konnte, die ich in seinen Augen sah. »Gott weiß, dass die Häuser von Valois und Bearn genug damit zu tun hatten, ihren verlorenen Söhnen zu vergeben; darin habe ich Erfahrung. Prangert die Ratgeber des Prinzen an, die einen unschuldigen Jungen in die Irre geleitet und ihm erzählt haben, sein Vater sei tot …«
    »Und dann geht der König nach Whitehall, Vater und Sohn fallen einander in die Arme, und das war's!«, rief Dariole enthusiastisch.
    Ich legte ihr die Hand auf die Schulter, um sie zu bremsen … und sofort war sie steif von Kopf bis Fuß.
    James Stuart nickte mir knapp zu und schaute mich aufmerksam an.
    »Der letzte Teil mit Uns und Unserem Sohn wird nicht leicht sein. Aber was den ersten Teil

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