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1610 02 - Kinder des Hermes

1610 02 - Kinder des Hermes

Titel: 1610 02 - Kinder des Hermes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Gentle
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wäre, ich würde es tun. Ob mit meinem Schwert oder meinem Verstand, ich würde alles in meiner Macht Stehende tun, um Euch zu helfen. Glaubt mir.«
    Dariole zog ihre Hand zurück und bewegte sich langsam. Sie schwang ihre Beine herum und stieg von der Ladeluke.
    Dann beugte sie sich vor und stieß so schnell die Hand in den voluminösen Stoff vorn an meiner Hose, dass ich nicht reagieren konnte.
    »Mademoiselle!«, jaulte ich wenig elegant.
    Dariole ließ mich wieder los und richtete sich auf.
    »Ich hätte schwören können, Ihr hättet nur vor mir gekniet, weil Euch das einen Steifen beschert. Ich hätte nie geglaubt, dass Ihr das, was Ihr gerade gesagt habt, mit ernstem Gesicht über die Lippen bringen würdet. Offenbar habe ich mich in beiden Punkten geirrt.« Mit einer Mischung aus Verwirrung und Frustration schaute sie mir in die Augen.
    Ich gab dem Verlangen nach, das mich schon die ganze Fahrt über geplagt hatte, stand auf und legte ihr die Hände auf die Schultern.
    Dariole zuckte im selben Augenblick vor mir zurück, stieß gegen die Ladeluke und fiel darauf. Ihre Schwertscheide kratzte über das Holz.
    Ich bot ihr die Hand an, um ihr wieder aufzuhelfen.
    Sie kroch davon, die Hand am Dolch. Dann kniff sie die Augen zum Schutz vor der Sonne zusammen und schnappte: »Wie könnt Ihr so reden und gleichzeitig von mir verlangen, den Mann nicht zu töten, der mich vergewaltigt hat? Warum?«
    Kann ich es dir wirklich nicht sagen?, fragte ich mich, wie ich es mich nun schon seit drei Tagen fragte, jede Nacht, seit die Martha den Hafen verlassen hatte.
    Dariole stand auf, kletterte von der Ladeluke wieder aufs Deck zurück und hob das Kinn, um mich von unten anzufunkeln.
    »Ihr habt Sully aufgegeben, nicht wahr? Ihr habt beschlossen, stattdessen Jamie Stuart in den Arsch zu kriechen. Ihr wollt Euch bei ihm einschleimen, indem Ihr ihm Fludd in die Hände treibt.«
    Es hatte eine Zeit gegeben, da hätten solche Bemerkungen mich erröten lassen. Nun verneigte ich mich nur und zog den Hut wieder auf, obwohl ich innerlich kochte.
    Angelegenheiten wie diese hier würden sie in Gefahr bringen, sollte sie davon erfahren. James Stuart würde es sicher geheim halten wollen. Gleiches galt für Maria di Medici, und die Medici war nicht gerade zimperlich, was Mord betraf.
    Nein: Wenn dieses Abkommen nur den höchsten Stellen bekannt sein durfte, wenn nur die engsten Berater von James Stuart und der Königin davon wissen durften …
    Ich blickte in ihr wütendes Gesicht hinunter.
    Wenn einer ein Recht hat, davon zu erfahren, dann du.
    »Ich werde es Euch sagen, Mademoiselle«, saget ich und beobachtete, wie sich ihr Gesichtsausdruck veränderte.
    Wie sich herausstellte, reichten ein paar Worte, um alles zu erklären.
    »Sully«, sagte Dariole, nachdem ich geendet hatte, und in diesem einen Wort verbarg sich ein wahres Meer an Bedeutungen, und das nicht nur, weil sie es ohne jegliches Ressentiment ausgesprochen hatte.
    Wieder kniff sie die Augen zum Schutz vor der Sonne zusammen, als sie zu mir hinaufblickte. Dann fiel der Schatten eines Segels auf ihr Gesicht.
    Unbeholfen sagte ich: »Jetzt versteht Ihr sicherlich, warum ich das tun muss, nicht wahr?«
    Dariole hatte die Hand noch immer am Dolch, doch nur, um den Daumen in den Gürtel einhaken zu können. Sie lehnte sich an die Reling, hob die Hand, um die mit Salz verkrustete Takelage zu befühlen, und blickte in den milchig trüben Himmel hinauf.
    »Ich verstehe, warum Ihr glaubt, das tun zu müssen.« Unvermittelt drehte sie sich wieder zu mir um. »Ich bin nicht dumm, Messire. Sully ist nun schon seit …« Der Hauch eines Lächelns erschien auf ihrem Gesicht. »Er ist schon länger Euer Gönner und Förderer, als ich lebe.«
    Mit dem verächtlichen Blick, den ich ihr zuwarf, hoffte ich, unsere Beziehung wieder ein wenig in die Richtung wie früher zu bringen. Tatsächlich lächelte sie auch, als sie sich von der Reling abstieß und mir weiter ins Gesicht schaute.
    »Ich bin nicht dumm. Ihr spielt Sullys Hund … aber ich habe gesehen, wie Ihr für ihn kämpft, Messire. Ich habe gesehen, wie sehr Ihr die Medici für das hasst, was sie getan hat … und deshalb sehe ich auch, warum Ihr das tun wollt.«
    Langsam verschwand das Lächeln aus ihrem Gesicht. Ich muss gestehen, dass ich mich ein wenig benommen fühlte, als ich so zu ihr hinunterblickte. »Mademoiselle, ich habe nicht angenommen, dass Ihr mich verstehen würdet … Ich dachte, Ihr würdet …«
    »Ich glaube, Ihr

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