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1610 02 - Kinder des Hermes

1610 02 - Kinder des Hermes

Titel: 1610 02 - Kinder des Hermes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Gentle
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irrt Euch.« Ihr Tonfall blieb gleichmütig. »Begeht keinen Fehler: Ich glaube, dass Ihr Euch irrt. Ich muss Fludd tot sehen. Das heißt jedoch nicht, dass ich nicht … Ich verstehe das mit Euch und Sully. Wirklich.«
    Ihr Blick hatte beinahe etwas Mitfühlendes an sich. Ich bemerkte, dass mein Mund offen stand, und so schloss ich ihn rasch wieder. Das Gefühl, das mich durchströmte, erkannte ich sofort: Scham.
    »Mademoiselle, ich entschuldige mich … Ich habe gedacht, Ihr würdet … Ihr würdet deutlich anders reagieren.«
    Sie hob die Schultern. »Wir haben noch immer ein Problem, Messire.«
    Eine Stimme bellte am Heck.
    »Hai! Roshfu-san!«
    Ich drehte mich um und sah Tanaka Saburo vor unserer Kabine. Er kam auf uns zu und verneigte sich vor mir und Mademoiselle Dariole.
    »Der König hat Neuigkeiten aus Lono-da!«
    London. Obwohl ich noch immer verwirrt war, verstand ich ihn. Dariole warf mir einen Blick zu, den ich als reumütige Belustigung deutete.
    »Der König-Kaiser hat mit dem Schiffsmeister gesprochen.« Saburo nickte nach Backbord. Ich sah, dass das kleine Boot wieder zu der Brigg fuhr.
    Saburo trat zwischen mich und Dariole, die Hände in den Stoffgürtel gesteckt, den er sich mehrfach um den Leib gewickelt hatte. Die nackten Füße standen fest auf den sich bewegenden Planken.
    »Ich habe ihm gesagt, wären wir in meinem Land, würden seine Feinde seinen gesamten Clan vernichten bis hin zum kleinsten Kind. Der König-Kaiser hat eine Frau und noch einen Sohn sowie mehrere Töchter. Das Gute ist, dass Furada keine Söhne hat; so kann er den Thron nicht für seinen Clan beanspruchen.«
    Zu durchschauen, was in Monsieur Saburos Geist vor sich geht, ist eine Aufgabe für Philosophen! , dachte ich. »Ich glaube nicht, dass Fludd über einen Clan im eigentlichen Sinne verfügt. Northumberland hat seine Brut wie all diese englischen Earls, aber ich halte ihn für Fludds Marionette. Umgekehrt kann ich es mir inzwischen kaum vorstellen.«
    »Vielleicht«, erwiderte Saburo abschätzig. »Womöglich glaubt Furada das auch.«
    Ich dachte darüber nach, und über die Macht der Edelleute, selbst wenn sie in Ungnade gefallen waren und im Gefängnis saßen.
    Der Wind drehte und wehte mir die Gischt ins Gesicht. Der Kauffahrer entfernte sich von uns. Während ich ihn beobachtete, war ich mir gleichzeitig Darioles Nähe bewusst: ihrer Wärme, des Dufts ihres unparfümierten Leibes … unparfümiert wie der eines Mannes, doch so fein und mit der Macht, mich steifer werden zu lassen als ein Schiffsmast, wenn ich eingehender darüber nachdachte.
    Das Deck neigte sich, und ein Mann stolperte an mir vorbei und prallte hart genug gegen die Reling, dass er ins Meer zu fallen drohte.
    Erschrocken erkannte ich Seine Majestät James Stuart. Ich packte ihn an der Hüfte und hielt ihn fest.
    »Rochefort, Mann!«, protestierte er. Er war so erregt, dass ich ihn kaum verstehen konnte.
    »Sire?«
    James Stuart klemmte seinen ungelenken Leib zwischen mich und die Reling. Er stotterte unverständliches Schottisch. Monsieur Saburo zuckte mit den Schultern, als ich zu ihm blickte, und zeigte mir damit, dass er sich inzwischen zwar einige europäische Gesten angeeignet hatte; ansonsten war er keine große Hilfe.
    Die See wurde zunehmend unruhiger, je näher wir dem Land kamen. Ich stand bereit, James am Gürtel oder Kragen zu packen für den Fall, dass er abermals über Bord zu fallen drohte. »Sire?«, wiederholte ich.
    Die Schatten der Segel wanderten über uns hinweg, und die Sonne stand auf der anderen Seite, als wir in die Themsemündung einbogen.
    Der Schotte war noch immer erregt, sprach aber zunehmend deutlicher. »Sie haben uns gesagt, dass alle Schiffe London verlassen!«
    Er stieß mir mit seinem dicken Zeigefinger gegen die Brust, woraufhin ich unwillkürlich zusammenzuckte, da ich mich noch immer nicht von dem Sonnenbrand erholt hatte.
    »Sie selbst waren die letzten, die gefahren sind, als der Wind es zuließ! Es gibt nicht einen Mann in der Stadt, mit dem sie Geschäfte machen könnten. Sämtliche Lagerhäuser sind geschlossen, ebenso alle Läden, und die Bürger sind aufs Land geflüchtet!«
    James schnappte nach Luft. Ich packte ihn am Ärmel, als das Schiff auf den Wogen schaukelte; Majestätsbeleidigung war einem ertrunkenen Stuartkönig vorzuziehen. Besser wäre gewesen, wenn ich den Kauffahrer befragt hätte – aber ich verfüge nicht über die Autorität des Königs von England.
    »Und warum tun sie das?«,

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