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1610 03 - Soehne der Zeit

1610 03 - Soehne der Zeit

Titel: 1610 03 - Soehne der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Gentle
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meine Sitzhaltung verändern musste, um mein ungebärdiges Glied vor den Blicken anderer zu verbergen.
    Ich begehre sie noch immer, dachte ich. Und mehr noch sehne ich mich danach, dass sie mich bestraft …
    »Holt Euer bokkan .« Kenshin deutete ins Haus.
    Dariole berührte die Tatami mit ihrer Stirn, sprang auf und rannte hinein.
    Als er meinen erstaunten Blick sah, bemerkte Monsieur Kenshin in seinem immer besser werdenden Französisch: »Es gelingt mir, ihr Manieren beizubringen … manchmal.«
    Damit er mich nicht lächeln sehen konnte, wandte ich mich wieder dem Spielbrett zu. Minuten vergingen schweigend.
    »Raoul!« Gabriel Santon grüßte mich von einer Ecke der Veranda.
    Ich nickte Kenshin zu, stand auf und nahm mir Rapier und Dolch, die ich neben das Spielbrett gelegt hatte. Dann ging ich zu Gabriel. Auf der Straße lag ein blasser Dunst von Rauch oder Staub. Wie immer war sie zum Bersten voll: Männer, Frauen, Pferde, und sogar einer der seltenen Wagen knarrte vorbei.
    »Er beobachtet uns«, sagte Gabriel. »Willst du, dass ich ihn mir einmal vorknöpfe?«
    Ich sah einen jungen Nihonesen, der noch nicht einmal versuchte, sich zu verbergen. Er stand zwischen einem Händler mit erstaunlich buntem Essen und einem Briefschreiber, den Blick stur auf unsere Herberge gerichtet.
    Kenshin stand auf, verneigte sich und zog sich diskret ins Innere zurück. Dariole kam auf die Veranda und schaute sich mit dem Holzschwert in der Hand verwirrt um. Ich winkte sie zu uns.
    »Ein Mann. Er könnte Informationen haben. Gott weiß, dass ich genug Geld in Umlauf gebracht habe.«
    Gabriel blickte grimmig drein. Keiner von uns sagte das Wort Meuchelmörder, doch ich hätte darauf wetten können, dass wir beide daran dachten. Vielleicht bedeutete das, dass Fludd tatsächlich im Land war – oder Saburo.
    Dariole nahm eine sehr samuraihafte Haltung ein und beobachtete den Hof. Sie hockte sich auf die Fersen und legte die Unterarme auf die Schenkel. Dank des Stoffbandes, das ihren kosode an den Körper drückte, war klar, dass sie sowohl Busen als auch Hüften hatte. Die Einheimischen mochten ja taktvoll so tun, als wäre sie ein Mann mit ihrem Haar, das gerade bis zum Kragen reichte, doch ich konnte mir nicht vorstellen, dass ein Europäer den gleichen Fehler beging.
    Der junge Nihonese betrat den Hof und kam auf uns zu. Als er den Fuß der Verandatreppe erreichte, verneigte er sich vor mir.
    »Roshfu-san desu ka ?«
    »So ungefähr. Hai! Ich bin Rochefort.«
    »Botschaft.«
    Ich schaute nicht zu Gabriel. Ein Blick würde reichen, und er hätte den nihonesischen Jungen geschnappt trotz der beiden Kattanklingen, die dieser im Gürtel trug. Der junge Samurai verneigte sich erneut und legte einen versiegelten Brief auf die Stufen.
    Als er sich umdrehte und davonging, tauchte Gabriel in die Menge ein, um ihm zu folgen. Wir hatten lange genug zusammengearbeitet, sodass ich ihm in solchen Fällen nicht extra einen Wink geben musste.
    »Ich bezweifele, dass es irgendetwas nutzen wird«, bemerkte ich. »Auch wenn es stimmt, dass Gabriel in diesen Kleidern weniger europäisch aussieht als die meisten Gaijin … Mademoiselle, ich habe einen Verdacht. Mir ist der Gedanke gekommen, dass ich in meinem Leben mindestens einen Brief zu viel von Robert Fludd bekommen habe.«
    Dariole stand auf und kam die hölzernen Stufen hinunter, den Blick auf das Papier fixiert. »Hat er das geschrieben?«
    Ich nahm den Brief, als sie ihn mir reichte. »Ja. Das kenne ich. Das ist Fludds Handschrift.«
    Dariole verzog das Gesicht. »Auf der Fahrt hierher hat er neun Monate Zeit für seine Berechnungen gehabt: Natürlich weiß er, wo wir sind …«
    Ich brach das Siegel.
    »Und?«
    »Ein Ort und eine Zeit. Den Namen des Ortes kenne ich nicht, aber ich nehme an, wir können ihn finden. Ansonsten schreibt er nichts außer: Lasst uns reden.«
    »Reden!«
    »Der Termin ist erst in fünf Tagen. Daher nehme ich an, dass der Treffpunkt etwas entfernt liegt.«
    »Oder es ist ein Ablenkungsmanöver, und sie wollen uns in einen Hinterhalt locken!«
    »Oder das.« Ich faltete den Brief, steckte ihn in den Ärmel meines Kimonos und schaute zu Dariole. Rhetorisch verlangte ich zu wissen: »Wie bringt man einen Mann zur Strecke, der immer genau weiß, wo seine Jäger sind?«
    Dariole vollendete meinen Gedankengang.
    »Man wartet, bis er zu einem kommt.«

Rochefort: Memoiren
Einundvierzig
    »Nun, es wird eine Falle sein«, bemerkte ich zu Gabriel, bevor ich mich zurückzog.

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