Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1610 03 - Soehne der Zeit

1610 03 - Soehne der Zeit

Titel: 1610 03 - Soehne der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Gentle
Vom Netzwerk:
weich an, und sie roch nach Honig. Ich spürte ihr Schaudern, bevor sie sich wieder zurücksetzte, und das reichte, um meine Erregung zu ersticken.
    Mit einer Mischung aus Bosheit und Zuneigung sagte sie: »Seit unserem letzten Aufeinandertreffen habt Ihr bei Huren gelegen, nicht wahr, Messire?«
    »Ich verspüre kein Verlangen danach, mir die Pocken zu holen!«
    Das entsprach nicht ganz der Wahrheit. Die unverhohlene Lüsternheit der Nihonesen – oder vielleicht auch nur ihre strikte Weigerung, Sexuelles als peinlich zu betrachten – hatte mich zu einer Frau geführt, die Kenshin-san mir empfohlen hatte. Sie legte mich nieder, schlug mich hart genug, dass ich schon glaubte, es sei irgendein Demutsspielchen, bis meine Muskeln sich unter ihren Schlägen entspannten. Und dann ließ sie mich dank ihres Geschicks mit Fingern, Lippen und Fotze zweimal an einem Nachmittag kommen. Erst danach hielt mich eine Furcht vor Unpässlichkeiten von ihr und ihren Schwestern fern.
    Das schwache, aber zunehmende Licht enthüllte mir Darioles Blick, in dem ich sowohl Skepsis als auch Akzeptanz zu sehen glaubte. Mein Herz dröhnte in meinen Ohren. Ich dachte an das, wovon ich auf dem Schiff aus England geträumt hatte: Dass wir uns wiedersehen und sie mir mit böser Hand die Würde nehmen würde.
    »Ihr werdet Fludd hinterherjagen«, bemerkte sie.
    Ich nickte. Je weniger wir in diesem Augenblick über den Mann reden, desto glücklicher werde ich sein!
    »Und wie wollt Ihr mich davon abhalten, Euch zu folgen und ihn zu töten?«
    Bewegt, erregt, amüsiert schüttelte ich den Kopf. »Eine Lektion habe ich möglicherweise gelernt, Mademoiselle: Ich plane nicht, Pläne für irgendjemand anderen zu schmieden. Kommt mit mir und Gabriel. Wenn ich Euch nicht davon überzeugen kann, dass Messire de Sully leben muss …«
    Sie hob die Hand und schlug mich.
    Ich leistete keinen Widerstand.
    In der nächsten Stunde ließ ich sie meine Hände binden, und sie konnte mit mir tun und lassen, was sie wollte. Wenn ich außerhalb dieses Raumes ›Messire Rochefort‹ war, so war ich innerhalb dieser Wände einfach nur ein Ding, das ihrem Vergnügen diente – was größtenteils bedeutete, dass sie in Erinnerung an ihre Wunden Schmerzen austeilte. Sollte ich am nächsten Tag mit einer gewissen Steifheit einherschreiten, dachte ich, so würde das nichts mit meiner kastilischen Würde zu tun haben, sondern mehr mit blauen Flecken und Prellungen.
    Ich fühlte die Angst in ihren Schlägen, und ich fragte mich, ob sie ähnliche Ängste gehabt hatte, bevor sie in Paris das Leben eines Duellanten begonnen hatte, und ob sie da entdeckt hatte, dass das Fechten ihre Ängste tilgen konnte.
    Außerdem war das die einzige Hoffnung auf fleischliche Befriedigung, die ich hatte.
    Man sollte annehmen, dass ein Ding wie ich, das in der Demütigung lüsternes Vergnügen fand, einen düsteren Raum wie diesen als Zuflucht betrachten würde. Ich war jedoch besorgt; nur erkannte ich zunächst den Grund dafür nicht. Zu Anfang reagierte mein gebundener und hilfloser Leib auf ihre Racheakte mit sich windender Begierde, und wenn sie mich Dreck oder Tier nannte, konnte ich ihr nur zustimmen. Erst ein wenig später entdeckte ich, dass ich zwar gespritzt haben mochte, doch Vergnügen hatte ich dabei nicht empfunden.
    Sie ist nicht glücklich, dachte ich, während ich Schweiß und Blut absonderte. Sie mochte mich ja in die Verwirrung und zum Betteln prügeln, doch da war nichts von der Lebendigkeit, die sie noch ausgestrahlt hatte, als ich in Paris von ihr gequält worden war. Und auch keine Freude.
    »Das hast du verdient«, flüsterte sie, und ihre Augen waren so hart wie die eines Fanatikers im Kloster, der die Novizen prügelt.
    Ich vermisse ihre Frechheit, erkannte ich.
    Und sie nennt mich nicht beim Namen.
    Das, erkannte ich, lag daran, dass nicht ich es war, den sie im Sinn hatte.
    Sie suchte keinen Körperkontakt, sondern bewahrte Distanz. Das Einzige, was sie tat, während die Stunde ihren Lauf nahm, war, die Hand in ihre Hose zu stecken.
    Ich bin zu den Männern geworden, die sie vergewaltigt haben, dachte ich. Hier ist keinerlei Zuneigung für Monsieur Rochefort … Sie nimmt noch nicht einmal wahr, dass ich hier bin.
    Beschämt musste ich mir eingestehen, was ich erkannte: Ich vermisste nicht nur ihre Frechheit, ihr großspuriges Gehabe und ihr Lächeln. Ich vermisste vor allem ihr Verlangen, Monsieur Rochefort im Staub zu ihren Füßen liegen zu sehen. In diesem

Weitere Kostenlose Bücher