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1610 03 - Soehne der Zeit

1610 03 - Soehne der Zeit

Titel: 1610 03 - Soehne der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Gentle
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erzählen. Das hier ist ein zweiter guter Grund …« Dariole beschattete mein bandagiertes Auge mit der Hand. Ihre Fingerspitzen strichen über meine Haut.
    »Ein zweiter guter Grund für was, bitte?«, verlangte ich zu wissen.
    »Wir gehen nach Paris.«
    »Paris!«
    Meine Stimme klang mehrere Register höher. Ich wand mich auf würdelose Art, um Darioles Parierstange aus meinen Rippen zu bekommen. Die Willenskraft, die ich aufbieten musste, um sie von mir zu schieben, sodass sie schließlich auf meinen Beinen saß, kam mir schier unglaublich vor. Ich funkelte sie an.
    »Du dummes Gör …!«
    »Dort gibt es die besten Ärzte!«
    »Die Königin würde mich augenblicklich töten lassen und zweifelsohne auch Mademoiselle Dariole, von der sie annehmen muss, sie wisse das Gleiche wie ich!«
    Stur hielt Dariole meinem Blick stand. »Nein, sie wird uns nicht töten lassen. Sie wird uns nämlich gar nicht finden. Wir gehen nach Paris. Glaubt Ihr etwa, ich würde Euch irgendeinem Pferdemetzger hier überlassen?«
    Sackgasse.
    Dariole reckte die Arme über den Kopf wie ein Junge; doch im Gegensatz zu einem Jungen drückte sie so auch ihren Busen nach vorn. Mit einem Seufzen entspannte sie sich wieder.
    Ich konnte nicht anders als lächeln. »Seid Ihr so begierig darauf, mit mir vor der Spitze Eures Schwertes zu Zaton zu gehen?«
    »Ihr würdet das lieben!« Sie lehnte sich zurück und versuchte, sich aus dem Gewirr zu lösen, in dem sich ihre Waffen mittlerweile verfangen hatten. Mit einiger Mühe und unter Zuhilfenahme ihrer Stiefel, von denen ich hoffte, dass sie sie mir nicht vor empfindliche Stellen trat, gelang es ihr schließlich, aus dem Bett zu klettern.
    »Dariole.«
    Sie schaute zu mir, während sie ihr Wams glatt strich.
    »Ich hasse es, das zugeben zu müssen«, sagte ich mit einem Seufzen und blickte zu ihr hinauf, »aber Ihr seid doch keine so dumme junge Frau. Ja, Euer Gesicht ist weniger bekannt als das von uns anderen. Übrigens … Gabriel passt doch noch immer auf Fludd in London auf, oder?«
    Sie nickte, und ich fuhr fort.
    »Wenn ich in Paris auftauche, wird die Königin beenden, was der Herzog begonnen hat.«
    Sie zuckte leicht mit der linken Schulter. »Vertraut mir, Messire.«
    Ein Mann in meinen Jahren legt sein Leben nicht in die Hände einer jungen Frau wie Dariole.
    Ich habe bei meiner Arbeit oft körperliche Gewalt angewendet und weiß, wie sie einen Mann schwach und willfährig machen kann. Die Moral als auch die körperlichen Folgen einer ordentlichen Tracht Prügel können jeden Mann zur Zusammenarbeit bewegen. Der Wunsch, ihr zu vertrauen, könnte genau diesem Phänomen entspringen, dachte ich nun.
    Ich legte den Kopf gegen die Wand hinter mir und musste erkennen, dass diese Theorie mich nicht trösten konnte.
    »Tatsächlich ist es sogar noch viel schlimmer«, sagte ich laut und fügte auf ihren verwirrten Blick hinzu: »Ich empfinde in der Tat das seltsame Verlangen, Euch zu vertrauen.«
    »Catso!« Sie grinste, und erst da erkannte ich, wie angespannt sie gewesen war. »Was ist nur aus Messire Rocheforts Stolz geworden?«
    »Ich habe gesagt, dass ich das Verlangen danach verspüre, Mademoiselle, nicht, dass ich mich ihm ergeben werde.«
    Das dämpfte ihre Freude in keiner Weise. »Wir können es schaffen! Ich werde Euch als die Art von Diener verkleiden, die ohnehin niemand beachtet. Ich selbst werde Frauenkleider tragen, und Ihr könnt meinen Stallburschen spielen.«
    »Stallburschen!« Ich versuchte, leise zu bleiben, da ich Bauern im Zimmer nebenan hörte.
    Dariole bemerkte mit falscher Unschuld: »Habt Ihr nicht immer schon gewollt, dass ich Euch wie meinen Lakaien behandle, Messire?«
    Außer sie übers Knie zu legen oder sie von hinten zu begatten, bis es ihr die Sprache verschlug, fiel mir keine Antwort darauf ein.
    Und dass sie mich weiter aus dem Gleichgewicht bringen wollte, überraschte mich nicht.
    Das ist ganz und gar nicht sicher … und doch … habe ich kein Vertrauen in meine eigene Profession mehr?
    »Ihr habt von einem ›zweiten Grund‹ gesprochen«, sagte ich. »Was ist der erste? Warum wollt Ihr unbedingt nach Paris?«
    »Wegen Suor Caterina«, antwortete Dariole.
    Ich schaute sie nur an.
    Rasch erklärte sie: »Ich habe mit ihr gesprochen, damals in Wookey. Ich habe sie etwas gefragt. Zwar nehme ich an, dass nun nicht mehr alle Voraussagen eintreffen werden, aber ich denke, diese eine hat eine gute Chance. Fludd sagt, wir hätten in Bezug auf ihre Hauptgleichung gar

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