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1610 03 - Soehne der Zeit

1610 03 - Soehne der Zeit

Titel: 1610 03 - Soehne der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Gentle
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hatte, als mein Fieber seinen Höhepunkt erreicht hatte. Doch da ich mich an so gut wie gar nichts aus jenen Tagen erinnerte, hatte ich auch nicht über die Konsequenzen nachgedacht.
    Nun fluchte ich leise.
    »Das ist nichts! Alles verheilt so, wie Verletzungen nun einmal verheilen. Ich habe in Duellen schon schlimmere Wunden erlitten. Dass sich kleine Kinder vor meinem Anblick fürchten, kann ich mir vorstellen, aber Ihr, Mademoiselle, seid kein Kind!«
    »Wird ja auch langsam Zeit, dass Ihr das anerkennt!«
    Ich bemerkte, dass ich ihre Hand noch immer hielt.
    Ihr Mundwinkel zuckte nach oben. Sie schlang die Finger um meine, schaute mich an und sagte in neckischem Tonfall:
    »Wisst Ihr, dass man Messire Rochefort in Frankreich Duelle hat ausfechten sehen, während wir in England und Japan waren? Auf meinem Weg hierher habe ich eine Menge Gerüchte gehört. Ein paar Leute glauben, dass der ›Spanier‹ tot auf irgendeinem Friedhof liege. Die meisten denken allerdings, dass Ihr noch lebt und Euch als Pirat oder Meuchelmörder für irgendeinen florentinischen Herzog verdingt … falls Ihr nicht schon auf einer Galeere für Eure Sünden büßen solltet.« Ihre Lippen bebten. »Ich hatte ja keine Ahnung, was für einen Ruf Ihr genießt, Messire.«
    »Dann habt Ihr offenbar in den letzten Jahren nicht aufgepasst.«
    Nun lächelte sie wirklich, und es war weder ein wehmütiges, noch ein verbittertes Lächeln, wie ich es nach den Geschehnissen im Tower so oft bei ihr gesehen hatte; stattdessen sah ich das breite, glückliche Lächeln, das sie stets im Kampf aufsetzte – ein strahlendes, triumphierendes Lächeln.
    Da das Bett so klein war, musste die junge Frau nah bei mir sitzen, sodass ich den frischen Duft ihrer Kleider riechen konnte … und ihren eigenen.
    »Dariole!« Mit einem Stöhnen beugte ich mich vor und schlang die Arme um sie.
    Sie fiel gegen mich, fuhr mit ihren Händen über meine Arme und meine Brust, beugte sich über mich und entschuldigte sich jedes Mal, wenn ich bei einer Berührung zusammenzuckte. Sie versuchte, mich zu küssen, ohne auf die geschwollene Lippe zu drücken. Ich legte die Hand hinter ihren Kopf, hielt sie fest und verschlang ihren Mund mit meinem, küsste sie, bis wir beide mein Blut geschmeckt hatten.
    »Rochefort!«, sagte sie. Sie lag nun ganz in dem kleinen Bett auf mir, und ihre Waffen drückten in meinen Leib. »Messire! Ich dachte, ich hätte Euch verloren!«
    »Dariole …«
    Sie brachte mich erneut zum Schweigen. Ich hätte sie das nicht tun lassen sollen. Der süße Duft ihrer Fingerspitzen auf meinem Mund, die Berührung, die mein Herz einen Sprung machen ließ, trotz meiner Wunden; all das war kein Grund für einen Mann zu verstummen.
    Nur noch ein paar Sekunden, dachte ich und drückte sie an meinen Leib.
    Der Geruch von Heu und Stall wehte durch das Fenster herein begleitet vom Gackern der Hühner. Ich trug ihr Gewicht auf meinem geschundenen Körper. Langsam wurde das Lächeln breiter.
    »Ihr seid noch immer stolz, Messire …«
    Ein Teil von mir in jedem Fall.
    »Betrachtet mich als aus der Fassung gebracht«, sagte ich in feierlichem Ernst und freute mich daran, ihr Gesicht im Schalk aufleuchten zu sehen.
    Ah, nein, das ist ein Fehlurteil. »Mademoiselle Dariole …«
    Wir waren uns so nahe, ihr Kinn auf meiner Brust, dass ich ihren süßen Atem riechen konnte. Schmerzhaft sehnte ich mich danach, ihr die Kleider zu öffnen und mir das Nachthemd vom Leib zu reißen. Sie sprach fast in meinen Mund hinein, die Lippen kurz davor, die meinen zu berühren.
    »Ich werde nicht wieder gehen, Messire.«
    Ich bin doppelt so alt wie sie und wenn ich Glück habe nur halbblind.
    Ich schloss die Hände um ihre Oberarme und spürte die Steifheit in ihrer linken Schulter. Wir hatten beide unsere Narben davongetragen. All der Schmerz, den ihr Gewicht auf mir verursachte, war ein Segen.
    »Mademoiselle … Hört mir zu.«
    Unfähig ihr ins leuchtende Gesicht zu blicken, wandte ich mich ab. Ich hatte nicht beabsichtigt, jetzt mit ihr zu sprechen, sondern bis London warten wollen. Und nun ist der Zeitpunkt einfach gekommen.
    Bedächtig sagte ich: »Das, was zwischen uns war, werde ich niemals vergessen; doch was wahr ist, bleibt wahr: Ich bin zwanzig Jahre älter als Ihr.«
    Sanft tippte sie mir mit dem Finger auf die Wange. Überrascht schaute ich wieder zu ihr. Sie grinste.
    »Messire, haltet einfach den Mund darüber.«
    »Aber …«, begann ich.
    »Das könnt Ihr mir alles später

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