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1610 Teil 1 - Der letzte Alchimist

1610 Teil 1 - Der letzte Alchimist

Titel: 1610 Teil 1 - Der letzte Alchimist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Gentle
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meinen Schwanz wieder steif werden ließ.
    Das Ganze dauerte nicht länger als ein paar Sekunden – ich war nie in der Lage gewesen, es in kurzen Abständen zu wiederholen, auch wenn ich in mancherlei Hinsicht über eine bemerkenswerte Ausdauer verfüge. Doch es geschah. Ich konnte nicht leugnen, dass es geschah.
    Bei dem Gedanken, dass er mich besiegt hatte, und bei dem Gedanken, dass er mich in Zukunft vielleicht wieder besiegen würde, bei der Vorstellung, wieder hilflos vor ihm zu stehen, richtete mein Schwanz sich auf.

Rochefort: Memoiren
Fünf
    Ich ging hinaus.
    Der Regen hatte aufgehört. Ich saß auf der feuchten Erde, meinen schweren Mantel über den Schultern und lehnte mit dem Rücken an der Stallwand. Lange Zeit starrte ich einfach nur in die Dunkelheit.
    Nach einer Stunde bemerkte ich, dass selbst das Nieseln aufgehört hatte. Ich blickte in den klaren Nachthimmel hinauf. Über mir leuchteten die Sterne des Frühlings: Die Zwillinge waren im Aufstieg begriffen.
    Das passt, dachte ich bitter. Ich bin zwei Männer. Einer will sich um die Katastrophe kümmern, die ich unwillentlich für mein Land provoziert habe. Ich will Sully und mich selbst schützen und zu gegebener Zeit gegen die Königin Zeugnis ablegen, sollte ich solch ein unmögliches Ereignis möglich machen können. Und der andere … oh, der andere Mann. Der kann nur an seinen Schwanz denken und an einen elenden Balg – an einen Jungen, der noch nicht einmal achtzehn ist, gütiger Gott! Dieser freche, unverschämte Junge.
    Um mich herum verloschen die Lichter in den Häusern, doch nicht überall. Die Menschen verbrauchten ihre billigen Binsenlichter oder teure Kerzen, um beisammenzusitzen und darüber zu diskutieren, was nun aus Frankreich werden sollte, da das Land von den Höflingen einer Frau und dem Parlament regiert wurde und nicht vom Großen Heinrich.
    Und ich sitze hier und zerbreche mir den Kopf über meinen Schwanz.
    Ich schnaufte leise, schüttelte angewidert den Kopf und stand auf. Der feuchte Nebel hatte meinen Hut und mein Haar durchnässt. Haarbüschel hingen mir nass in die Augen. Ich wischte sie weg, ging leise um das Gebäude herum und blickte durch das Fenster in den Schankraum.
    Monsieur Dariole saß in der Nähe des Feuers, das Gesicht hell über den Würfeln, und spielte mit ein paar Männern um Geld.
    Ich sah ihn nur kurz. Der Schankraum war bemerkenswert voll. Alles Männer, mit denen Dariole trinken und spielen konnte – und reden.
    Ja, er war dumm genug, Gerüchte über die Regentin zu verbreiten, die Heinrich hatte ermorden lassen. Er würde lachen und sagen, Ich weiß etwas, das ihr nicht wisst … und schon würde man Rochefort in Gewahrsam nehmen, den Duc de Sully anklagen, und alle Angestellten und Diener des Herzogs wären ruiniert – all das nur wegen eines einzigen unverantwortlichen, jungen Mannes. War ihm überhaupt klar, dass auch er in Gefahr schwebte?
    Solange hier so viele Zeugen sind, kann ich nichts tun. Wenn man mich schnappt und einkerkert, wäre das eine Katastrophe.
    Aus beiläufig mitangehörten Gesprächen schloss ich, dass der Wirt mehr als nur seine Ställe als Übernachtungsmöglichkeit zur Verfügung gestellt hatte. Nicht nur die üblichen Reisenden fanden sich hier, sondern auch Diener und Dienerinnen, Lehrlinge und Tagelöhner, und alle flohen sie von Rennes oder Alençon nach Hause zu ihren Familien, weil niemand mehr wusste, was nun geschehen würde. Würde man bald päpstliche Truppen auf den Straßen sehen? Die Habsburger vielleicht? Würden Heinrichs Landsleute gegen seine Frau rebellieren? Würde es wieder zum Bürgerkrieg kommen? In solchen Zeiten war man besser daheim.
    Ein kalter Wind wehte durch die Straßen der Stadt. Eingewickelt in meinen Mantel ging ich zum Fluss hinunter, die Hand auf dem Schwert. Kein Mann störte oder forderte mich heraus. Ohne auch nur in eine einzige Schlägerei geraten zu sein, kehrte ich irgendwann wieder in den Gasthof zurück … Dabei hätte ich mich über einen Kampf gefreut, dachte ich bei mir. Ich hätte mich darüber gefreut, schlicht, um meine Erinnerungen damit auszulöschen.
    Der junge Mann spielte noch immer, diesmal mit einer anderen Gruppe Männer. Alles war ruhig, als ich zur Tür hineinsah. Er hat noch nichts gesagt.
    Dariole ließ seinen Blick durch den Raum schweifen, und sein Mundwinkel zuckte, als er mich sah. Offenbar konnte er sich ein Lächeln einfach nicht verkneifen.
    Ich habe nicht von dir verlangt, Paris mit mir zu

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