1613 - Blut-Rivale
was hatte er davon? Nichts als Ärger. Er konnte sie nicht liegen lassen. Er würde sie wegschaffen müssen. Alte Knochen und Staub. Auffegen und im Müllschlucker verschwinden lassen.
War das der Weg?
Er dachte noch einen Schritt weiter. Es waren die ersten Besucher gewesen, und er fragte sich, ob es dabei bleiben würde.
Die Erfahrung sprach dagegen. Die beiden Gestalten waren so etwas wie eine Vorhut gewesen, und er glaubte nicht, dass sich der Angriff nur auf die beiden beschränken würde. Die andere Seite wollte ihm zeigen, wozu sie fähig war. Der nächste Besuch würde bestimmt nicht so harmlos verlaufen.
Jetzt stellte er sich richtig darauf ein, die Zielscheibe der Blutsauger zu sein. Er allein gegen diese Horde.
Ethan wusste nicht, woher die Gestalten gekommen waren. Er konnte sich denken, dass eine Unperson wie Loretta über genügend Nachschub verfügte und durch diesen Supervampir die nötige Unterstützung bekam.
Dracula II nannte er sich. Jemand, der mit bürgerlichem Namen Will Mallmann hieß. Er zog die Fäden. Er hatte Marek zum Blutsauger gemacht, und an ihn wollte Ethan herankommen.
Dass es schwer werden würde, wusste er. Da würde er einiges an Hindernissen zur Seite räumen müssen, und ob ihm das gelang, war mehr als fraglich.
Wieder meldete sich das Telefon, und Ethan zuckte leicht zusammen. Er war kein Hellseher, doch er wusste, dass ihn nur eine Person anrufen konnte. Sie wollte Klarheit darüber haben, ob es ihn noch gab oder ihre Schützlinge gewonnen hatten.
Nach dem vierten Läuten hob er ab und ließ den Anrufer nicht zu Wort kommen.
»Ja, ich lebe noch. Ganz im Gegenteil zu deinen beiden Freunden, Loretta.«
Ein scharfes Schnaufen drang an seine Ohren.
»Hast du mich gehört?«, zischte er.
Diesmal war die Antwort ein Lachen, und es hatte eine Frau abgegeben.
Mehr geschah nicht, die Leitung war wieder tot.
Ethan Hunter ballte seine freie Hand zur Faust und flüsterte: »Glaube nicht, dass du gewonnen hast. Glaube es nur nicht! Ich werde am Ball bleiben, das schwöre ich dir…«
***
Die restlichen Stunden der Nacht waren für mich frustrierend verlaufen.
Es hatte nicht nur daran gelegen, dass ich keinen Schlaf finden konnte, es war mehr meine innere Aufgewühltheit, die dafür gesorgt hatte. Ich war einfach nicht in der Lage gewesen, mich darauf zu konzentrieren, lag lange wach, schlief auch hin und wieder mal ein, und als es draußen hell wurde, hielt mich nichts mehr im Bett.
Seltsamerweise fühlte ich mich nicht zerschlagen oder besonders müde.
Ich kam mir wie aufgedreht vor, und dieser Zustand blieb auch bestehen, nachdem ich die Dusche verlassen und mir einen ersten Kaffee gekocht hatte.
Was würde der Tag bringen?
Ein Hellseher war ich nicht, aber ich wollte nicht mehr nur hinterherlaufen.
Ethan Hunter war in meine Wohnung eingedrungen und hatte die Waffe des Pfählers an sich genommen. Das konnte ich nicht rückgängig machen, aber ich wollte mir dieses Erbe zurückholen. Und zwar von einem Mann, den ich nicht unbedingt als Gegner ansah, denn er verfolgte die Blutsauger mit einem irrsinnigen Hass, und das war eine Parallele zu Frantisek Marek.
Leider waren auch die Mächtigen unter den Blutsaugern informiert, und ich glaubte nicht daran, dass Ethan Hunter es schaffen würde, gegen diese geballte Vampirmacht anzukommen. Nicht allein. Er brauchte Hilfe. Unsere Hilfe.
Nur mussten wir ihn erst mal finden, was nicht leicht werden würde.
Männer wie er waren es gewohnt, unterzutauchen. Sie gingen ihrem Job im Geheimen nach. Die offiziellen Stellen würden abblocken, aber da gab es unseren Chef, Sir James Powell. Er musste seine Verbindungen spielen lassen, dann würde sich hoffentlich so einiges regeln.
Der Kaffee schmeckte mir nicht. Hunger hatte ich auch keinen, und trotzdem würgte ich eine Scheibe Brot hinunter, auf die ich einen Schinkenstreifen gelegt hatte.
Es drängte mich ins Büro. Da ich nicht allein fuhr, rief ich bei Suko an, der zusammen mit seiner Partnerin Shao die Wohnung nebenan bewohnte.
Seine Stimme klang hellwach, als er sich meldete.
»Du hast auch nicht schlafen können, John, stimmt’s?«
»So gut wie nicht.«
»Ich auch nicht.«
»Dann sollten wir fahren.«
Eine Minute später trafen wir im Flur zusammen, ohne dass ein morgendliches Lächeln auf unseren Gesichtern zu sehen war. Beide waren wir gespannt darauf, was uns der Tag bringen würde, aber darüber redeten wir nicht weiter, auch nicht, als wir im Rover saßen und
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