1614 - Morganas Werwolf-Party
fehlte. Die Praxis war natürlich geschlossen worden. Während wir Kaffee und Tee tranken, berichtete das Vogelmädchen noch mal, was es am gestrigen Abend erlebt hatte.
»Die Nacht war eben ruhig, fast zu ruhig für mich. Ich hätte es gern anders gehabt.«
Das war verständlich, und ich wollte wissen, ob sich Carlotta schon einen Plan zurechtgelegt hatte.
Sie schüttelte den Kopf. »Nein, habe ich nicht. Ich wollte mich da ganz auf euch verlassen.«
»Gut. Dann müssen wir danach gehen, was uns bekannt ist. Und da gibt es einen Namen.«
»Ja«, sagte sie. »Henriette Cook, bei der ich auch schon war und die Besuch von Maxine bekommen haben muss.« Ihre Stimme wurde leiser. »Aber es war niemand da, das sagte ich euch schon. Ich habe nur unseren Wagen dort stehen sehen.«
»Sie ist Rektorin an einer Schule, nicht?«
»Ja. Feiert aber krank, wie ich hörte.«
»Hast du dort schon angerufen?«
»Nein, habe ich nicht.« Carlotta verzog den Mund. »Ich habe mich nicht getraut.«
Das konnte ich mir vorstellen. Da wir keinen anderen Hinweis hatten, mussten wir uns an diese Person halten, auch wenn es fraglich war, ob wir sie finden und sie uns weiterhelfen würde.
»Dann rufen wir mal in der Schule an und tun ganz harmlos«, sagte Suko.
»Gute Idee.« Ich wandte mich an Carlotta. »Hast du die Nummer parat?«
»Ja. Maxine hat dort ja schon angerufen.« Sie holte das Telefon und auch einen kleinen Zettel, auf dem Maxine die Nummer notiert hatte.
Die Schule hatte bestimmt schon begonnen. Es meldete sich eine Frau aus dem Sekretariat.
Ich stellte mich vor, ohne meinen Beruf zu nennen, und erkundigte mich nach Henriette Cook. Dabei fragte ich, ob sie noch krank war und zu Hause bleiben musste.
»Nein, Sir, Sie haben Glück, Mrs. Cook ist nicht mehr krank.«
Meine Augen weiteten sich. »Dann ist sie in der Schule?«
»Ja, das ist sie.«
»Könnte ich sie sprechen? Es ist sehr dringend.«
Bisher hatte ich Glück gehabt. Jetzt wurde ich davon verlassen.
»Sie ist zwar da, aber im Moment beschäftigt. Sie können in einer Stunde noch mal anrufen.«
Das passte mir gar nicht. »Könnten Sie ihr denn sagen, dass ich angerufen habe?«
»Das mache ich.«
»Gut.«
»Soll sie dann zurückrufen?«
Ich entschied mich blitzschnell. »Nein, das möchte ich nicht. Ich möchte sie lieber persönlich treffen.«
»Gut, das ist dann Ihre Sache.«
Ich bedankte mich noch mal für ihre Mühe und legte auf. Carlotta und Suko hatten mitgehört, und beide zeigten keine besonders fröhlichen Gesichter.
Suko fragte: »War das gut, John?«
»Nein.«
»Und warum hast du dann so reagiert?«
Ich stand schon auf. »Weil ich die Überraschungen liebe und wir jetzt fahren werden. Mal sehen, wie sie sich verhält, wenn plötzlich zwei Fremde vor ihr stehen.«
»Sie wird sich wundern.«
»Hoffentlich nicht nur das. Ich möchte auch, dass sie uns einiges erklären wird.«
Das Vogelmädchen hatte zugehört. »Und welche Rolle hast du für mich vorgesehen, John?«
»Keine aktive. Du bleibst hier und hältst Stallwache. Es kann ja sein, dass Maxine sich meldet.«
»Meinst du?«
»Möglich ist alles.« Ich strich über ihr helles Haar. »Erst mal werden wir uns um Henriette Cook kümmern. Ich bin gespannt, mit welchen Lügen sie uns abwimmeln will.«
»Sie wird nichts zugeben, gar nichts«, flüsterte Carlotta und verbarg ihr Gesicht in beiden Händen.
Es war klar, dass sie große Angst davor hatte, Maxine Wells zu verlieren.
Wenn das eintraf, wäre es auch mit ihrem Zuhause oder Versteck vorbei gewesen.
Und so drückte ich uns die Daumen, dass wir Maxine so bald wie möglich fanden…
***
Sandra Wayne zuckte zusammen, als plötzlich die Rektorin neben ihrem Schreibtisch auftauchte.
»Ha, ich habe sie gar nicht kommen hören, Madam.«
»Ich war auch leise.«
»Ist die kleine Konferenz denn schon zu Ende?«
Henriette Cook lächelte. »Nein, sie ist gar nicht erst angefangen. Ich habe sie verschoben.«
»Ja, das kann ich mir denken, wo Sie doch am ersten Tag wieder hier in der Schule sind. Wenn ich mir eine Bemerkung erlauben darf, Mrs. Cook…«
»Dürfen Sie.«
»So richtig gesund sehen Sie noch nicht aus.«
Sie lachte. »Meinen Sie?«
»Ja, wirklich.«
»Es ist nett, dass Sie das sagen, und ich muss zugeben, dass ich mich auch nicht wieder völlig auf dem Damm fühle. Da fällt mir ein, dass Sie vorhin telefoniert haben. Ging es dabei nicht um mich?«
»Ja, Madam, Sie haben richtig gehört. Es ging um Sie. Ich
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