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1615 - Allee der Toten

1615 - Allee der Toten

Titel: 1615 - Allee der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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locken. Etwas anderes kann ich mir nicht vorstellen.«
    »Dann müssen Sie umdenken.«
    »Und warum sollten wir das?«, fragte Suko.
    »Weil es niemanden interessiert. Das sage ich noch mal.«
    »Sie haben Angst davor!« Ich war froh, keinen Schauspieler vor mir zu haben, der sein Erschrecken hätte verbergen können.
    Das tat Jason Wade nicht. Deutlich sahen wir sein Zusammenzucken und hörten auch den Stöhnlaut.
    »Stimmt es, oder stimmt es nicht?« Er ließ sich Zeit mit seiner Antwort.
    Nach einer Weile nickte er schwerfällig, aber er brachte kein Wort über die Lippen. »Und wovor genau haben Sie Angst?«
    Jason Wade fuhr durch sein dichtes Haar und hob den Kopf. »Es ist so schwer, etwas darüber zu sagen. Ich oder auch andere, wir sind der Meinung, dass es in diesem Haus nicht geheuer ist.«
    »Wie kommen Sie darauf?« Jason Wade konnte uns jetzt wieder ins Gesicht blicken.
    »Wegen der Leute«, murmelte er.
    Jetzt waren wir überrascht. Suko sagte schnell: »Ich bitte Sie, das Haus ist leer.« Die drei Toten erwähnte er nicht noch mal. Er wollte den Mann nicht ablenken.
    »Das war nicht immer so.«
    »Dann hat jemand dort gewohnt?«
    Jason Wade hob die Schultern. »So kann man das nicht sagen. Die Leute haben es benutzt. Das ist eher der Fall.«
    »Was taten sie dort?«
    »Das weiß ich nicht genau. Wir waren der Meinung, dass das Haus mehr ein Versammlungsort war.«
    »Für wen?«
    »Für diese Leute. Und es waren nicht wenige. Nur hatten sie keinen Kontakt zu den Bewohnern hier. Sie haben sich niemals im Ort blicken lassen. Sie haben ihn gemieden, und nur das Haus war für sie interessant.«
    »Aber doch sicherlich auch für Sie und die anderen Leute hier.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass Sie sich keine Gedanken darüber gemacht haben, warum sich die fremden Leute gerade das Haus ausgesucht haben. Und was sie wohl dort treiben.«
    Wade winkte ab. »Gerüchte«, sagte er leise.
    »Die uns schon interessieren.«
    »Aber ich kann nur sagen…«
    »Reden Sie bitte.«
    Er stöhnte. »Okay, wir haben davon gehört oder auch nur angenommen, dass die Leute zu einer Sekte gehörten. Aber keine, die sich aus dem Christentum abgeleitet hat.« Er senkte seine Stimme. »Nicht wenige waren der Meinung, dass sie hinter den dicken Mauern den Teufel angebetet haben. Ja, das glaubten einige.«
    »Nicht schlecht«, lobte ich. »Und was haben Sie geglaubt?«
    »Ich habe mich der Meinung der anderen angeschlossen. So, jetzt wissen Sie es.«
    »Dann sind wir schon einen Schritt weiter. Haben Sie auch Beweise dafür gesammelt?«
    Wade erschrak. »Nein, nein. Wie hätten wir das tun sollen? Wir hätten in das Haus hinein gemusst, und das wäre unmöglich gewesen. Auf keinen Fall hätte sich das jemand von uns getraut.«
    Ich wollte das nicht so hinnehmen. »Aber etwas müssen Sie doch erfahren haben.«
    »Nun ja, wir haben was gehört.«
    »Sehr gut. Und was?«
    »Schreie«, murmelte er. »Schreie in der Nacht. Ja, das haben wir gehört. Ganz furchtbar. Es klang, als wären dort Menschen umgebracht worden.«
    »Und die Polizei haben Sie nicht verständigt?«
    »Nein, Mr. Sinclair. Keiner hat sich getraut.«
    Ich schaute Suko an. Viel hatten wir nicht erfahren, aber es war zumindest ein Anfang.
    »Und wie ging es dann weiter?«, wollte Suko wissen.
    »Was meinen Sie denn?«
    »Sind die Leute plötzlich verschwunden?«
    Wade nickte heftig. »Ja, so ist es gewesen. Sie waren plötzlich weg. Schlagartig. Es gab auch keinen Zeugen, der sie hätte verschwinden sehen. Sie waren auf einmal nicht mehr da. So schnell wie sie kamen, so schnell verschwanden sie auch. Aus und vorbei. Wir hatten wieder unsere Ruhe. Die Spekulationen hörten auf. Und ich kenne keinen, der sich nicht darüber gefreut hätte.«
    Das konnten wir nachvollziehen. Die Spekulationen über eine Sekte waren wahrscheinlich gar nicht so verkehrt. Über das Verschwinden der Leute machte ich mir schon meine Gedanken. Waren sie wirklich abgetaucht und weggefahren oder steckte etwas anderes dahinter?
    Ich wusste von Sekten, deren Mitglieder oft so verbohrt waren, dass sie kollektiven Selbstmord begingen, wenn irgendein Termin oder Ereignis sie dazu antrieb. Das war in den letzten Jahren schon öfter geschehen.
    Jetzt dachte ich daran, dass es hier auch der Fall sein könnte. Tot und doch nicht verschwunden. Möglicherweise waren die Körper, die ich auf der Allee der Toten gesehen hatte, einmal die lebenden Mitglieder dieser Sekte gewesen.

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