1616 - Mörderengel
verfehlt und uns dorthin gebracht, wo wir auch hatten ankommen wollen.
Im Büro unseres Chefs standen wir, schauten uns an und lächelten als Trio erleichtert.
Es war geschafft!
Glenda Perkins sah sehr mitgenommen aus. Diese Reise hatte Kraft gekostet. Ihr Gesicht war blass geworden, und sie schwankte leicht, sodass ich zu ihr ging und sie festhielt.
»Komm, setz dich erst mal.« Ich drängte sie hinter den Schreibtisch und drückte sie auf den Stuhl.
Erst jetzt wurde mir bewusst, dass sich Sir James nicht in seinem Büro befand. War das ein gutes oder ein schlechtes Zeichen? Ich hatte keine Zeit, länger darüber nachzudenken, weil mich Sukos Bemerkung ablenkte.
»Es ist jemand hier gewesen, John.«
»Und?«
Er deutete auf die Scherben am Boden. Jetzt spürte auch ich den Luftzug, der durch das offene Fenster wehte, das jemand zerstört hatte.
Mir wurde zwar nicht schlecht, aber eine gewisse Übelkeit stieg schon in mir hoch. Ich suchte den Boden nach Blutspuren ab, fand aber keine und war etwas beruhigter.
Glenda sah, dass mich eine Frage beschäftigte, und kam mir mit ihrer Antwort zuvor, ehe ich die Frage noch hatte stellen können.
»Ich weiß nicht, wo sich Sir James befindet. Auch das zerstörte Fenster ist mir neu. Bitte, ich…«
»Ich bin hier!«
Wir zuckten gleichzeitig zusammen, als wir die Stimme unseres Chefs hörten. Wir sahen ihn nicht, wir wussten nur, dass seine Stimme hinter uns in der Nähe der Tür aufgeklungen war.
Dass Sir James die Krone der Ninja abnahm, war für uns ebenfalls nicht zu sehen. Aber wir sahen, wie er jetzt wieder ins Büro ging und nach einem Schritt stehen blieb.
Keiner sagte etwas. Wir waren alle erleichtert. Sir James sah aus, als hätte er eine Tortur hinter sich. Die Erschöpfung zeichnete sich in seinen Zügen ab, das Lächeln wirkte ein wenig gequält, aber in seinen Augen stand wieder der alte Wille, es seinen Gegnern zu zeigen.
Wir standen noch immer dicht beisammen, und so nickte er uns zu.
»Ja, er ist hier gewesen, aber er hat mich nicht gesehen, denn ich saß unsichtbar an meinem Schreibtisch. Er hat mit seinen Waffen die Fensterscheiben zerstört. Danach betrat er mein Büro, fand es leer, doch so recht konnte er nicht daran glauben.«
»Warum nicht?«, fragte ich.
»Das ist ganz einfach, John.« Sir James streckte seine rechte Hand vor und bewegte dabei Daumen und Zeigefinger, als wollte er Geld zählen.
»Er hat es gespürt, verstehen Sie? Er hat gespürt, dass hier etwas anders ist, aber er konnte es nicht herausfinden. Er sah den Grund dafür nicht, und deshalb ging er.«
»Wohin?«
Sir James verzog die Lippen. »Wohin wohl, John? In den Gang, und dort ist er verschwunden. Wohin genau, das weiß ich nicht. Aber aufgelöst hat er sich auch nicht.« Er hob die Schultern. »Die Lösung liegt eigentlich auf der Hand, denke ich.«
»Unser Büro«, sagte Suko.
Dem musste ich nichts hinzufügen.
Suko sagte: »Ich denke, wir sollten sofort losgehen.«
»Nein!«
»He, was ist…?«
»Nicht wir, sondern ich. Ja, ich werde allein gehen und mich umschauen.«
Mein Vorschlag stieß nicht auf Begeisterung. Das spiegelte sich deutlich in den Gesichtern meiner Freunde wider.
»Nimm dir nicht zu viel vor, John!«, warnte mich Glenda.
»Keine Angst, ich weiß, was ich zu tun habe. Ich werde gehen, aber man wird mich nicht sehen.« Ich nickte meinem Chef zu. »Darf ich um die Krone bitten, Sir?«
Er war überrascht. Er hatte mich gehört, wollte antworten, was ihm nicht gelang. Zwar öffnete sich sein Mund, doch ein Wort brachte er nicht hervor.
»Bitte…«
Jetzt konnte er reden. »Sie - Sie - wollen tatsächlich in die Höhle des Löwen, John?«
»Ja. Bleibt mir etwas anderes übrig?«
»Ich - gut - Sie sind derjenige, der sich den Gefahren stellen muss. Mir ist es nur komisch, wenn ich daran denke, dass bestimmte Ereignisse sich plötzlich in meinem Beisein abspielen.«
»Sehen Sie eine bessere Möglichkeit? Irgendwo wird er warten. Und er wird nicht mit mir rechnen, denn er glaubt, dass wir uns noch auf der Autobahn befinden.«
»Da hat er recht, Sir«, meldete sich Glenda.
Sir James gab nicht auf. »Warum sollte er dann in Ihrem Büro sitzen und warten?«
»Weil es nicht nur uns beide gibt«, sagte ich leise. Ich nickte Glenda zu.
»Auch sie gehört zu uns. Das weiß er. Da brauche ich nur an das Kleid zu denken, das er uns als Beweis präsentiert hat.«
Sir James nickte. »Wenn Sie es so sehen, dann haben Sie recht. Also müssen Sie
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