1617 - Blutlust
erfolgte der erste Biss.
Tief hackten die Zähne hinein. Perfekt wurde die Ader getroffen, als hätte Viola zuvor nie etwas anderes getan.
Ihr Opfer musste den, Biss spüren, doch die junge Frau zuckte nicht mal.
Sie lag in den Armen der Vampirin und ließ alles mit sich geschehen.
Viola sorgte dafür, dass sie nicht zu Boden sank. Sie blieben normal stehen und bewegten sich dabei in einem leichten Rhythmus, als würden sie eng umschlungen tanzen. Es fiel nicht weiter auf, wenn sich Tänzer umarmten, auch wenn sie gleichgeschlechtlich waren.
Viola war glücklich. Sie saugte, sie trank, und ihre Wangen zuckten dabei. Sie wollte ihrem Opfer das Blut bis zum letzten Tropfen aussaugen, sie brauchte die Kraft und die Macht, die sie dann durchströmen und unbesiegbar machen würde.
Der Mund der Blonden stand offen. Da war kein Laut zu hören. Wenn es überhaupt Geräusche gab, dann war es das Schmatzen und Schlürfen der Vampirin.
Es war für Viola das große Wunder. Es tat ihr so gut. Der Strom aus neuer Kraft schoss in sie hinein. Er füllte sie aus. Er machte sie stark.
Sie hätte ihr Opfer hochreißen und wegschleudern können, was sie nicht tat. Sie erlebte das letzte Zucken der Blonden mit und wusste in diesem Augenblick, dass sie den Körper blutleer getrunken hatte.
Es war so etwas wie ein kleines Wunder, dass sie es geschafft hatte.
Jetzt konnte nichts mehr schiefgehen, aber sie musste schon achtgeben, dass sie nicht zu stark auffiel, wenn sie das Opfer entsorgte. Sie konnte die Blonde nicht einfach auf der Tanzfläche liegen lassen, das wäre zu auffällig gewesen.
Also tat sie etwas anderes.
Es kamen Gäste, andere verließen den Schuppen, und genau das hatte sie auch vor. Es würde kaum auffallen, wenn sie ihr Opfer in Richtung Ausgang schleppte. Es sah dann so aus, als wäre dieser jungen Frau übel geworden.
Dass es Türsteher gab, wusste sie auch. Für Viola war das kein Problem, denn sie war hier bekannt.
Ganz die fürsorgliche Freundin, hielt sie ihr Opfer umarmt und schleifte es auf den Ausgang zu. Man machte ihr Platz, man schaute sie an, und sie war froh, dass sie ihren Mund abgewischt hatte. So hatte sie keine blutigen Lippen mehr.
Ein kurzer und breiter Gang führte von der Disco zum Ausgang hin. Dort war die Tür nicht geschlossen. Damit nicht jeder den Schuppen betrat, standen zwei Typen bereit, deren Schultern an Kleiderschränke erinnerten.
Jede Tasche wurde durchsucht. Um die Gäste, die die Disco verließen, kümmerten sie sich nicht.
Darauf hatte Viola gesetzt. Ab jetzt würde alles glatt verlaufen. Niemand konnte ihr ans Zeug flicken. Sie spürte, wie das fremde Blut in ihrem Körper kochte. Es gab ihr die Kraft, von der sie geträumt hatte.
Egal, welche Widerstände man ihr in den Weg legen wollte, sie würde sie alle überwinden.
Einer der beiden Türsteher erkannte sie. »He, Viola, auch mal wieder hier?«
»Musste mal wieder sein.«
Er kam auf sie zu, was Viola gar nicht gefiel. Sie richtete sich schon darauf ein, ihn anfallen zu müssen, doch er kümmerte sich nicht um sie.
Es war die Blonde, die seine Aufmerksamkeit erregte. »Was ist denn mit ihr?«
Viola spielte ihre Rolle ausgezeichnet. »Sie ist abgestürzt. Nicht mehr und nicht weniger.«
»Zu viel getrunken?«
»Klar.«
»Kein Speed oder so?«
»Nein, ich bringe sie nur weg.«
»Ja, tu das.« Der Mann grinste. Sein Gesicht glänzte wie der Stoff seines dunklen Blousons. »Und vielen Dank, dass du sie wegschaffst. Sonst hätten wir den Ärger drinnen.«
»Weiß ich doch.« Viola zog die Bewegungslose weiter. »Bis später, Gino.«
»Ja, lass dich mal wieder sehen.«
»Bestimmt, Gino. Und dann machen wir beide was zusammen. Vergiss es nicht.«
»Darauf kannst du dich verlassen.« Viola ließ Gino stehen und ging den Weg, den sie sich vorgenommen hatte. Sie wollte aus dem Frontlicht der Disco und dorthin, wo die Dunkelheit dicht war. An diesem Platz würde sie die Blonde zurücklassen, die, wenn sie aus ihrem Zustand erwachte, ihre neue Existenz führen und auf die Suche nach Nahrung gehen würde. Vielleicht würde sie sich sogar daran erinnern, wo sie die letzten Stunden ihres Lebens verbracht hatte, und wieder diese Disco aufsuchen.
Sie schlich weiter zur Rückseite der Disco. Dort würde sie die Blonde zwischen den geparkten Autos und einigen Müllcontainern ablegen.
Es war kein weiter Weg, aber es ging doch nicht so glatt, wie Viola es sich vorgestellt hatte, denn die Paare, die sie zuvor an der
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