1617 - Blutlust
Frauen und zugleich zwei sehr unterschiedliche Personen. Zum einen dieses schwarzhaarige Weib, das bis auf ein Lederdreieck zwischen den Schenkeln nackt war, und zum anderen eine blonde junge Person, die ebenfalls nur mit einem Slip bekleidet war.
Es war ein sinnliches, ein erotisches Bild. Doch der erste Eindruck täuschte, denn die blonde junge Frau war das Opfer. Sie hatte Angst, und sie befand sich im Griff der Dunkelhaarigen.
Jane und mir brauchte niemand zu erklären, wer diese Person war.
Das musste Viola sein, und sie hatte sich wieder ein Opfer geholt. Die Blonde hatte keine Chance. Sie hing im Griff der Blutsaugerin, die ihren Kopf schon weit nach unten gebeugt hatte und den Zuschauerinnen beweisen wollte, wie sich eine Wiedergängerin ernährte.
Niemand griff ein.
Bis auf Justine.
Sie sah ihre Chance. Sie hatte Jane und mich sogar zurückgehalten, denn jetzt war die Reihe an ihr. Es war für sie der perfekte Zeitpunkt.
»Ich würde es nicht tun!«
Niemand hatte unser Kommen bemerkt. Und alle Frauen im Raum waren von den Worten überrascht worden, inklusive Viola. Sie hatte vorgehabt, den Biss anzusetzen, aber der Klang der Stimme ließ sie innehalten. Ihr Kopf ruckte nicht nach unten, beide, auch das blonde Opfer, schienen zu Stein geworden zu sein.
Auch die Zuschauerinnen rührten sich nicht. Sie hatten ihre Köpfe gedreht, um uns anzuschauen.
Und dann heulte eine Stimme regelrecht auf. Es war Viola, die ihre Felle davonschwimmen sah. Es war nicht nur das Heulen, das sie uns entgegenschickte, sie schrie den Namen der Vampirin, die sie zu dem gemacht hatte, was sie jetzt war. »Justine…!«
Die Cavallo lachte auf. »Ja, ich bin hier, Schwester. Und jetzt sind wir gleich.«
»Was willst du? Beute?«
»Wie schön, Viola. Jetzt weißt du endlich, wer ich wirklich bin. Ich muss ehrlich gestehen, dass mir dein Blut wunderbar geschmeckt hat. Es hat mich regelrecht berauscht, es hat mich so unwahrscheinlich stark gemacht. Aber ich will meine Stärke nicht mit anderen teilen. Deshalb werde ich die vernichten, die sich mir in den Weg stellen könnten. Du bist für mich eine gute Nahrungsquelle gewesen, mehr aber nicht. Ich will nicht, dass es dich weiterhin gibt. Ich dulde keine Konkurrenz.«
Jane Collins und ich hatten jedes Wort gehört und mussten zugeben, dass wir eine derartige Auseinandersetzung noch nie erlebt hatten.
Bisher war alles nur Theorie gewesen, doch nun hatten wir gehört, wie sie sich benahm, und das war schon ein Hammer.
Vampir gegen Vampir!
So sah es aus, und nur eine würde ihr Dasein weiterführen können.
Justine war mächtig, sie war stark, aber auch Viola durfte nicht unterschätzt werden.
Ich bewegte mich von meinem Platz fort und schlich auf die Bar zu. So gelangte ich in den Rücken der beiden Frauen, die nicht auf mich achteten.
Ich bekam mit, dass Justine ihre Waffe zog. Wieder hielt sie diesen Pfeil fest und richtete die Spitze auf die Tanzfläche, wobei sie natürlich Viola meinte.
»Ich werde jetzt zu dir kommen und dich pfählen, Schwester. Noch mal, es hat mir Spaß gemacht, dich leer zu saugen, aber das ist auch alles. Ich mache meinen Fehler wieder gut. Ich hätte dich nicht so zurücklassen dürfen.«
Sie ging vor.
Für mich stand fest, dass sich Viola nicht so einfach ergeben würde. Sie musste etwas unternehmen, und das tat sie auch.
Plötzlich geriet sie in Bewegung, aber nicht nur sie allein. Sie riss die blonde Frau mit, zerrte sie vom Boden weg und schleuderte sie wuchtig auf Justine zu.
Es war deren Pech, dass sie sich im Sprung befunden hatte und deshalb nicht ausweichen konnte. Der Körper der jungen Frau prallte wie ein Geschoss gegen sie.
Ob die Blonde dabei von der spitzen Waffe getroffen wurde, sah ich nicht. Ich hätte mich gern um sie gekümmert, aber Viola war wichtiger.
Natürlich wollte sie nicht aufgeben. Aber sie wollte sich auch nicht zum Kampf stellen. Für sie gab es noch eine andere Möglichkeit, die sie sofort in die Tat umsetzte. Flucht!
Innerhalb einer winzigen Zeitspanne fuhr sie herum und rannte nach rechts.
Bestimmt gab es dort irgendwo eine Tür, die nicht zu sehen war. Viola nutzte ihre Chance, denn in ihrer Panik klammerte sich die blonde Frau an Justine fest, der es nicht sofort gelang, sie von sich zu schleudern.
Sie würde es zwar schaffen, nur kostete das Zeit, und die konnte Viola für ihre Flucht nutzen.
Ich wollte die Vampirin nicht entkommen lassen und blieb ihr auf den Fersen, auch wenn sie einen
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