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1617 - Blutlust

1617 - Blutlust

Titel: 1617 - Blutlust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sein Geschäft betrieb. Das mussten die unteren Fünfhundert sein.
    Wie auch immer, zurückziehen wollte er sich nicht. Der Drang, Viola noch einmal zu sehen, war unwiderstehlich geworden. Ja, er war dieser Frau verfallen gewesen, da machte er sich nichts vor, und dieser letzte Besuch war ein Abschied.
    Es gab auch ein Schaufenster. Licht schimmerte dort nicht. Um etwas erkennen zu können, musste Bruce Hammer bis dicht an die Scheibe herantreten.
    Es gab im Schaufenster nur einen Gegenstand zu sehen. Und er passte dahin.
    Es war ein alter Sarg, der gut in eine Gruselfilmkulisse gepasst hätte.
    Alles war alt in dieser Umgebung. Eigentlich hätte der Sarg noch mit einem Netz aus Spinnweben umgeben sein müssen, das wäre noch passender gewesen.
    Zur Eingangstür führten zwei Stufen hoch. Der graue Stein sah selbst im Dunkeln brüchig aus. Die Tür verschwand fast in der Nische. Auch sie zeigte keine Farbe. Hier war alles grau. Keine Gegend, in der sich ein normaler Mensch wohl fühlen konnte.
    Ob er klingeln oder klopfen musste, hatte Hammer noch nicht feststellen können. Er musste es auch nicht, denn plötzlich wurde die Tür von innen aufgezogen.
    So etwas wie schwacher rötlichgelber Lichtschein fiel nach draußen, der soeben noch die Stufen erreichte.
    Das sah Hammer nicht, denn er schaute auf den Bestatter, der ihm die Tür geöffnet hatte.
    Es war in dessen Umgebung alles andere als hell, trotzdem war der Mann gut zu erkennen.
    Was er sah, gefiel Bruce nicht. Das war ein kleiner, dazu noch geduckt stehender Typ, regelrecht eingewickelt in einen alten Anzug, dessen Stoff seidig glänzte. Dieser Monk hatte ein richtiges Rattengesicht mit vorgeschobener Knochennase und einem Mund, bei dem die dünnen Lippen auffielen. Die kleinen Augen schimmerten, als wären sie mit einem glitzernden Wasser gefüllt, und das Lächeln, das Monk zeigte, verdiente diesen Namen nicht Hammer hätte am liebsten auf der Stelle kehrtgemacht. Er riss sich zusammen und wartete ab.
    »Bruce Hammer?«, wurde er mit einer Fistelstimme angesprochen.
    »Das bin ich.«
    »Schön, dass Sie da sind.«
    »Das ist Ansichtssache. Kann ich reinkommen?«
    »Aber gern.« Monk öffnete die Tür etwas weiter. »Sie wartet schon auf Sie.«
    »Sie meinen die Tote?«
    Monk kicherte wieder. »Wer sonst?«
    »Ja, ja, schon gut.«
    Der Typ gefiel Bruce Hammer immer weniger. Aber was sollte er machen? Er war auf ihn angewiesen, wenn er seine geliebte Viola noch einmal sehen wollte.
    Nicht nur von außen war das Haus grau, im Innern gab es auch keine andere Farbe. Zumindest nicht im Flur, wo an den grauen, fleckigen Wänden keine Tapeten hingen. Sie wären auch bestimmt längst abgefallen.
    »Wohin?«
    »Kommen Sie mit. Ich habe für die schöne Viola ein besonderes Plätzchen ausgesucht.«
    »Wie Sie meinen.«
    Es gefiel ihm alles nicht. Bruce Hammer kam sich vor wie ein Mensch, der lebendig begraben war. Hier war alles grau. Es roch nach Vergänglichkeit und Tod. Wer sich hier wohl fühlte, musste selbst einen Riss haben.
    Er fragte sich auch, wer zu den Kunden dieses Menschen gehören könnte, der jetzt vor Bruce herging und sich des Öfteren über seine schütteren grauen Haarsträhnen strich und dabei mit sich selbst sprach.
    Sie passierten zwei Türen, die geschlossen waren. Die Luft wurde immer schlechter. Es roch muffig und alt, und es hätte Hammer nicht gewundert, wenn es nach Verwesung gestunken hätte. Das war zum Glück nicht der Fall.
    Es gab noch eine dritte Tür. Vor ihr hielt Monk an. Er drehte Hammer das Gesicht zu, und wieder zeigten seine dünnen Lippen ein Grinsen.
    »Dahinter liegt sie.«
    »Hatte ich mir schon gedacht.«
    »Ach ja?«, flüsterte der Bestatter. »Sie hat einen Ehrenplatz bekommen. Ja, das hat sie verdient. Das ist einer schönen Frau wie sie es war und noch ist, angemessen.« Monk hatte zwar eine Hand auf die Klinke gelegt, hielt die Tür aber noch geschlossen. »Sie werden es bald selbst sehen können.«
    »Deshalb bin ich hier.«
    »Sie haben Viola geliebt, wie?«
    Hammer wusste zwar nicht, was den Typ dies anging, stimmte aber trotzdem zu. »Ja, ich habe sie geliebt.«
    »Hätte ich auch.«
    Bruce spürte, dass ihm das Blut in den Kopf stieg. Er war angefressen, er wollte seine geliebte Viola endlich sehen, auch wenn sie nicht mehr lebte, aber er hätte auch gern gewusst, wie sie gestorben war. Es brannte ihm auf der Zunge, diese Fragen zu stellen, aber jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt dafür. Erst wollte er sie

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