1617 - Blutlust
Wagen genähert hätte, dann hätte Jane geschossen, und gegen eine geweihte Silberkugel wäre die Vampirin machtlos gewesen. So aber musste Jane sie laufen lassen. Allerdings mit der Gewissheit, dass sie die richtige Spur aufgenommen hatten.
Auch Bruce Hammer war wieder ruhig geworden. Er stierte vor sich hin und gab hin und wieder Knurrlaute von sich.
Jane dachte nach. Wenn John, und Justine sich in der Disco aufhielten und dort nach Viola suchten, dann befanden sie sich am verkehrten Ort, und es würde wertvolle Zeit verstreichen.
Es war besser, wenn sie John Sinclair anrief. Und diesen Vorsatz setzte sie sofort in die Tat um…
***
Wie so oft waren die Kollegen nicht begeistert gewesen, als sie meinen Anruf erhalten hatten. Immer dann, wenn ich sie kontaktierte, gab es für sie Arbeit, aber darauf konnte ich keine Rücksicht nehmen. Und ich wollte auch nicht auf die Mannschaft warten. Das hatte man zur Kenntnis nehmen müssen.
»Ist alles klar?«, fragte die Blutsaugerin.
»Jetzt schon.«
»Dann los.«
Nein, es ging noch nicht los, denn jetzt meldete sich mein Handy. Wenig später hörte ich Janes Stimme, und sofort krampfte sich bei mir etwas zusammen.
»John, du musst nicht mehr in der Disco suchen. Ich habe Viola gesehen.«
»Wo?«
»Sie lief über den Parkplatz. Dann war sie weg.«
»Wir sind nicht in der Disco. Wir waren auf dem Weg zu dir.«
»Gut, dann warte ich.« Justine schaute mich auffordernd an. »Was wollte Jane?«
Ich machte sie schlau und lief los, um so schnell wie möglich zu unserem Wagen zu gelangen. Wir mussten das dritte Ziel für diese Nacht ansteuern. Ich ging davon aus, dass diese Viola ihren Plan nicht ändern würde, denn wahrscheinlich wusste sie nicht, dass wir ihr auf der Spur waren. Da hätte sie schon eine Hellseherin sein müssen, und so hielten wir die Trümpfe in der Hand.
Jane Collins machte einen erlösten Eindruck, als wir die Türen des Rovers aufzogen und unsere Plätze einnahmen. Sie fing sofort mit ihrem Bericht an und erklärte uns auch durch Gesten, wo sie die Gestalt gesehen hatte.
»Aber dir ist nicht aufgefallen, dass sie in einen Wagen gestiegen ist?«, fragte ich.
»Allerdings.«
»Sie wird nicht ohne Fahrzeug unterwegs sein«, meldete sich Justine vom Rücksitz her. »Deshalb sollten wir fahren.« Sie wandte sich an Bruce Hammer, der neben ihr hockte. Dabei presste sie mit einem Griff seine untere Gesichtshälfte zusammen, sodass sich Hammers Mund verzog. »Du wirst uns den genauen Weg erklären, mein Freund.«
»Ja!«, quetschte Hammer hervor. »Das mache ich…«
»Dein Glück, sonst hätte ich dich mit größtem Vergnügen gepfählt.«
Da konnte ich nur den Kopf schütteln, wenn ich so etwas aus dem Mund einer Blutsaugerin hörte. Manchmal war die Welt, in der wir uns bewegten, wirklich auf den Kopf gestellt…
***
Ihr Smart war genau das unauffällige Fahrzeug, in dem Viola nicht auffiel.
Ihr Ziel war das Eve’s.
Es war kein Gebäude mit einer Lichtreklame, das jedem zugänglich war.
Das Eve’s lag versteckt hinter einem kleinen Parkgelände westlich des Caledonian Parks und in der Nähe einer viel befahrenen Eisenbahnstrecke.
Einen Parkplatz gab es in der Nähe. Er gehörte zu einem Laden, in dem Klamotten aus zweiter Hand verkauft wurden. Viola ließ ihren Smart auf der Zufahrt stehen, denn um diese Zeit verirrte sich hierher kein Kunde.
Sie stieg aus und ging die Einfahrt hinunter, die leicht abschüssig war.
Sie endete vor einem quer stehenden Haus, das nur ein Stockwerk hatte. Dafür eine mit einem Geländer gesicherte Treppe, die zur Eingangstür führte, und dort stand der Name der Bar mit silbriger Schrift auf einer Holztafel.
Darunter befand sich ein winziges rechteckiges Glasfenster. Wer die Schelle betätigte, wurde zuerst begutachtet, bevor man ihn hineinließ oder anwies, wieder zu verschwinden.
Wäre sie ein Mensch gewesen, so hätte Viola aufgeatmet. So aber zeigte sie ihre Zufriedenheit durch ein kaltes Lächeln und legte ihren Zeigefinger auf den Knopf der Klingel.
Hinter der Scheibe wurde ein Stück Stoff zur Seite gezogen. Innerhalb des jetzt hellen Rechtecks erschien ein Frauengesicht. Sofort war es wieder verschwunden, und nicht mal zwei Sekunden später war die Tür offen.
»Ah, du bist es. Schön, dich zu sehen, Viola.«
Die Blutsaugerin hatte kaum einen Schritt über die Schwelle gesetzt, da wurde sie umarmt, und sie spürte die Wärme des Frauenkörpers auf ihrer Haut, denn ihren Mantel hatte sie
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