1617 - Blutlust
wir einer derartigen Gestalt nicht.
In der Nähe führten die Gleise einer recht viel befahrenen Strecke entlang. Auch in der Nacht waren noch einige Züge unterwegs und in der hier herrschenden Stille besonders laut zu hören. Ich wandte mich an Justine Cavallo. »Und? Kennst du dich hier aus?«
»Nein. Ich war noch nie hier.«
»Aber du bist sicher, dass uns Bruce Hammer nicht an der Nase herumgeführt hat?«
»So etwas würde er nicht wagen.«
»Okay, dann bin ich gespannt.« Das war von mir nicht nur so dahin gesagt worden, ich war es wirklich und ich setzte darauf, dass wir dieses Übel aus der Welt schaffen konnten.
Wer das Eve’s besuchen wollte, der musste sich schon auskennen und Insider sein. Es gab keine Leuchtreklame, die auf das Etablissement hinwies, doch Bruce Hammer kannte sich aus. Er ging vor Jane Collins her und brachte uns ans Ziel.
Wir sahen ein nicht sehr hohes Gebäude und eine Tür, durch die wir treten mussten. Fenster waren an dieser Seite nicht vorhanden, so gelang es uns auch nicht, einen Blick in das Innere des Hauses zu werfen. Hinter diesen Mauen konnte alles passieren, ohne dass es irgendwelchen Menschen aufgefallen wäre.
Jane wollte es genau wissen. »Werden wir aus dem Haus hervor beobachtet?«
Hammer hob die Schultern. »Das weiß ich nicht. Gehört habe ich nichts davon.«
»Dann wollen wir das mal glauben.«
Auf der Fahrt hatte uns der Vampir mehr über die Bar erzählt. So wussten wir jetzt, dass Männer als Gäste nicht willkommen waren.
Dieser Treffpunkt gehörte den Frauen.
Er wäre auch etwas für die Cavallo gewesen. Aber wahrscheinlich war die Freundschaft zwischen ihr und Viola nicht so weit gegangen, als dass sie Justine hergeführt hätte.
Eine geschlossene Tür fiel uns auf. Auch das Guckfenster darin. Den Namen der Bar lasen wir auf einer Holzplatte darüber, und wir verhielten uns entsprechend vorsichtig. Wir gingen nicht direkt auf die Tür zu. Es war besser, wenn wir uns im toten Winkel hielten. Außenkameras entdeckten wir auch nicht, und als wir anhielten, nickte ich Jane und Justine zu.
»Es ist wohl besser, wenn ihr vorgeht. Ich denke, dass ihr kaum Probleme haben werdet, eingelassen zu werden.«
Jane hatte Zweifel. »Denk daran, dass wir fremd sind.«
»Klar. Aber ihr seid keine Männer. Ich werde mich mit Bruce Hammer zurückhalten.«
»Willst du das wirklich?«, fragte die Blutsaugerin. Ich nickte nur.
Justines nächste Reaktion überraschte Jane und mich, aber sie bewies uns wieder mal, wer diese hellblonde Person wirklich war.
Keiner von uns hatte gesehen, dass sie ihre spitze Waffe gezogen hatte.
Es war einfach zu dunkel, und das hatte sie ausgenutzt. Deshalb schöpften wir auch keinen Verdacht, als sie auf Jane und Hammer zuging. Die Detektivin drehte noch den Kopf zur Seite, um etwas zu sagen, aber sie konnte Justine nicht aufhalten.
Wir bekamen das kurze Anheben des rechten Arms noch mit, bevor er nach vorn zuckte.
Nicht mal eine Sekunde später rammte sie die Stichwaffe in Höhe des Herzens in den Rücken des Blutsaugers.
Hammer röchelte. Sein Körper zuckte hoch. Weit riss er seinen Mund auf, dann schlug Justine ihm in die Seite, sodass er gegen die Hauswand torkelte, dort für einen winzigen Moment stehen blieb, bevor er auf der Stelle zusammenbrach.
Als normaler Mensch wäre er tot gewesen.
Hier konnte man sagen, dass Justine ihn erlöst hatte. Sie war ihren Weg gegangen, und es kümmerte sie einen Dreck, ob wir damit einverstanden gewesen waren oder nicht.
Sehr locker gab sie ihren Kommentar ab. »Wir brauchen ihn nicht mehr. Den Rest erledigen wir.«
Ich stand auf der Stelle und hatte das Gefühl, explodieren zu müssen. Im Prinzip musste ich ihr recht geben, aber die Art, wie sie es getan hatte, schraubte meinen Blutdruck um einiges in die Höhe.
Ich riss sie an der Schulter herum. »War das nötig?«
Sie lachte mich hart an. »Ja, Partner, das war nötig. Oder hättest du ihn laufen lassen?«
Das hätte ich natürlich nicht. Ich musste ihr zugestehen, dass sie das Richtige getan hatte, nur wie sie es gemacht hatte - und ohne uns etwas zu sagen -, störte mich.
»Ich mag keine Alleingänge.«
Sie winkte nur ab und zog ihre Stichwaffe aus dem leblosen Körper. »Ich habe nur getan, was getan werden musste. Und jetzt hör auf zu lamentieren, wir haben wichtigere Dinge vor. Ich trage die Schuld daran, dass es so weit gekommen ist, und ich verhalte mich in eurem Beisein nicht anders als sonst. Sieh es locker. Ich
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