1617 - Blutlust
Sie schob ihn mal vor, dann wieder zurück, und sie blieb bei diesen leicht obszönen Bewegungen, um Miranda zu locken. Sie war das Raubtier, Miranda die Unschuld.
Wer in das Gesicht der Stripperin schaute, der sah ihr Lächeln, das wie eingefroren wirkte. Aber es war nichts von ihren Zähnen zu sehen. Mit dieser Überraschung wollte sie erst später aufwarten.
Miranda musste zugeben, dass sie so etwas noch nie zuvor erlebt hatte.
Obwohl Viola sie nicht berührte, fühlte sie sich völlig unter ihrer Kontrolle.
Sie konnte alles mit ihr machen, das wusste Miranda, und es gab keinen Widerstand bei ihr.
Sie bewegte sich ebenfalls. Aber sie tanzte nicht richtig. Sie blieb dabei mehr auf der Stelle, wiegte sich hin und her und schien darauf zu warten, dass dieser dunkelhaarige Vamp über sie kam und sie völlig an sich riss.
Miranda geriet zwar nicht in Ekstase, aber es gab nichts anderes mehr für sie als den Tanz. Wenn sie sich drehte, dann sah sie auch die Zuschauerinnen am Rand der Tanzfläche, aber die traten nicht mehr so klar hervor. Ihre Körper verschwammen, sodass sie fast eine dunstige Masse bildeten.
Immer wieder richtete Viola den Blick auf die junge Frau. Auch wenn dies nie sehr lange anhielt, sah Miranda doch die Gier und die Lust in den Augen der Dunkelhaarigen, sodass sie das Gefühl überkam, fast von ihr verschluckt zu werden.
Aber sie, tanzte, und sie sah, dass Viola sich ihr immer mehr näherte.
Noch war es nicht zu einem direkten Kontakt gekommen. Doch die Zeit war vorbei. Nach einer geschmeidigen Drehbewegung griff Viola zu. Es ging alles sehr schnell. Miranda konnte und wollte auch nicht mehr ausweichen, denn sie sehnte sich danach, von dem anderen Körper berührt zu werden, und plötzlich fühlte sie, wie sich der Stoff ihrer Kleidung aufzulösen schien.
Er flog einfach weg, flatterte davon wie eine Fahne im Wind, und Miranda war so gut wie nackt. Nur den hellen Slip trug sie noch, aber das machte ihr nichts aus. Auf einmal fühlte sie sich frei. Sie drehte sich Viola zu, und genau das hatte diese gewollt.
In der Bewegung streckte sie Miranda die Arme entgegen und fing sie auf. Die junge Frau sank der Dunkelhaarigen entgegen, spürte den leichten Druck und folgte ihm. Sie ließ sich kurzerhand fallen, lag schwer in den Armen der Blutsaugerin und hielt die Augen weit offen. Sie fühlte sich benommen. Das Gesicht der anderen schwebte über ihr wie ein ferner Planet. Miranda war der Wirklichkeit entwichen. Sie atmete heftiger als sonst, ihr Gesicht hatte eine rötliche Farbe angenommen, und sie kam sich so entrückt vor. Viola lächelte.
Dabei fletschte sie für einen Moment die Zähne, und Miranda bekam das zu sehen, was sie sehen sollte.
Zwei spitze Hauer stachen aus dem Oberkiefer hervor. Miranda sah es, doch ihr fehlte das Begreifen, und als sie die Stimme der Blutsaugerin hörte, kam es ihr vor, als würde eine Fremde sprechen.
»Jetzt wirst du bald zu mir gehören, kleine Miranda. Darauf habe ich gewartet…«
Die junge Frau deutete ein Nicken an. Sie sah wieder klarer und schaute auf einen geschlossenen Mund. War das, was sie gesehen hatte, nur eine Illusion gewesen?
»Tanzen, tanzen! Ihr sollt tanzen! Ihr sollt euch lieb haben. Ja, wir wollen es…«
Es war nicht nur eine Stimme, die diese Aufforderung rief. Alle Zuschauerinnen mischten sich ein, denn sie wussten, dass der Höhepunkt des Tanzes noch nicht erreicht war.
Auch Miranda hatte die Stimmen vernommen. Sie waren ihr allerdings mehr wie ein entfernter Singsang vorgekommen, und im nächsten Moment musste sie sich wieder auf Viola konzentrieren, die der Aufforderung folgen wollte, denn sie zog Miranda wieder auf die Beine und drehte sie um ihre eigene Achse.
Es war gut, dass sie die junge Frau dabei festhielt, denn der Schwindel hätte Miranda beinahe zu Boden gerissen. So aber blieb sie im Griff der Dunkelhaarigen, die nach wie vor ihren recht muskulösen Körper präsentierte, der irgendwie voller Gier steckte, als wollte er das jüngere Opfer verschlingen.
Jetzt war es wichtig, dass auch die Zuschauerinnen mitbekamen, was Viola vorhatte.
»Ich bin nicht gekommen, um nur zu tanzen. Ich habe Hunger, und Miranda ist meine Nahrung. Ich werde sie leer saugen, sie wird mich stärken, und sie wird danach selbst Hunger verspüren, und zwar auf euch. Ja, ihr seid ihre Nahrung. Ist das was? Ist das super?«
Sie hatte etwas von sich preisgegeben. Sie hatte die Frauen neugierig machen wollen, und als sie sich umsah, da
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