1617 - Blutlust
habe dir einen Job abgenommen.«
Jane Collins strich über meinen Arm.
»Lass es gut sein, John. Du weißt doch, dass sich derjenige, der sich mit dem Teufel verbündet, einiges in Kauf nehmen muss.«
»Schon gut, Jane.«
Justine wollte nicht länger warten. »Können wir endlich loslegen? Oder hast du auch dagegen etwas?«
»Nein, habe ich nicht.«
»Dann halte dich zurück.«
Ich war wütend, fühlte mich aus dem Spiel gedrängt. Es hatte nur keinen Sinn, zu protestieren. So wie wir es abgesprochen hatten, war es schon besser. Es zählte nur, dass die Tür geöffnet wurde. Alles Weitere würde sich ergeben.
»Ich warte hier im toten Winkel, Jane.«
»Ist schon okay.«
Jane drehte sich von mir weg und zeigte mir ihren Rücken. Zusammen mit der Cavallo ging sie auf die Tür der Bar zu. Eine Klingel war vorhanden, und ich war gespannt, was passieren würde, wenn im Innern das Signal erklang.
Die blonde Blutsaugerin warf Jane einen knappen Seitenblick zu.
»Lass mich es machen.«
»Und dann?«
»Ich kenne Viola und bin sicherlich überzeugender.«
Jane widersprach nicht. Sollte sie es versuchen. Es war nur wichtig, dass sie normal hineinkamen.
Wenn sie nach ihrem Gefühl urteilte, konnte sie sich vorstellen, dass diese Bar der letzte Schlupfwinkel für Viola war.
Hier war sie bekannt, hier gab es wenig Trubel, und hier fand sie alles, was sie brauchte.
Justine schellte. Für beide war nicht zu hören, ob die Klingel im Innern angeschlagen hatte.
»Wenn sie nicht öffnen, trete ich die Tür ein!«, versprach die Cavallo.
Das traute ihr Jane zu, und sie kannte auch die Kraft, mit der eine Unperson wie die Vampirin ausgestattet war. Sie ging weit über die eines Menschen hinaus.
Sie hatten Glück. Es meldete sich jemand. Das Viereck in der Tür war noch dunkel. Dann erhellte sich der Ausschnitt, und das Gesicht einer älteren Frau mit grauen Haaren erschien.
Sie sah vor allen Dingen Justine. Tastete deren Gesicht mit den Blicken ab, dann öffnete sie das Fenster.
»Was wollt ihr?«
»Nur rein.«
»Ja, klar.« Sie drehte den Kopf etwas, um Jane besser sehen zu können. »Ihr seid fremd.«
»Wissen wir. Aber wir sind gekommen, um diejenige zu treffen, die uns gesagt hat, wo wir sie finden können. Ich denke, dass sie schon hier ist.«
»Ach, von wem sprecht ihr?«
»Von unserer Freundin Viola.«
Die Grauhaarige erstarrte für einen Moment. Sie öffnete den Mund, ohne was zu sagen, doch den beiden vor der Tür Stehenden war klar, dass sich Viola in der Bar befand.
»Sie ist hier, nicht?«
»Ja.«
Justine nickte. »Das wussten wir doch. Und jetzt mach die Tür auf, hier ist es ungemütlich.«
Die Grauhaarige zögerte noch. Sie schien Verdacht zu schöpfen.
Jane wischte ihn durch ihr Lächeln weg, und so öffnete die Frau die Tür.
Genau darauf hatte die Blutsaugerin gewartet. Es ging ihr alles nicht schnell genug. Sie stieß die Tür heftig weiter auf, und die Grauhaarige verlor die Balance.
Sie stolperte bis zu einem der Stühle zurück, der ihr plötzlich im Weg stand. Darüber fiel sie, landete aber nicht am Boden, weil sie es gerade noch geschafft hatte, sich an der Lehne festzuhalten.
Plötzlich stand Justine vor ihr. In ihrer dunklen Kleidung sah sie aus wie eine Söldnerin aus einer anderen Welt.
Dann schlug sie zu.
Die Faust traf die Grauhaarige an der Stirn, schleuderte sie vom Stuhl weg zu Boden, wo sie regungslos liegen blieb.
»Musste das sein?«, zischte Jane.
»Ja, es ist besser so. Niemand soll uns stören. Ich will keinen in meinem Rücken haben.«
Beide blieben stehen und lauschten einer Musik, die sie durch einen offenen Durchgang erreichte und auch von mir gehört wurde, denn ich hatte die Bar inzwischen betreten.
Die Vampirin fühlte sich in ihrem Element. Sie riss die Arme hoch und flüsterte: »Dann wollen wir mal…«
***
Es war ihre Show. Es war ihre Zeit. Und sie fühlte sich wie eine Königin.
Viola wollte den Gästen eine Show bieten, die sie noch nie erlebt hatten, und sie schaffte es, alle in ihren Bann zu ziehen. Ab jetzt gehörte die Tanzfläche ihr und Miranda. Die anderen Frauen hatten ihre Plätze verlassen. Sie umstanden die Tanzfläche, um nur alles mitzubekommen, denn die Show, die Miranda und Viola abzogen, war einmalig.
Längst hatte Viola ihren Mantel abgestreift. Er lag irgendwo am Boden.
Sie trug noch das schmale Dreieck aus Leder zwischen den Schenkeln, und das Oberteil lag irgendwo.
Und so tanzte sie.
Sie wiegte ihren Oberkörper.
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