1617 - Die Akonin
fuhr ihr der Akone über den Mund. „Und ich kenne auch deinen Namen, Perry Rhodan.
Ich werde ein Auge auf dich haben. Ich hoffe, das war deutlich."
Rhodan erwiderte seinen Blick ohne Scheu. Er hatte Leute dieser Art schon zu häuflg erlebt, als daß er sich von der Aggressivität hätte einschüchtern lassen. Gendal Jumphar war ein Mann mit Macht. Aber er war auch ein Mann, der seine Grenzen kannte. „Gendal!" sagte Henna Zarphis rasch. „Perry Rhodan ist mein persönlicher Gast. Ich möchte, daß er auch so behandelt wird."
Der Sicherheitschef warf der Kommandantin einen mörderischen Blick zu, dann drehte er sich um und verschwand wieder im Antigravschacht.
Henna Zarphis starrte ihm sekundenlang mit hochgezogenen Schultern hinterher, dann widmete sie ihre Aufmerksamkeit wieder Rhodan. Sie hatte Angst. Für ihre Worte würde sie büßen müssen. „Das war also Gendal Jumphar", stellte er leichthin fest. „Aber kümmern wir uns um andere Dinge. Ich würde mir die MAGENTA gern näher ansehen. Die Leute von der ODIN werden Fragen stellen."
Henna Zarphis schluckte die Ablenkung nur zu gern. „Das ist kein Problem", sagte sie. „Ich werde dich führen. Aber nur eine Stunde lang. Die zweite Stunde des Fluges brauche ich, um auszuruhen. In Ordnung?"
Ihre Stimme klang so sanft und gleichzeitig so unterschwellig rauchig, wie er es selten gehört hatte. Sie faszinierte ihn. Zum Glück war jetzt nicht Bully da, der ihn einen verliebten Gockel nennen konnte. Oder Atlan, der mit einem einzigen ironischen Lächeln seine Maske der Gleichmut durchschaut hätte.
Dafür stand hinter ihm Voltago. Als er die Nähe des Dieners spürte, drehte sich Rhodan mit aufgerichteten Nakkenhaaren um. „Was willst du?"
„Ich muß dich zur Besinnung bringen", sagte der Klon mit düsterer Stimme. „Du begehst einen Fehler!"
„Einen Fehler? Ich mag deine Andeutungen nicht länger hören."
„Ich mache keine Andeutungen. Aber ich frage dich, ob du Gesil schon vergessen hast."
Rhodan beherrschte sich mit aller Gewalt.
Er starrte den Kyberklon ein paar Sekunden lang fast haßerfüllt an, dann warf er einen raschen Seitenblick auf Henna Zarphis. Die Kommandantin stand direkt daneben. Sie horchte reglos, ohne aus ihrer Neugierde im mindesten ein Geheimnis zu machen. „Voltago, ich warne dich ... Mach dir klar, mit wem du so sprichst!"
„Ich sehe einen Mann mit Verantwortung.
Einen Mann, der sehr viel schneller vergißt, als er sollte."
Rhodan wollte etwas antworten, wollte klarstellen, daß er seine Frau Gesil keineswegs vergessen habe; doch Voltago wandte sich ab und hörte nicht mehr.
Und da war auch noch Henna Zarphis.
Er weigerte sich, in dieser Situation ihr gegenüber von Gesil zu reden. „Ich bin soweit, Henna", sagte er. „Bitte führe mich.
Aber vorher schicken wir eine Nachricht an mein Schiff.
Sie sollen wissen, daß ich mich in Sicherheit befinde.
7.
Der Flug ins Ashuar-System begann. Mit hohen Werten nahm das Schiff Fahrt auf, richtete den Kurs aus und verschwand im Hyperraum.
Voltago blieb indessen reglos stehen, eine Weile noch von den Akonen in der Zentrale kritisch beäugt. Dann jedoch ließ die Aufmerksamkeit rapide nach.
Die ganze Zeit über hielt er die Wissenschaftler und ihre Daten unter Beobachtung, und sein erstes Urteil bestätigte sich voll und ganz. Die MAGENTA hatte keine Chance, selbstverständlich nicht. Den tatsächlichen Kern des Attraktors aufzuspüren, war fur ein Schiff des Galaktikums nicht möglich.
Voltago wußte das so genau, daß er jeden Rest von Zweifel ausschloß. Und wenn es eine Chance gab, so mit Sicherheit nicht von Bord der MAGENTA aus.
Perry Rhodan saß einer Täuschung auf.
Voltago sah kein Mißtrauen in ihm. Diese Frau verstellte ihm den Blick auf die Realitäten. In solch einem Zustand hatte er den Terraner nie gesehen, und jetzt war er irgendwo im Schiff mit Henna Zarphis unterwegs.
Eine Stunde lang, so hatte sie gesagt. Der Kyberklon war davon überzeugt, daß Rhodan wenig zu sehen bekäme. Jedenfalls nichts, was auch ihn in irgendeiner Weise berührt hätte.
Statt dessen interessierte sich Voltago für Henna Zarphis vorgebliche Ruhestunde.
Nach exakt sechzig Minuten begann er, mit den Wadenblöcken Schallwellen im tiefsten Bereich auszustrahlen. Er verschmolz förmlich mit dem Hintergrund, bis kaum ein zufalliger Blick mehr an ihm hängenblieb, und analysierte der Reihe nach die Pupillenbewegungen der Besatzung. Die Infraschall-Reflexe zogen
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