Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
162 - Das Grauen aus der Baring Road

162 - Das Grauen aus der Baring Road

Titel: 162 - Das Grauen aus der Baring Road Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
Vom Netzwerk:
den Kopf zwischen die Schultern gezogen. Das Kleidungsstück gab ihm trotz allem das Gefühl, noch ein Mensch zu sein, den Kontakt zur Zivilisation nicht endgültig verloren zu haben. Ob dieser Alptraum, den er erlebte, jemals vorübergehen würde?
    Sie werden mich jagen, dachte Slikker wieder. Erst mit Streifenwagen, dann mit Hunden, und schließlich werden sie das Militär aufbieten und mich wie einen tollwütigen Fuchs in die Enge treiben und erlegen.
    Vielleicht bedeutete es für ihn sogar die Erlösung, im Kugelhagel von Schnellfeuergewehren zu sterben.
    Aber zuvor würde er töten… Entsetzt stellte Slikker fest, daß er seine Blutgier nicht mehr lange bezähmen konnte. Er stand sich selbst und seinem qualvollen Trieb hilflos gegenüber.
    Die Bahnlinie… dann die Einmündungen zweier kleinerer Straßen, erst zur Rechten, nach wenigen Schritten zur Linken, und rechter Hand ein gepflegter, nicht sonderlich ausgedehnter Park… Jeffrey Slikker erkannte, daß er Friendly Gardens erreicht hatte, nur konnte er mit dem Begriff im Augenblick wenig anfangen. Ein erwartungsvolles Prickeln verband sich damit, das war aber auch alles.
    Als er die breitere Ausfallstraße erreichte, bemühte er sich, eine unauffällige, langsamere Gangart einzuschlagen. Seine Stimmung war so wechselhaft und launisch wie das diesjährige Winterwetter über dem Kontinent. Noch vor wenigen Minuten hätte er sich am liebsten gestellt, inzwischen war sein wiedererwachender Heißhunger dabei, jegliche andere Empfindung zu verdrängen. Slikker wollte sich aber auch nicht auf den nächstbesten Passanten stürzen, denn da war die dumpfe Ahnung, daß sein Verlangen bald reichlich gestillt werden würde.
    Erneut in einen schnelleren Trott fallend, lief er an Friendly Gardens vorbei und überquerte die Straße weit vor der nächsten Ampel, an der mehrere Personen warteten. Sie waren ihm egal. Immerhin spürte er die Nähe von etwas Vertrautem.
    Die Kreuzung Lewisham Way, Upper Brockley Road und Tanner's Hill lag vor ihm. Schlagartig entsann er sich der Namen, die ihm längst in Fleisch und Blut übergegangen waren. Heute fehlte der alte klapprige Ford auf dem engen Bedienstetenparkplatz, wo er Tag für Tag, ob Sommer oder Winter, gestanden hatte. Aber die anderen Autos waren da.
    Jeffrey Slikker, oder vielmehr das Monstrum, in das er sich verwandelt hatte, verharrte flüchtig.
    Sein Blick wanderte an den monotonen, schmucklosen Hausfassaden in der Upper Brockley Road entlang bis zum Schulgebäude in der Straßenmitte. Der Gedanke an das quirlende Leben dort ließ ihm den Geifer im Rachen zusammenlaufen. Aber dann wandte er sich wieder dem Postamt zu und der daran anschließenden Bücherei.
    Ein gräßliches Zischen war zu vernehmen, als Slikker die Seitenstraße überquerte. Augenblicke später stieß er die Glastür auf und betrat die nicht sonderlich geräumige Schalterhalle. Das Raubtier in ihm unterdrückte jede humane Regung.
    Außer ihm befand sich nur eine ältere, gebrechliche Frau in der Halle. Er ließ sie unbeachtet. trat vor den zweiten Schalter hin. Der Beamte, ein glatzköpfiger Mittvierziger namens Peter Bellwood, hatte es wie üblich nicht sonderlich eilig. Er pflegte stets seine Kladdeneintragungen abzuschließen, bevor er sich wieder der Kundenbedienung widmete. Unendlich langsam legte er seinen Füllfederhalter zur Seite und das archaisch anmutende Löschblatt auf die eben geschriebenen Zahlen. Ein ungeduldiges Fauchen ließ ihn auf sehen.
    Slikker hatte den Mann und dessen zeitweise penetrante Arroganz nie ausstehen können. Es erfüllte ihn mit Genugtuung, zu sehen, wie Peter Bellwood erst die Augen aufriß und ihn entgeistert anstarrte, wie er dann schlagartig zu zittern begann und jegliche Farbe aus seinem Gesicht wich.
    „Peter", grollte Slikker kaum verständlich. „Erkennst du mich?"
    Es war nicht klar, ob Bellwood überhaupt registrierte, was das schuppenartige Monster auf der anderen Seite der Schalterverglasung sagte. Sein heiserer Aufschrei ging in dem Splittern des Glases unter, als Slikker sich nach vorn warf und mit den geballten Pranken zuschlug. Er entwickelte ungeheure Kräfte. Schon packten seine Krallen durch die entstandenen Risse hindurch und rüttelten an der Scheibe. Großflächige Bruchstücke schleuderte er achtlos hinter sich.
    Endlich kam Leben in Bellwoods wie erstarrt sitzende Gestalt. Als er aufsprang und zurückwich, stieß er die Kasse mit dem Kleingeld um. Sein Rollstuhl polterte vor dem Monstrum

Weitere Kostenlose Bücher