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162 - Das Grauen aus der Baring Road

162 - Das Grauen aus der Baring Road

Titel: 162 - Das Grauen aus der Baring Road Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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nicht sofort reagierte, bekam ihre Ellenbogen zu spüren.
    Endlich stand sie vor dem Bewußtlosen, fuhr sich mit der Hand an den Hals. Ihr Gesicht nahm einen freudig erregten Ausdruck an.
    „Können Sie das etwa bestätigen, Madam?" William Certain blickte fragend zu ihr auf.
    „Leider nicht", erwiderte sie. „Allerdings glaube ich Ihnen." Ungeachtet des nassen Gehsteigs ließ sie sich in die Knie sinken und beugte sich über den Bewußtlosen. Trehurns Atem war noch immer kaum wahrnehmbar. Blitzschnell zupackend, zog sie seine Lider hoch. Nur das Weiß der Augen war zu sehen, die Pupillen schienen gänzlich verschwunden zu sein.
    „Helfen Sie mir, Mister!" Vergeblich nestelte sie wieder an der Kette um ihren Hals, ohne den Verschluß aufzubekommen.
    „Was haben Sie vor? Können Sie Hank helfen?"
    „Der Geist ist in ihn gefahren", sagte sie ernsthaft.
    Certain prallte förmlich zurück. Er blickte sie an, als wolle er an ihrem Verstand zweifeln, dabei war er sich selbst nicht im klaren, was er glauben sollte. Und Wayne, der nach wie vor wie angewurzelt dastand, schien ebenfalls nicht zu begreifen.
    „Ruft denn niemand einen Krankenwagen?" Certain fiel der Frau in die Arme, die jetzt das kleine silberne Kreuz, das an der Kette hing, über Trehurns Gesicht pendeln ließ. „Was soll das, Madam?" „Miß", korrigierte sie ihn.
    „Also gut, meinetwegen. Aber lassen Sie den Unsinn."
    „Haben Sie von einem Geist gesprochen, oder…?"
    „Ja, ja, ja", wehrte er heftig ab. „Ich weiß schon selbst nicht mehr, was ich tatsächlich gesehen habe."
    „Eben." Erwartungsvoll preßte sie das kleine Kreuz auf die Stirn des Bewußtlosen. Lautlos bewegten sich ihre Lippen. Und ihr Gesicht wurde mit jeder Sekunde länger, in der nichts geschah. Offensichtlich hatte sie sich von dem Symbol des christlichen Glaubens eine belebende Wirkung versprochen.
    „Bitte, Miß, wer immer Sie sein mögen, hören Sie damit auf." Mit sanfter Gewalt schob William Certain ihren Arm zur Seite.
    Augenblicke später schlug Trehurn die Augen auf. Sie waren nach wie vor ohne Pupillen, und das Unheimliche, das von ihnen ausstrahlte, spürten auch die weiter entfernt Stehenden. Die Menge löste sich rasch auf.
    „Hank!" rief Certain und schüttelte den Freund an den Schultern. „Was ist mit dir?"
    Die einzige Antwort war ein dumpfes, zusammenhangloses Stammeln. Blicklos stierten die Augen in unergründliche Ferne. Dann setzte die Verwandlung ein, begann das Gesicht sich zu verformen, wurde die Haut rissig und platzte in großflächigen Schuppen auf.
    Innerhalb von Sekunden hatte Hank Trehurn sich erschreckend verändert. Ein Fauchen drang über seine blutlosen, verhornten Lippen. Taumelnd kam er auf die Beine; seine Bewegungen wirkten wie die eines sinnlos Betrunkenen, der seine Muskeln längst nicht mehr unter Kontrolle hat.
    Er stand mit dem Rücken zur Fahrbahn. Im nächsten Moment torkelte er auf die Straße. Bremsen quietschten, gefolgt von dem dumpfen Aufprall eines schweren Körpers. Jemand schrie.
    Ein Ford Transit hatte nicht mehr rechtzeitig anhalten können. Hanks lebloser Körper lag in verkrümmter Haltung unter der vorderen Stoßstange. Kreidebleich und sichtlich unter Schock stehend, stieg der Fahrer des Fahrzeugs aus.
    „Ich… ich konnte nicht mehr stoppen", stammelte er. „Sie müssen mir glauben. Es kam alles so plötzlich."
    „Schon gut", erwiderte Wayne Murdoc schroff. „Niemand macht Ihnen einen Vorwurf." Als er den leblosen Körper umdrehte, blickte er in ein eingefallenes, menschliches Gesicht. „Aber - das gibt es doch nicht. Er hat ausgesehen wie… wie eine Echse, oder eine Schlange."
    „Wie…?" machte der Fahrer verdattert.
    „Miß", wandte Certain sich an die Frau, die im Begriff war, sich langsam zurückzuziehen. „Sie haben es doch auch gesehen, nicht wahr?"
    In sichtlichem Erstaunen schüttelte sie den Kopf. „Ich habe keine Ahnung, wovon Sie sprechen." „Daß er… Du meine Güte." Mit beiden Händen faßte Certain sich an die Schläfen und massierte sie mit den Fingerspitzen. „Ich fürchte, ich phantasiere schon am hellen Tag. - Wayne, hilf mir!" Gemeinsam zogen sie den Toten unter dem Lieferwagen hervor. Als sie sich wieder aufrichteten, war die ältere Frau schon etliche hundert Meter entfernt. „He, Miß", rief Murdoc ihr hinterher. „Bitte, warten Sie! Ihre Zeugenaussage könnte wichtig sein."
    Sie schien ihn nicht zu hören. Und bevor er ihr nachlaufen konnte, war sie verschwunden.

    Wie ein

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