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1622 - Sie kamen aus der Totenwelt

1622 - Sie kamen aus der Totenwelt

Titel: 1622 - Sie kamen aus der Totenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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die Raben dort anders?«, fragte Suko.
    »Bestimmt nicht.«
    »Mir ist noch eine andere Idee durch den Kopf geschossen.«
    »Und welche?«
    Suko verschränkte die Arme vor der Brust. »Was hältst du davon, wenn wir davon ausgehen, dass Todd Hayes nicht der Einzige gewesen ist, der über etwas Bestimmtes informiert gewesen war? Dass noch weitere Menschen Bescheid wissen? Bergsteiger sind zwar Individualisten, aber sie gehen auch in Gruppen. Da könnte es doch sein, dass sich Todd Hayes einer solchen Gruppe angeschlossen hat. Oder liege ich mit meinen Überlegungen so falsch?«
    Ich sagte zunächst mal nichts und sah meinen Freund nur an. Der Gedanke war gar nicht schlecht. Er gefiel mir, und das sagte ich Suko auch.
    »Wunderbar. Dann sollten wir uns darauf konzentrieren, auch wenn wir nicht sicher sind, dass wir richtig liegen. Ich gehe noch einen Schritt weiter. Sollte Todd Hayes mit einer Gruppe von Bergsteigern unterwegs gewesen sein, dann ist das oft eine verschworene Gemeinschaft, die nicht auseinanderbricht, wenn man sich trennt. Diese Männer bleiben auch sonst in Verbindung. Man hält in der berglosen Zeit Kontakt miteinander. Ich denke, dass wir uns hier noch mal genauer umschauen sollten. Vielleicht finden wir Briefe oder auch nur Karten. Mails nicht, denn ich sehe hier keinen Computer.«
    Wir befanden uns in einer Situation, in der wir nach jedem Strohhalm griffen. Deshalb machten wir uns noch mal an die Durchsuchung des Zimmers.
    Zuvor warf ich noch einen Blick aus dem Fenster. Die Raben waren nicht verschwunden. Entfernungen sind schlecht abzuschätzen, wenn sich Vögel in der Luft bewegten. Ich glaubte allerdings, dass sie näher herangekommen waren. Und noch ein weiterer Vogel hatte sich zu den beiden gesellt.
    Das Fenster ließ ich offen.
    Die Durchsuchung lief nun anders. In der Aktentasche fanden wir nichts, das Innere des Schranks lieferte uns auch keinen Hinweis, aber es gab noch andere Verstecke, und da dachte ich an das Bett. Wer etwas zu verbergen hatte, der konnte es unter einer Matratze tun. Das war schon seit langen Zeiten so.
    Wir packten die Matratze an zwei verschiedenen Seiten an und hievten sie hoch - und da war tatsächlich etwas. Dort lag eine gepolsterte Tüte.
    Größer als das DIN-A4-Format. Ich nahm sie an mich und legte sie auf den Tisch.
    »Jetzt bin ich mal gespannt«, sagte Suko.
    Das war ich auch. Die Tüte war mit zwei Klammern verschlossen, die ich löste. Danach kippte ich sie, und so rutschten die dort versteckten Unterlagen hervor und fielen auf den Tisch.
    Es waren Fotos und Briefe.
    Wir nahmen uns zuerst die Bilder vor. Eine Gruppe von vier Bergsteigern war dort abgebildet. Stets dieselben Männer, aber vor verschiedenen Hintergründen. Sie zeigten allesamt eine Gebirgslandschaft. Drei der Männer waren uns unbekannt, aber Todd Hayes war auf jedem Bild gut zu erkennen.
    »Bringt uns das weiter, John?«
    Ich ließ das letzte Bild aus meiner Hand rutschen und auf den Tisch fallen. »Das kann ich dir nicht sagen. Es ist ein Strohhalm. Möglicherweise sind auch die drei restlichen Männer in Gefahr, und da wäre es gut, wenn wir sie finden könnten.«
    »Eine Fahndung also.«
    »Noch nicht.«
    Wir griffen nach den Briefen. Zwar hatten wir auf den Fotos vier Männer gesehen, die Briefe aber stammten immer nur von einer Person, und sie waren aus Deutschland abgeschickt worden. Wir lasen auch den Absender. Es war ein Mann namens Michael Norton.
    Der Name sagte uns nichts. Er war auch im Moment nicht wichtig. Erst mal zählte der Inhalt.
    Jeder nahm sich einen Brief vor. Der Inhalt war allgemein und speziell zugleich. Man schrieb seine Erinnerungen von der letzten Tour auf. Aber es gab auch andere Inhalte. Mehr private. Der Mann aus Deutschland schrieb von einem verdammt harten Job, der an seinen Nerven zerrte, und er fragte sich, wie lange er das noch durchstehen konnte. Er werde sich irgendwann versetzen lassen.
    »Was ist mit deinen Briefen, Suko?«
    Er hob die Schultern. »Ich weiß nicht so recht.«
    »Wieso?«
    »Lies selbst.«
    Wenig später hielt ich den Brief in der Hand, der einen völlig anderen Inhalt hatte. Man konnte ihn im weitesten Sinne als philosophisch bezeichnen. Er beschäftigte sich mit dem Sterben und der Zeit danach. Mit der Welt der Toten.
    »Hast du das verstanden, Suko?«
    »Lies mal weiter.«
    Dazu musste ich das Schreiben umdrehen. Darin berichtete der deutsche Schreiber von einem Menschen, der blind war und trotzdem sah. Aber nicht in die normale

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